Essen. Die Resonanz auf Essens neues Angebot für Künstler übertrifft alle Erwartungen. In der Umgebung des künftigen Atelier-Hauses an der Schützenbahn könnten in naher Zukunft weitere Werkstätten für freie Kulturschaffende entstehen.
Die Stadt plant konkret, das Angebot an Ateliers für freie Künstler in der Nord-City deutlich auszuweiten. In der Umgebung des künftigen Atelier-Hauses an der Schützenbahn, das derzeit in einem leer stehenden Bürogebäude eingerichtet wird, könnten in naher Zukunft weitere Werkstätten für freie Kulturschaffende entstehen. „Wir führen bereits Gespräche“, berichtet Alfons Wafner vom Kulturbüro der Stadt.
Für das künftige Atelier-Haus an der Schützenbahn liegen 60 Bewerbungen von Künstlern vor. Auch Vertreter kultureller Einrichtungen hätten bereits angeklopft, berichtet Wafner, es gehe um langfristige Kooperationen. „Das alles zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ 60 000 Euro investiert die Stadt in den kommenden drei Jahren in die Immobilie und ermöglicht so interessierten Künstlern ein preiswertes Domizil, das 2,50 Euro pro Quadratmeter und Monat kostet. Die ersten Kandidaten besichtigten bereits die Räume, heißt es.
„Kunsthaus Essen“ übernahm Trägerschaft
Künstler der Initiative „Freiraum“ hatten im Sommer 2010 das leer stehende DGB-Haus an der Schützenbahn besetzt. Sie machten damit auf den Missstand aufmerksam, dass günstiger Raum für freie Künstler fehlt. Kulturdezernent Andreas Bomheuer nahm sich daraufhin der Sache an. Im Herbst 2011 zeichnete sich dann die Lösung ab: Bezogen wird jetzt das Gebäude, das früher „RTL West“ beherbergte.
Die offizielle Trägerschaft hat der Verein „Kunsthaus Essen“ übernommen. Der Verein betreibt seit den Achtziger Jahren sein Domizil an der Rübezahlstraße in Rellinghausen. „Kunsthaus Essen“ ist offizieller Mieter des neuen Atelierhauses. „Der Verein greift inhaltlich nicht ein“, versichert Johannes Gramm, der Vorsitzende.
"Freiraum"-Künstler fühlen sich ausgeschlossen
Die Künstler, die sich bei „Freiraum“ versammeln, fühlen sich trotzdem ausgeschlossen – und lehnten in dieser Woche die Immobilie endgültig ab. Es ist nicht nur jugendliche Widerspenstigkeit, die man den Künstlern von „Freiraum“ vielleicht noch als branchenübliche Eigensinnigkeit auslegen könnte. Sondern hinter der Ablehnung verbirgt sich offenbar viel verletzte Eitelkeit – denn so frei sind viele der „Freiraum“-Künstler gar nicht. Sondern organisiert im Kunstverein „Port“, der seit 2004 existiert und sein offizielles Domizil in der Bürgerbegegnungsstätte „Storp 9“ im Südostviertel hat.
„Das Konzept war schon fertig, als wir hinzukamen“, sagt Joscha Hendricksen, der Sprecher der Initiative „Freiraum“. Er ist gleichzeitig Vorstandsmitglied bei „Port“. Man habe zwar Ateliers gefordert, aber: „Wir wollten einen Raum, in dem ,Port’ als Mieter auftritt.“
Dabei betrachten sich weder „Port“ noch „Kunsthaus“ gegenseitig als Konkurrenz: „Kunsthaus“ setzt Schwerpunkte in bildender Kunst; „Port“ ist vor allem im öffentlichen Raum aktiv.