Essen. Der Enthusiasmus siegt über kalte Füße – in zwei Stunden kamen bei der Aktion “Straßenkind für einen Tag“ der B.M.V.-Schule mehr als 500 Euro für Kinder in Bolivien zusammen.
Sätze wie „Kindern helfen in Bolivien“ und „Weltweit sterben mehr als 100 Millionen Kinder auf der Straße“ sind auf den wetterfest verschweißten Schildern zu lesen, mit denen sich 25 Fünftklässlerinnen der B.M.V.-Schule vor der Kirche St. Mariä Empfängnis positioniert haben.
Es ist Samstag, die Mädchen stehen in Holsterhausen an der Gemarkenstraße. „Straßenkind für einen Tag“ heißt ihr Aktionstag, den sie mit ihrer Politiklehrerin Dietlind Engel im Unterricht vorbereitet haben. „Das ist ein Projekt von Terre des Hommes, das sich für Kinder und Kinderrechte weltweit stark macht“ erklärt Engel. Die Mädchen stehen erwartungsvoll mit Bauchläden, Spendendosen und Plakaten bereit.
"Es ist ganz wichtig, dass wir helfen"
„Hoffentlich bleiben die Leute stehen“, sagt Nurcan leise und blickt in ihre Kiste mit Streichhölzern, Luftballons und Einkaufschips. Das alles will sie gegen möglichst hohe Spenden verkaufen. Andere haben selbst gebackene Kekse dabei. Gina (10) rasselt mit der Spendendose: „Wir waren direkt einverstanden, als unsere Lehrerin uns gefragt hat, ob wir hier mitmachen wollen.“ Nurcan nickt: „Es ist doch ganz wichtig, dass wir helfen.“ Nur die Kälte dämpft die Vorfreude ein wenig. Doch Enthusiasmus siegt letztendlich über Eisfüße.
„Wir haben im Unterricht über Straßenkinder und Kinderrechte gesprochen“, erzählt Dietlind Engel. Viele der Fünftklässler seien geschockt darüber gewesen, dass Gleichaltrige sich ohne Familie durchs Leben schlagen müssen. „So etwas ist für sie natürlich unvorstellbar.“ Umso wichtiger sei es, dass die Schüler ihr Wissen nun praktisch anwendeten. „Sie sollen ja nicht nur Spenden sammeln, sondern die Passanten auch über das Schicksal der Straßenkinder informieren“, betont die 29-jährige Lehrerin.
Nicht so schüchtern!
Derweil kommen Nurcan und Gina atemlos zurückgerannt. „Wir haben schon fünf Euro fünfzig eingenommen“, ruft Nurcan roten Wangen. „In nur zehn Minuten“, ergänzt Gina strahlend. „Eine Frau hat sogar einfach so drei Euro gespendet, die wollte gar nichts dafür haben.“ Auch andere Passanten lassen sich von der Begeisterung der Fünftklässler anstecken. „Ist doch toll, wenn Kinder sich für eine gute Sache engagieren“, betont Passant Wolfgang Schlömer, der ohne Zögern eine Münze in die Spendendose gesteckt hat. „Viele wissen doch gar nicht, wie gut es ihnen geht“, findet er. Einen Tipp hat der 69-Jährige aber noch: „Manche der Kinder sind etwas schüchtern, das müssen sie noch ablegen.“
Über 500 Euro gesammelt
Dem Erfolg der Aktion tut das keinen Abbruch: „Bei mir sind schon ganz viele Kekse weg“, verkündet beispielsweise Jana nach einer knappen halben Stunde. Auch das Blockflötenspiel von Annika kommt gut an. „Eigentlich ist nur die Musik typisch für das Leben von Straßenkindern“, räumt Lehrerin Engel ein. Eigentlich gehörten zum Projekt, das unter dem Motto „Sichtwechsel“ stattfindet, auch Schuhe putzen und Autoscheiben säubern. „Aber dafür ist es heute einfach zu kalt, daher ist unsere Version etwas abgespeckt.“ Bei aller Solidarität mit den Straßenkindern – erkälten will sich dann doch lieber niemand.
Am Ende haben die Kinder in knapp zwei Stunden über 500 Euro gesammelt.