Essen. .

Eigentlich hätte der erste Essener Lärmplan schon 2008 aufgestellt werden müssen. Jetzt liegt er vor - mit erschreckenden Resultaten: Mehr als 31 000 Bewohner an den Straßen finden keine Ruhe.

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Von DerWesten

Viel Lärm um Nichts? Beileibe nicht: Nach den gesetzlichen Vorgaben hätte der 1. Essener Lärmaktionsplan eigentlich schon 2008 aufgestellt werden müssen, jetzt liegt der Entwurf vor. Essen soll endlich leiser werden - aber wie?

Einen Lärmaktionsplan braucht eine Stadt dann, wenn die berechneten Lärmindizes von 70 Dezibel oder 60 Dezibel an Wohnungen, Schulen, Krankenhäusern oder anderen schutzwürdigen Gebäuden erreicht oder überschritten werden. Nach Untersuchungen der Stadtverwaltung und des Ingenieurbüros Accon sind in Essen oberhalb dieser Auslösewerte von Straßenverkehrslärm am Gesamttag und in der Nacht jeweils über 31 000 Bürger betroffen. Der Lärm an Schienenwegen des Bundes überschreitet danach am Gesamttag bei 2200 und in der Nacht bei 5000 Einwohnern die Auslösewerte, bei den Schienenwegen der Evag sind es am Gesamttag 500 und in der Nacht 700 Einwohner. Beim Gewerbe-, Industrie- und Fluglärm wurden keine besonders Lärmbetroffenen ermittelt.

Die Lärmquellen will die Stadt mit einem umfangreichen Maßnahmenpaket bekämpfen. Dazu zählen:

Lärmoptimierter Asphalt (LOA): Er wurde von der Bochumer Ruhr-Universität entwickelt. Im Gegensatz zum offenporigen Asphalt, der Schallemissionen absorbiert, erfolgt bei diesem Belag die Reduzierung der Reifen- und Fahrbahngeräusche durch eine spezielle Oberflächenstruktur. Bisherige Untersuchungen ergaben eine Geräuschpegelreduzierung von drei bis fünf Dezibel. Umgesetzt wurde LOA bislang auf der Bismarck-, Krayer und Oberschlesienstraße, 2010 sind noch die Oberdorf-, Helmholtz-, Helenen- und Friedrichstraße an der Reihe.

Nächtliche Geschwindigkeitsbegrenzungen: Auf der Steeler Straße (von Kurfüsten- bis Oberschlesienstraße) und Stauderstraße (von Nienkamp- bis Fundlandstraße) wird testweise eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h von 22 bis 6 Uhr eingeführt. Für die Gladbecker Straße (Bamler- bis Hövelstraße) wird Tempo 30 für den Schwerverkehr eingeführt.

Geschwindigkeitsanzeige: Vor allem nachts liegt die tatsächlich gefahrene Geschwindigkeit deutlich über der zulässigen Höchstgeschwindigkeit. Zur Zeit kann die Stadt nur auf drei geliehene Geschwindigkeitsanzeigeräte („Sie fahren... km/h“) zurückgreifen, jetzt sollen eigene Geräte her.

Im Stadtgebiet sind insgesamt 29 Straßenverkehrslärm-Brennpunkte ermittelt worden.Darunter befinfen sich die B 224 (Brück- und Abteistraße), die A 40 (Oncken-, Rüdesheimer- und Leipziger Straße) die B 231 (Altendorfer- und Frintroper Straße) und die Steeler Straße (A 52 bis Hertiger Straße). Entlang des Evag-Liniennetzes wurden drei Bereiche identifiziert: die Haltestellen Fliegenbusch und Helenenstraße sowie entlang der Linie 107 im Bereich der Haltstellen Krankenhaus Stoppenberg, Ernestinen- und Nikolausstraße (siehe „Guten Morgen“). Die Deutsche Bahn plant ab 2013 in 15 Teilabschnitten mit einer Gesamtlänge von 15,8 km Lärmsanierungsmaßnahmen.

Wie schnell der Lärmaktionsplan umgesetzt werden kann, hängt entscheidend von der Finanzierung ab. 2010/2011 profitiert die Stadt noch vom Konjunkturprogramm, mit dem die Erneuerung von Straßenbelegen sowie ein Lärmschutzfensterprogramm finanziert werden.