Essen-Werden. Am 15. April werden die Bauarbeiten für die Musikbibliothek auf dem Campus der Folkwang-Universität offiziell beginnen. Bis dahin bleibt den Archäologen, die an eben jener Stelle des Geländes derzeit Grabungen durchführen, noch gerade ein Monat für interessante Entdeckungen auf Höhe des geplanten neuen Südflügels.
Ausgrabungsarbeiten unter dem Schutzdach
Zunächst hatte man auf der Hoffläche vor dem Haupteingang, wo mit der Bibliothek die architektonisch fehlende Bauensemble-Ergänzung gegenüber des Preußenflügels erfolgen soll, eine erste Lage Keller aufgegraben. Für den Historiker Spektakuläres gab es da nicht zu entdecken, handelte es sich doch um die erst 1852 bis 1854 erbauten Keller der Königlich-Preußischen Strafanstalt. Diese jedoch wurden auf den vermutlich zur Alten Benediktinerabtei gehörenden Grundmauern errichtet. Freigelegt wurde aus diesem wesentlich früher zu datierenden Bau, dessen oberirdischer Teil um 1945 dem Abrissgerät zum Oper fiel, nun ein zweites, noch tiefer gelegenes Kellergeschoss.
Flugs hatten die Bauarbeiter eine hohe, satteldachartige Gerüstkonstruktion errichtet, unter der man fieberhaft weiter grub. Zu Tage kamen neben einem Mauerwerk aus geschichtetem Bruchstein vier Stufen, die zu einem teichartigen Loch voll gelben Brackwassers in den Untergrund führen. Kanzler Michael Fricke:„ Es könnte sein, dass dort so mancher wichtige Fund zutage tritt.“ Möglicherweise hätten die Menschen früherer Jahrhunderte die Teichanlage genutzt, um darin Gegenstände zu deponieren.
Parallel zu den archäologischen Grabungen wurde bereits mit dem Bau einer unterirdischen Stützmauer aus breiten Betonsäulen begonnen, die parallel zum Hauptgebäude verläuft.
Abgerissen wurde hingegen ein Großteil der Mauer, die das Gelände zum Klemensborn abgrenzt. Die stattdessen errichteten Bauzäune haben dagegen einen unschönen wenn nicht gefährlichen Nebeneffekt. Sie stehen mitten auf dem Gehweg, und ihre Betonsockel ragen so weit in den Weg hinein, dass dieser für Fußgänger kaum noch benutzbar ist.
Wurde Gewässer als Lager genutzt?
Einige in Richtung Folkwang-Grundstück liegende Platten sind bereits in Richtung Baugrube abgerutscht.
Gefährlich wird es auch, wenn die Archäologen Sichtschutz wünschen und die Umzäunung mit blauer Folie abdichten lassen. Je nach mehr oder weniger heftigem Lüftchen flattern die Folien im Luftwiderstand so stark, dass die Gerüste leicht zu schwanken beginnen. Mehr als einen Fußgänger sah man ob der vermuteten Gefahr die Straßenseite wechseln.
Nähere Auskünfte über die auf dem Grabungsfeld geborgenen Objekte waren von den verantwortlichen Stellen nicht zu erfahren. Dazu Sprecherin Maiken-Ilke Groß: „Wir haben verabredet, die archäologischen Funde erst dann zu präsentieren, wenn die Arbeiten abgeschlossen sind.“
In gut zwei Wochen wird sich dann der Schleier endlich lüften.