Essen. Archäologen sind begeistert über eine 1200 Jahre alte Entdeckung in der Baugrube an der Werdener Folkwang-Universität. Dort haben die Experten einen Fischteich aus der Zeit ausgegraben, als der Heilige Ludger 799 die Abtei gründete.

Diese Baugrube wurde tatsächlich zur Fundgrube. Auf dem Grundstück am Werdener Klemensborn, auf dem bis 2012 die musikwissenschaftliche Bibliothek der Folkwang-Uni entstehen soll, haben Archäologen einen Fischteich aus der Zeit ausgegraben, als der Heilige Ludger 799 die Abtei gegründet hatte.

Nicht der erste Fund

Als die Bodenuntersuchungen im Juni 2010 begannen, konnten die Archäologin Cordula Brand und ihr Team mit einigem Recht auf Funde aus dem Hochmittelalter (10. bis 13. Jahrhundert) hoffen. Denn schon die ersten Grabungen zeigten, dass die Preußen nach der Verstaatlichung des Klosterbesitzes (Säkularisierung 1802) ihre „Preußische Strafanstalt“ am Klemensborn auf das Mauerwerk aus dem Mittelalter draufgesetzt hatten. „Man hat ganz einfach die Reste der alten Mauern genutzt und darauf weiter gebaut“, sagt die Archäologin. Eine große Chance, aber auch ein großer Aufwand: „Das ist das Aufwändige für uns: überall Steine, die per Hand heraus gestemmt werden müssen.“ Die Grundmauern zweier Abteigebäude wurden so frei gelegt, vermessen und dokumentiert.

Funde an der Folkwang-Uni

Dort soll bis 2012 die musikwissenschaftliche Bibliothek der Folkwang Universität entstehen. Foto: Folkwang
Dort soll bis 2012 die musikwissenschaftliche Bibliothek der Folkwang Universität entstehen. Foto: Folkwang
Quer durch den Graben wurden mehrere Schnitte angelegt, um die verschiedenen Sedimentpakete dokumentieren zu können. Oben rechts noch Teile des steinernen Wehres mit einer der hölzernen Stützkonstruktionen. Foto: Folkwang
Quer durch den Graben wurden mehrere Schnitte angelegt, um die verschiedenen Sedimentpakete dokumentieren zu können. Oben rechts noch Teile des steinernen Wehres mit einer der hölzernen Stützkonstruktionen. Foto: Folkwang
Erste Freilegungsarbeiten der rechtwinklig zueinander verlaufenden Grundmauern des ehemaligen Gefängnisbaus mit den dazwischen inselartig erhaltenen archäologischen Strukturen. Foto: Folkwang
Erste Freilegungsarbeiten der rechtwinklig zueinander verlaufenden Grundmauern des ehemaligen Gefängnisbaus mit den dazwischen inselartig erhaltenen archäologischen Strukturen. Foto: Folkwang
Mit größter Präzision legen die Archäologen die Mauern frei. Foto: Oliver Müller
Mit größter Präzision legen die Archäologen die Mauern frei. Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool
Mit größter Präzision legen die Archäologen die Mauern frei. Foto: Oliver Müller
Mit größter Präzision legen die Archäologen die Mauern frei. Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool
Mit größter Präzision legen die Archäologen die Mauern frei. Foto: Oliver Müller
Mit größter Präzision legen die Archäologen die Mauern frei. Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool
Mit größter Präzision legen die Archäologen die Mauern frei. Foto: Oliver Müller
Mit größter Präzision legen die Archäologen die Mauern frei. Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool
Archäologen wurden bei Bodenuntersuchungen an der Werdener Folkwang-Universität fündig. Foto: Folkwang
Archäologen wurden bei Bodenuntersuchungen an der Werdener Folkwang-Universität fündig. Foto: Folkwang
Die beiden hochmittelalterlichen Gebäude, die auf der grabenartigen Struktur (dunkle Verfärbung links) und dem steinernen Wehr (Mitte oben) gründen. Foto: Folkwang
Die beiden hochmittelalterlichen Gebäude, die auf der grabenartigen Struktur (dunkle Verfärbung links) und dem steinernen Wehr (Mitte oben) gründen. Foto: Folkwang
Mit größter Präzision legen die Archäologen die Mauern frei. Foto: Folkwang
Mit größter Präzision legen die Archäologen die Mauern frei. Foto: Folkwang
An der Baustelle zur erweiterung der Folkwang Hochschule werden archäologische Grabungen durchgeführt. Das Bild zeigt die Stadtarchäologen bei ihrer Arbeit am Freitag, 11.3.2011. Foto: Oliver Müller / WAZ FotoPool
An der Baustelle zur erweiterung der Folkwang Hochschule werden archäologische Grabungen durchgeführt. Das Bild zeigt die Stadtarchäologen bei ihrer Arbeit am Freitag, 11.3.2011. Foto: Oliver Müller / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Mit größter Präzision legen die Archäologen die Mauern frei. Foto: Oliver Müller
Mit größter Präzision legen die Archäologen die Mauern frei. Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool
Mit größter Präzision legen die Archäologen die Mauern frei. Foto: Oliver Müller
Mit größter Präzision legen die Archäologen die Mauern frei. Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool
Mit größter Präzision legen die Archäologen die Mauern frei. Foto: Oliver Müller
Mit größter Präzision legen die Archäologen die Mauern frei. Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool
Mit größter Präzision legen die Archäologen die Mauern frei. Foto: Oliver Müller
Mit größter Präzision legen die Archäologen die Mauern frei. Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool
Mit größter Präzision legen die Archäologen die Mauern frei. Foto: Oliver Müller
Mit größter Präzision legen die Archäologen die Mauern frei. Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool
Mit größter Präzision legen die Archäologen die Mauern frei. Foto: Oliver Müller
Mit größter Präzision legen die Archäologen die Mauern frei. Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool
Mit größter Präzision legen die Archäologen die Mauern frei. Foto: Oliver Müller
Mit größter Präzision legen die Archäologen die Mauern frei. Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool
Mit größter Präzision legen die Archäologen die Mauern frei. Foto: Oliver Müller
Mit größter Präzision legen die Archäologen die Mauern frei. Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool
Mit größter Präzision legen die Archäologen die Mauern frei. Foto: Oliver Müller
Mit größter Präzision legen die Archäologen die Mauern frei. Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool
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„Das erste komplette Fischwehr aus der Karolingerzeit“

Den größten Fund machte das Team des Essener Archäologie-Unternehmens Archbau aber erst, als es noch tiefer grub. Cordula Brand: „Sehr überraschend für alle Beteiligten kam unterhalb der großen Gebäude eine grabenartige Struktur mit zahlreichen Einbauten zu Tage, die bisher vollkommen unbekannt war.“ Mit Stauwehren hatten hier die Mönche in der Gründungszeit des Klosters den Klemensborn oder einen Nebenarm zu einem Fischteich aufgestaut, dessen Ertrag schon auf dem Mittagstisch des Heiligen gelandet sein dürfte, schätzt die Expertin: „Der abteiliche Teich stammt aus der Gründungszeit des Klosters und wurde wahrscheinlich im 10. Jahrhundert aufgegeben“ - um Platz zu schaffen für die ebenfalls jetzt entdeckten Erweiterungsbauten des wachsenden Klosters.

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Die Archäologen fanden ein Wehr aus Ruhrsandsteinblöcken sowie eine Rinne, aus der vermutlich eine Wassermühle gespeist wurde. Und, noch ein Glücksfall für die Forscher: „Innerhalb der feuchten Teichsedimente hatten sich organische Materialien in großer Fülle erhalten, ein seltener, glücklicher Umstand.“

So wurde „das erste komplette Fischwehr aus der Karolingerzeit“ in Deutschland präpariert, dazu Holz, das durch die Jahresringe datiert werden kann. Möglich, dass aus Lederresten eines Schuhmachers sogar die Schuhmode des 9. Jahrhunderts erkennbar wird: In den nächsten Monaten werden die Schätze vom Klemensborn restauriert.

Fundstücke im Ruhrmuseum

Ausstellungsmacherin Charlotte Trümpler präsentiert stolz das Wandmosaik eines Bogenschützen. Foto: Klaus Micke / WAZ FotoPool
Ausstellungsmacherin Charlotte Trümpler präsentiert stolz das Wandmosaik eines Bogenschützen. Foto: Klaus Micke / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Das Relief eines Männerkopfes aus Persepolis. Klaus Micke / WAZ FotoPool
Das Relief eines Männerkopfes aus Persepolis. Klaus Micke / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Eine alte Reiseapotheke. Foto: Klaus Micke / WAZ FotoPool
Eine alte Reiseapotheke. Foto: Klaus Micke / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Was man eben so brauchte: Expeditionsgegenstände. Foto: Klaus Micke / WAZ FotoPool
Was man eben so brauchte: Expeditionsgegenstände. Foto: Klaus Micke / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Die Archäologen trugen allerlei Gepäck mit sich herum. Klaus Micke / WAZ FotoPool
Die Archäologen trugen allerlei Gepäck mit sich herum. Klaus Micke / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Römische Bauskulpturen. Foto: Klaus Micke / WAZ FotoPool
Römische Bauskulpturen. Foto: Klaus Micke / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Ein Stuckwandfeld aus Samarra. Foto: Klaus Micke / WAZ FotoPool
Ein Stuckwandfeld aus Samarra. Foto: Klaus Micke / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Ein Sarkophag. Klaus Micke / WAZ FotoPool
Ein Sarkophag. Klaus Micke / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Eine Büste des Generals Carbuccia. Foto: Klaus Micke / WAZ FotoPool
Eine Büste des Generals Carbuccia. Foto: Klaus Micke / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Die Büste der Archäologin Gertrude Bell. Foto: Klaus Micke / WAZ FotoPool
Die Büste der Archäologin Gertrude Bell. Foto: Klaus Micke / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Ein Abguss der Nofretete-Büste. Foto: Klaus Micke / WAZ FotoPool
Ein Abguss der Nofretete-Büste. Foto: Klaus Micke / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Fundstücke. Foto: Klaus Micke / WAZ FotoPool
Fundstücke. Foto: Klaus Micke / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
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