Essen./Dorsten. .

Ganz so stark, wie ihn die Anklage sah, wollte der 28-jährige Dorstener doch nicht in den Drogenhandel verstrickt gewesen sein. Drei Jahre und drei Monate lang muss er wegen Beihilfe zum Drogenhandel trotzdem ins Gefängnis, entschied das Landgericht Essen.

Für fast 80 Kurierfahrten mit bis zu 5 Kilogramm Marihuana im Auto hatte er sich vor der XVI. Essener Strafkammer zu verantworten. Heraus kamen im Urteil 14 Fahrten, die er selbst vor Gericht gestanden hatte. Aufgeflogen war er durch seinen Auftraggeber, Der hatte mit einem Freund zusammen seit März 2010 Drogen aus Holland nach Dorsten gebracht und von dort aus weit über die Stadtgrenzen hinaus verkauft.

Am 27. Januar bekam der Chefdealer aber kalte Füße und ging zur Polizei. Er habe Angst vor seinem „Geschäftspartner“, erzählte er der Polizei, weil dieser ihn erpresse. Und dann offenbarte er den lukrativen Drogenhandel, der der Polizei nicht bekannt war. Er selbst wartet noch auf sein Verfahren, sein Ex-„Partner“ wurde von der Jugendstrafkammer bereits zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt.

Jetzt also der 28-jährige Kurier. Nein, so oft sei er gar nicht gefahren. Weit weniger als sein „Chef“ bei der Polizei erzählt hatte. Es stimme aber, dass er Abnehmer im Dresdener und Mannheimer Raum beliefert habe. Offenbar hatte er auch Spaß daran, mit Mercedes-Leihwagen durch Deutschland zu fahren. Am 3. November war er in Hessen aufgeflogen, als er gerade mit fünf Kilogramm Marihuana und einem seiner Chefs an Bord nach Mannheim fuhr. Die hessische Justiz glaubte ihm aber seine Erklärung, er sei davon ausgegangen, in einem Karton einen Satz Autoscheinwerfer zu transportieren. Sie klagte damals nur den „Chef“ wegen Drogenhandels an.

Gelöst haben will er sich freiwillig von der Drogenszene, nachdem er Aussicht auf Arbeit hatte. Um das zu untermauern, sagt er, er habe sich mit dem „Chef“ dann nur noch bei McDonald's in Dorsten getroffen. „Der Parkplatz ist ein absolut drogenfreier Raum, kann ich Ihnen aus richterlicher Erfahrung sagen“, versucht es Richter Martin Hahnemann mit Ironie. Und legt nach: „Da gibt es mehr Drogen als Big Macs.“