Essen. Sport, allen voran die Leichtathletik, ist für den 67-jährigen Essener Alt-Oberbürgermeister Wolfgang Reiniger eine Passion. Aus dem Ruhestand heraus gründete er nun mit 200.000 Euro Kapital aus seiner Tätigkeit als Aufsichtsrat beim Energieriesen RWE eine Stiftung zur Förderung der Kinder- und Jugendleichtathletik.
Wolfgang Reiniger dürfte vielen Bürgern dieser Stadt nicht nur als Oberbürgermeister in guter Erinnerung sein. Als Langstreckenläufer ging er bei diversen Marathon-Events an den Start und kam stets mit beachtlichen Zeiten auch ins Ziel. Sport, allen voran die Leichtathletik, ist für den 67-Jährigen eine Passion. So war es für ihn nur ein kleiner Schritt zur Gründung einer Stiftung zur Förderung der Kinder- und Jugendleichtathletik in Essen. Den Startschuss dafür hat Wolfgang Reiniger jetzt aus dem Ruhestand heraus gegeben.
Als ehemaliger Oberbürgermeister einer Stadt, die sich kinderfreundlich nennt, in der aber viele Familien vor sozialen Problemen stehen, weiß Wolfgang Reiniger nur zu gut, „dass es an allen Ecken und Enden knapp ist“. Mit einer Stiftung wolle er ein wenig helfen.
Kindersportstiftung als größter Wunsch
200.000 Euro als Stiftungskapital hat der 67-Jährige eingebracht. Das Geld stammt aus der Vergütung, die er nach dem Ausscheiden aus dem Amt des OB noch für seine Tätigkeit als Aufsichtsrat beim Energieriesen RWE erhalten hat. Reiniger war zwar bei der Kommunalwahl 2009 nach zwei Amtszeiten nicht mehr angetreten, als Vertreter der Stadt war er aber bis 2011 in den Aufsichtsrat gewählt worden. Dass er seinen Posten nicht zur Verfügung stellte, brachte ihm seinerzeit Kritik von Grünen, Linken und der FDP ein. Sein Nachfolger als OB, Reinhard Paß (SPD), hatte gegen seinen Verbleib im Aufsichtsgremium hingegen nichts einzuwenden und sah die Interessen der Stadt offenbar weiterhin durch Reiniger gewahrt.
„Ich habe nie die RWE-Aufsichtsratsbezüge für mich persönlich vereinnahmt”, betonte dieser damals und machte keinen Hehl daraus, dass er die Aufwandsentschädigung lieber für etwas Sinnvolles spenden würde. Als Oberbürgermeister musste Reiniger die Aufsichtsrats-Vergütung an die Stadt abführen, nun kommt sie Kindern und Jugendlichen zugute.
„Mein großer Wunsch wäre eine Kindersportstiftung gewesen“, erzählt der Stiftungsgründer. Doch dafür sei die Kapitaldecke leider etwas zu dünn. Deshalb habe er sich dafür entschieden, einen kleinen Beitrag zur Förderung einer klassischen olympischen Sportart zu leisten.
Viele Fördermöglichkeiten
Je nach Zinssatz wird die Stiftung einige tausend Euro pro Jahr ausschütten können. Kinder- und Jugendleichtathletik in Vereinen und Schulen sollen davon profitieren. Bei Bedarf können auch talentierte Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 16 Jahren eine individuelle Unterstützung bekommen.
„Vor Augen habe ich einen Übungsleiter, der auf uns zukommt und sagt: Ich habe da einen Jugendlichen, der ist hoch veranlagt, aber seine Eltern haben nicht genug Geld, um ihm ein Paar Spikes zu kaufen“, erläutert Reiniger den Stiftungszweck. In einem solchen Fall würde die Stiftung dem talentierten Sportler die Laufschuhe finanzieren. Und wer weiß: Vielleicht ist es das Startkapital zu einer großen Karriere als Sportler.
Auch Fahrten zu Lehrgängen, Trainingslagern oder Wettkämpfen können gefördert werden oder „Schnuppertage“, mit denen Sportvereine den Nachwuchs für die Leichtathletik begeistern möchten. Über die Vergabe der finanziellen Mittel entscheidet ein dreiköpfiges Kuratorium. Neben Reiniger gehören dem Gremium der für Kinder und Jugendliche zuständige Beigeordnete der Stadt an und der Vorsitzende des Leichtathletikkreises Essen.
Als junger Mann bevorzugte Wolfgang Reiniger die Mittelstrecke, seine Stiftung sei langfristig angelegt, betont der Ausdauersportler, den derzeit eine Knieverletzung außer Gefecht setzt. Dem Gründer und seinem Projekt sei ein langer Atem gewünscht.