Saarbrücken. . Immer mehr Rentner sind auf Nebenjobs und die staatliche Grundsicherung angewiesen, um sich finanziell über Wasser zu halten. Laut Medienbericht kommen 660.000 Menschen nicht mit ihrem Geld aus. Ministerium sieht Zuwachs “nicht so gravierend“.

Eine wachsende Zahl von Rentnern muss einem Zeitungsbericht zufolge noch dazu arbeiten oder die staatliche Grundsicherung beantragen, um über die Runden zu kommen.

Wie die „Saarbrücker Zeitung“ in ihrer Montagsausgabe unter Berufung auf aktuelle Zahlen des Bundesarbeitsministeriums berichtete, gingen im vergangenen Jahr rund 660 000 Menschen im Alter zwischen 65 und 74 Jahren nebenher einer geringfügigen Beschäftigung oder einem Minijob nach. Das seien 244 000 mehr als im Jahr 2000, was einem Anstieg um 58,6 Prozent entspreche. 400 000 über 65-Jährige beantragten und erhielten demnach im Jahr 2009 die staatliche Grundsicherung im Alter, 2003 waren es 258 000.

Regierung: Es gibt keine Altersarmut

Im Bundesarbeitsministerium warnte man vor einer Fehlinterpretation der Zahlen. Eine Ministeriumssprecherin verwies in Berlin darauf, dass innerhalb eines Jahrzehnt die Zahl der Rentner um zwei Millionen gestiegen sei. Insofern sei der Zuwachs bei den Senioren, die etwas dazuverdienten, "nicht so gravierend". Zudem gebe es viele Menschen, die auch nach dem Einstieg in die Rente noch nicht aus dem Arbeitsleben aussteigen wollten.

Zugleich relativierte die Sprecherin die Zahl der über 65-Jährigen, die staatliche Grundsicherung erhielten. Diese war von 258.000 im Jahr 2003 auf 400.000 im Jahr 2009 gestiegen. "Akut gibt es keine Altersarmut", sagte sie. Daher sei auch der immer wieder geforderte Mindestlohn für die Bundesregierung derzeit "kein Thema".

„Malochen bis zum Tod“

„Ruhestand war gestern, malochen bis zum Tode heißt heute das Schicksal von immer mehr Rentnerinnen und Rentnern“, sagte der Linken-Abgeordnete Matthias Birkwald, der eine kleine Anfrage an die Bundesregierung gestellt hatte. Hintergrund sei offenbar die Zunahme prekärer Arbeitsverhältnisse und gebrochener Erwerbsbiografien, sagte er der „Saarbrücker Zeitung“. Das Sozialministerium kündigte für den Herbst einen „Regierungsdialog Rente“ an. Anfang 2012 solle dann ein Gesetzentwurf vorgelegt werden, mit dem das Rentensystem so angepasst werden solle, „dass Armutsgefährdung im Alter nicht zunimmt“, teilte das Sozialministerium dem Blatt auf Anfrage mit. (dapd)