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Auf teils heftige Kritik stoßen die Pläne der Regierung gegen Altersarmut und für höhere Hinzuverdienste für Frührentner. Der Sozialverband Deutschland befürchtet, dass Arbeitgeber reguläre Stellen streichen und mit Frührentnern besetzen.

Der von der Regierung angeregte Rentendialog wird zum Rentenstreit. Mit ihren Plänen gegen Altersarmut und für höhere Hinzuverdienste für Frührentner stößt die ­Koalition auf heftige Kritik aus Sozialverbänden und Oppo­sition. Die Vorwürfe reichen von „wirkungslos“ bis „sozial ungerecht“ und kommen teils aus den eigenen Reihen.

Auf Widerstand stößt etwa der Plan der FDP, die Zuverdienstmöglichkeiten für Frührentner deutlich auszuweiten. Bisher dürfen sie nur Minijobs annehmen, ohne dass ihre Rente sinkt. Die Liberalen wollen nun, dass Frührentner künftig mit Rente und Zusatzeinkommen ihr altes Brutto­gehalt erreichen können.

„Ein Privileg für ­Besserverdiener“

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    Weil Frührentner, die vorher wenig verdient haben, dann entsprechend weniger hinzuverdienen dürften als Gutverdiener, nennt SPD-Rentenexperte Anton Schaaf die Pläne „ein Privileg für ­Besserverdiener“. Adolf Bauer, Chef des Sozialverbands Deutschland, urteilt: „Das ist sozial ungerecht und kontraproduktiv.“ Er sieht die Gefahr, dass der Einsatz vieler Frührentner das allgemeine Lohnniveau senkt. „Wie schon bei den 400-Euro-Jobs würden die Arbeitgeber dann reguläre Stellen streichen und mit Frührentnern besetzen.“

    Die FDP will mit ihrer Idee die Anhebung des Rentenalters auf 67 Jahre flankieren. Mit höheren Zuverdiensten könne Frührentnern ein ­gleitender Übergang in den Ruhestand ermöglicht werden. CSU-Sozialexperte Max Straubinger nannte diese Idee „diskussionswürdig“, sie gehöre aber nicht zu den konkreten Vorschlägen, die Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) morgen vorstellen will.

    Dagegen will die Ministerin eine Mindestrente für lang­jährig Versicherte vorschlagen, die bei den Liberalen auf Skepsis stößt. Wer 45 Jahre rentenversichert war und 35 Jahre lang privat vorgesorgt hat, soll nicht in die Grund­sicherung fallen, sondern die „Zuschussrente“ von 850 Euro erhalten. „Wer 45 Jahre gearbeitet und noch privat vorgesorgt hat, ist selten von Altersarmut bedroht“, sagte dazu FDP-Rentenexperte Heinrich Kolb der WAZ. Ulrike Mascher, Präsidentin des Sozialverbands VDK, sagte: „Sie werden kaum Männer und fast keine Frau finden, die davon profitiert.“