Essen. An der spektakulären Rostfassade des Hauses der Essener Geschichte steht nun auch dran, was im Gebäude drin ist. Die Buchstaben laufen von unten nach oben über die Fassade, und sind doch nur als Schimmer wahrnehmbar.
Im Kulturhauptstadtjahr wurde das neue Haus der Essener Geschichte am Ernst-Schmidt-Platz eingeweiht, in diesem Juni wurde die Dauerausstellung eröffnet - und nun steht auch am Gebäude, was drin ist. Mitte September wurde mit Hilfe einer Schablone der Schriftzug „Haus der Essener Geschichte“ an der markanten Rostfassade angebracht.
Die Buchstaben laufen von unten nach oben über die Fassade, und sind doch nur als Schimmer wahrnehmbar. „Das ist eine Art Klarlack“, erklärt Hermann Scheidt vom Architekturbüro „Ahlbrecht Felix Scheidt und Kasprusch“ (Essen/Berlin), das für Umbau und Erweiterung der ehemaligen Luisenschule verantwortlich ist. Hinter dem rostigen Anbau verbirgt sich - vor zu viel Licht geschützt - das Magazin des Stadtarchivs. Der Schriftzug darauf sei von vornherein geplant gewesen.
„Wir wollten jedoch auf keinen Fall farbige Buchstaben anbringen und mussten ein bisschen tüfteln, um unsere Vorstellungen technisch umsetzen zu können.“ Auf den kontrolliert rostenden Corten-Stahlplatten halten übliche Lacke nämlich nicht. „Wenn Sie normalerweise etwas lackieren wollen, machen Sie es rostfrei.“ Ein kleines Forschungsprojekt nennt Scheidt die Suche nach der Lösung; den entscheidenden Hinweis auf einen Speziallack bekam man in der Oldtimer-Szene. Der Lack werde auch als Korrosionsschutz für Teile alter Automobile verwendet.
Dem Schriftzug habe der Lack zum gewünschten Ton verholfen; „und der Zustand des Untergrundes wird konserviert“, so Scheidt. Freilich ist die Schrift so dezent, dass sogar Mitarbeiter des Stadtarchivs auf WAZ-Anfrage überrascht reagierten: „Nee, auf unserem Haus steht nichts!“ Scheidt wundert das nicht: Als Architekt sei er gewohnt, dass Passanten „nichts wahrnehmen, was oberhalb Schaufensterhöhe liegt“. Dass die spektakuläre Rostfassade ohnehin recht versteckt liegt, lässt Scheidt nicht gelten: „Aus der S-Bahn haben Sie einen wunderbaren Blick darauf“.