In welcher Stadt ist es besonders laut, wollten Forscher des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik wissen und untersuchten 27 Großstädte. Essen schneidet dabei überraschend gut ab. Die Umweltdezernentin sieht dennoch keinen Anlass für Entwarnung.
Pssst! Auch wenn Sie an der Gladbecker Straße oder an einer anderen vielbefahrenen Straße dieser Stadt wohnen, sollten Sie jetzt nicht in Gelächter ausbrechen, sondern Ruhe bewahren. Denn Sie leben in einer ruhigen Stadt. Ja, Sie hören, pardon lesen, richtig. Essen ist leise. Leiser zumindest als die meisten bundesdeutschen Großstädte. Zu diesem Ergebnis kommt das Fraunhofer-Institut für Bauphysik in einer Vergleichsstudie; unter 27 Kommunen mit mehr als 250 000 Einwohnern landete Essen auf Platz 19. Weit hinter Hannover, der lautesten Stadt Deutschlands, und weit abgeschlagen hinter Bonn (Platz 4) und Köln (Platz 5), den lärmintensivsten Städten in NRW. Finanziert wurde die Studie übrigens von einem Hörgerätehersteller über eine Stiftung.
Das Ergebnis überrascht. Auch Essens Umweltdezernentin. „Ich freue mich ja immer, wenn wir in einer bundesdeutschen Studie gut abschneiden“, sagt Simone Raskob. In diesem Fall könne sie jedoch nur davor warnen, in Jubel auszubrechen.
Warum? Die Fraunhofer-Forscher haben sich darauf beschränkt, die vorliegenden Lärmkarten der Städte auszuwerten und jene Flächen zusammenzurechnen, an denen der Lärmpegel 55 Dezibel überschreitet. Das Ergebnis setzten sie dann in Relation zu der Größe des Stadtgebietes. Je größer die von Lärm belastete Fläche, desto schlechter schnitt die Stadt im Vergleichstest ab. In Essen lärmt es demnach auf 39,5 Prozent der Stadtfläche. Die lautesten Orte sind laut Studie die Bert-Brecht-Straße in der Innenstadt, das Autobahndreieck Essen-Ost, die Ottostraße in Kray und - ganz pauschal - der Stadtteil Altenessen.
Gesichter der A40
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Mathematisch ist die Methode korrekt, nur lässt das Ergebnis offen, wie viele Menschen durch Lärm belastet sind. Die Stadt kann diese Frage präzise beantworten. 182 000 Einwohner sind tagsüber einer Belastung von mehr als 55 Dezibel ausgesetzt, nachts 118 000 Essener. Die Aussagekraft der Studie ist also begrenzt. Bemerkenswert ist allerdings, dass Essen deutlich besser abschneidet als andere Ruhrgebietsstädte mit vergleichbarer Verkehrsinfrastruktur; Dortmund, Bochum, Duisburg reihen sich laut Ranking auf den Plätzen neun bis elf ein, unmittelbar vor Düsseldorf auf Platz zwölf.
30 000 Einwohner werden auch nachts stark beschallt
Dass es in Essen an vielen Stellen zu laut ist, stellt das zuständige Umweltamt nicht in Abrede. Die kritische Marke liege jedoch - vom Land so festgelegt - erst bei 70 Dezibel am Tage und bei 60 Dezibel zu nachtschlafender Zeit. Immerhin werden mehr als 30 000 Einwohner so stark beschallt.
Die Stadt hat deshalb einen so genannten Lärmaktionsplan aufgestellt mit dem Ziel,.die Lärmbelastung langfristig zu senken. Aktuell testet die Stadt Tempo 30 auf Gladbecker Straße, der Steeler Straße und auf der Stauderstraße, jeweils zwischen 22 Uhr und 6 Uhr. Diese und andere Ergebnisse gehen in die neuen Lärmkarten ein. Die Karten werden im Fünf-Jahres-Turnus erstellt, 2012 sollen die neuen Karten vorliegen. Der Lärm wird übrigens nicht gemessen, sondern berechnet. Den Kauf eines Messgerätes hat das Rechnungsprüfungsamt mit Hinweis auf die Haushaltslage abgelehnt, die Anschaffung sei nicht zwingend erforderlich. Haste Töne?
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