Essen. . Fast täglich lenkte er ein Mercedes Cabrio von seiner Wohnung in Holsterhausen nach Holland und zurück: Zu vier Jahren Haft verurteilte die VI. Essener Strafkammer am Freitag den 69-Jährigen, der im großen Stil Marihuana über die Grenze schmuggelte.

Ein feiner Herr, der seine Worte wählt und die Ruhe des Alters ausstrahlt. Und doch ist er ein Straftäter. Zu vier Jahren Haft verurteilte die VI. Essener Strafkammer am Freitag den 69-Jährigen, der im großen Stil Marihuana über die Grenze schmuggelte.

Fast täglich lenkte er ein Mercedes Cabrio von seiner Wohnung in Holsterhausen nach Holland und zurück. Auf dem Rückweg transportierte der feine, ältere Herr kiloweise Marihuana und andere Drogen. „EK Daimler“ hatte die Polizei ihre Ermittlungskommission genannt, als sie den Tipp auf ihn bekam. Den Mercedes hatte dem 69-Jährigen ein Dealer zur Verfügung gestellt, weil hochwertige Autos angeblich nicht so auffallen.

Sieben Schmuggelfahrten aus dem Frühsommer hatte Staatsanwältin Yvonne Rothe dem Angeklagten vorgeworfen, nur ein kleiner Ausschnitt aus der illegalen Tätigkeit des Rentners. 50 Kilogramm Drogen hatte er allein in diesem Zeitraum über die Grenze gebracht. „Es stimmt alles so, wie Frau Staatsanwältin es vorgelesen hat“, versicherte der Angeklagte. Pro Kilogramm hatte er 200 Euro von seinen holländischen Auftraggebern erhalten.

Wie riskant ein Leben in der Illegalität sein kann, bekommt die Polizei am 10. August bei einer Observation des Angeklagten mit. Die Beamten sehen, wie er sein Auto vor dem Haus in Holsterhausen abstellt und in seine Wohnung geht. Die sieben Kilo Drogen lässt er im Kofferraum.

In Wohnung überfallen

Kurz darauf kommen fünf junge Männer, gehen in seine Wohnung und verlassen diese nach kurzer Zeit wieder. Draußen nehmen sie schnell die Drogen aus dem Kofferraum. Was die Polizei nicht ahnt: Drinnen schlugen sie den Rentner zusammen, brachen ihm die Nase.

Drei Tage später nimmt die Polizei ihn fest. Schon wieder hat er Drogen im Kofferraum: 15,8 Kilo Marihuana. Eine Pistole besitzt er auch: Illegal. Er entscheidet sich, bei der Polizei auszupacken, belastet zahlreiche andere Dealer. Verteidiger Andreas Renschler: „Habe lange niemanden erlebt, der so viel erzählte.“ Dafür gibt es einen dicken Kronzeugenrabatt. Richterin Jutta Wendrich-Rosch: „Das war eine Art Lebensbeichte.“