Essen/Duisburg. Nach der Chaos-Wahl an der Universität Duisburg-Essen kündigt Studenten-Vertreter Jens Eißmann seinen Rückzug an. Noch immer weiß niemand, ob die Wahl zum Studentenparlament überhaupt gültig ist. Das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen entscheidet darüber.

Noch immer weiß niemand an der Uni, ob die Wahl zum Studentenparlament, die Ende November stattfand, überhaupt gültig ist. Jetzt äußert sich erstmals Jens Eißmann, Chef der Studentenvertretung AStA, zu den Vorgängen.

Herr Eißmann, die Wahl zum Studentenparlament der Uni Duisburg-Essen ist mittlerweile bundesweit in den Schlagzeilen. Neulich schrieb Spiegel Online: „Die peinliche Uni-Wahl.“ Wie peinlich ist Ihnen das alles, Herr Eißmann?

Jens Eißmann: Natürlich bedauert der AStA, dass alles so gekommen ist. Die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit stört mich sehr.

Und was passiert jetzt?

Eißmann: Wir warten weiter auf ein Urteil des Verwaltungsgerichts Gelsenkirchen, das darüber urteilt, ob die Wahl rechtmäßig abgelaufen ist oder nicht.

Was ist, wenn das Gericht sagt, die Wahl durfte so stattfinden?

Eißmann: Dann freue ich mich und trete zurück.

Was ist, wenn das Gericht sagt, die Wahl durfte so nicht stattfinden?

Eißmann: Dann freue ich mich auch und trete auch zurück.

Das heißt, Sie werden in jedem Fall Ihr Amt niederlegen?

Eißmann: Ja. Ich hänge am Amt nicht länger als nötig. Mein Examen ist fertig, ich stehe vor dem Einstieg in den Beruf. Ich habe aber auch immer gesagt, dass ich nicht ein zweites Mal antreten werde.

Sie wollen Lehrer werden. Bei diesen Schlagzeilen – es geht seit Monaten um Korruptionsvorwürfe, und die Staatsanwaltschaft ermittelt mittlerweile. Haben Sie da eigentlich Angst um Ihren künftigen Beamtenstatus?

Eißmann: Natürlich habe ich das. Was als Kleinkrieg begann, ist zu einer furchtbaren Schlammschlacht angewachsen, und die Gefahr besteht, dass hier der Berufseinstieg von vielen Leuten kaputt gemacht wird.

Was ist denn nun nach Ihrer Meinung schief gelaufen bei der Wahl?

Eißmann: Die Wahl hätte so überhaupt nicht stattfinden dürfen. Das wusste auch jeder. Die formalen Verfahrensfehler waren offensichtlich: Es hat vorab mehrere Frist-Versäumnisse gegeben. Der Wahlausschuss hat zum Beispiel die Frist für Wahlvorschläge verlängert. Und das Wählerverzeichnis ist zu spät und falsch ausgehängt worden.

Und was ist daran denn so schlimm?

Eißmann: Diese Formfehler waren allen bekannt. Mir blieb gar nichts anderes übrig, als zu versuchen, die Wahl zu stoppen. Denn bei diesen gravierenden Verstößen hätte eine Klage gegen das Wahlergebnis wohl sofortigen Erfolg. Dann müsste die Wahl wiederholt werden.

Und was wäre daran so schlimm?

Eißmann: Am Ende könnte man mir Fahrlässigkeit unterstellen. Das bedeutet, dass ich am Ende die Rechnung für die Wahl zahlen müsste – rund 30.000 Euro. Ich glaube, es ist nachvollziehbar, dass ich daran kein Interesse habe.

Der Senat appelliert mittlerweile öffentlich an die Vernunft aller Beteiligten, denn das Wahl-Chaos schade der gesamten Uni.

Eißmann: Das ist sicher richtig. Aber ich kann die Hochschulleitung nicht verstehen, wir haben mehrfach um Hilfe gebeten. Warum die Hochschulleitung uns nicht darin unterstützt hat, die Wahl abzubrechen, ist mir schleierhaft.

Warum treten Sie nicht jetzt schon zurück?

Eißmann: Weil derzeit alles in der Schwebe ist, würde ich weiter geschäftsführend den Vorsitz behalten. Deshalb das Warten. Auch ich möchte, dass hier ein sauberer Neuanfang gemacht wird mit neuen Gesichtern und ohne Altlasten.