Essen. . Viele werden laut einer Umfrage wegen sinkender Renten ihr Zuhause verlassen müssen, doch laut einer Umfrage des Pestel-Institutes fehlt bezahlbarer Wohnraum. Gemessen am Bundesdurchschnitt stuft es die zu erwartende Altersarmut als „erhöht“ ein.
Zu wenig Wohnraum für arme Senioren, so lautet das Ergebnis einer Umfrage des Pestel-Institutes. Gemessen am Bundesdurchschnitt stuft es die zu erwartende Altersarmut in Essen als „erhöht“ ein.
Die Prognose: 2020 würden mehr als 10 000 Rentner in Essen von der Grundsicherung leben. Ein Großteil der älteren Menschen werde in den kommenden Jahren über einen Wohnungswechsel nachdenken müssen. Und Senioren-Wohnungen seien in Essen zurzeit Mangelware.
Neue Wohnformen für Senioren müssen entwickelt werden
Gebraucht würden kleinere, energieeffiziente und altengerechte Wohnungen. Viele Rentner könnten sich nur noch Wohnungsgrößen zwischen 30 und 40 Quadratmetern leisten, sagt Matthias Günther vom Pestel-Institut. Wenn nicht im enormen Maße um- und ausgebaut werde, drohe die soziale Ausgrenzung Älterer beim Wohnen.
„Die Nachfrage ist schon seit einiger Zeit riesig“, bestätigt Rudolf Gruber, vom Amt für Stadterneuerung und Bodenmanagement. Neubauten werden den wachsenden Bedarf keinesfalls decken können. So müsste viel in bestehenden Bauten geschehen. Fenster erneuert oder Wände gedämmt werden, damit Heizkosten nicht explodieren. Es reiche nicht, wenn Unternehmen oder Wohnungsgesellschaften umdenken: „Wir müssen die privaten Eigentümer erreichen“, sagt Gruber. Wichtig sei es, den Wohnraum für Senioren barrierefrei und das Umfeld sicher zu machen. So müssten Angsträume wie auf dem Weg durch den Hof zu den Mülltonnen oder im angrenzenden Park vermieden werden, was bei Neubauten zum Beispiel mit Beleuchtung berücksichtigt werde.
Die Stadt steuere gegen: So biete sich beim Projekt in Altendorf, wo die städtische Tochter Allbau baut, Gelegenheit, mit benachbarten Eigentümern ins Gespräch zu kommen. Ein Stichwort: neutrale Energieberatung. Was der Stadt allerdings beim Plan, private Eigentümer zu Investition zu bewegen, nicht nur in Altendorf in die Quere kommt: Die Kfw-Förderung läuft aus. Sie gewährt bei energieeffizienter Sanierung günstige Kredite. „Das Programm wurde in Essen gut angenommen“, sagt Gruber, der die Entscheidung kritisch sieht.
Zahlreiche Anträge für sozialen Wohnungsbau
Für sozialen Wohnungsbau kann die Stadt jährlich acht Millionen Euro ebenfalls mit günstigem Zinssatz verteilen. Die Miete beträgt dann für bis zu 20 Jahre höchstens 4,85 Euro pro Quadratmeter. Doch acht Millionen reichen längst nicht: „Wir schieben Anträge vor uns her“, sagt Gruber.
Für vier städtische Grundstücke in Haarzopf, Freisenbruch, Bredeney und Dellwig, die zum Verkehrswert an Wohnprojekte veräußert werden sollen, haben sich bereits Interessenten gemeldet, sagt Anna Heimannsberg, von der Anlaufstelle für neue Wohnformen beim Allbau. Das seien vor allem Menschen, die an ein Mehrgenerationen-Wohnen denken. Für Rudolf Gruber ist das ein Indiz für die Bredouille: Immer mehr Menschen, die sich zu zusammenschließen, um ihre Wohnform verwirklichen zu können.
Matthias Günther sieht bei der Situation in Essen die ideale Lösung in Häusern mit kleinen Wohn-Appartements und Gemeinschaftsräumen für die Senioren. Die Nachbarn können sich gegenseitig unterstützen, um möglichst lange in den eigenen vier Wänden wohnen zu bleiben.