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Reni Wolf und Wanda Korfanty-Bednarek haben Frauen porträtiert, die an Brustkrebs erkrankt sind. Aufklären und ermutigen wollen sie - mit bemerkenswerter Kunst.

Es war nicht irgendeine Operation, die Narbe sitzt nicht irgendwo. Sie sitzt da, wo einmal ihre linke Brust war. Eine Brust, die liebkost wurde, die gesäugt hat, die ein Teil ihrer Weiblichkeit war. Nun ist sie weg. Stattdessen zieht sich diese lange Narbe zittrig über die weiche Frauenhaut. Doris Mundzeck-Knecht zeigt sie ohne Scham, nackt sitzt sie auf dem Sofa und wirkt mit ihren angezogenen Knien, dem vornehmen Lächeln, doch wie eine Dame der alten Schule. „Ich bin so wie ich bin“, sagt sie. „Und ich bin stolz darauf.“

Es ist ein mutiges Bild, das die Künstlerinnen Reni Wolf und Wanda Korfanty-Bednarek da geschaffen haben. Mutig anzusehen, mutig zu malen, mutig, gemalt zu werden. Acht Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind, hat Korfanty-Bednarek nach der Operation fotografiert. Wolf hat sie anschließend gemalt. Nur das neunte Bild ihrer Ausstellung zeigt eine Gesunde - eine Umkehrung der Statistik: Demnach erkrankt jede neunte Frau im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs.

"Wir wollen zeigen, dass es weitergeht"

Ihre Arbeiten haben die beiden nach der ersten Schau 2010 nun erneut in der Zeche Königin Elisabeth ausgestellt. Knapp 1000 Frauen und Männer hatten die Ausstellung im vergangenen Jahr gesehen, bewegt von der Ehrlichkeit und Offenheit, mit der Malende und Gemalte sich dort zeigten. „Krebs macht Angst, in der Kunst haben Erkrankte bisher kaum einen Platz“, sagt Reni Wolf, eine resolute Frau mit kleiner runder Brille und sanfter Stimme. Für eines ihrer Werke musste sie nur in den Spiegel schauen: Die 53-Jährige trägt selbst die Narben dieser Krankheit am Körper - sich damit zu malen, das sei für sie eine Form der Therapie und der Heilung gewesen.

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Die Diagnose „Brustkrebs“ ist eine hässliche, Wolf und Korfanty-Bednarek zeichnen in ihren Arbeiten den Gegenentwurf. Sie zeigen schöne Frauen, lasziv auf einem Barhocker, erotisch in der Natur, verspielt an einem Strand, in dem nur der Wind diese Narbe an der Brust berührt. „Diese Frauen haben ihre Scham überwunden, um andere wachzurütteln“, sagt Wolf. Ihr Anliegen sei ein aufklärendes, aber auch ermutigendes: „Wir wollen zeigen, dass es weitergeht, mit der Narbe, der Teil der eigenen Schönheit ist.“

Auf die Krebsvorsorge aufmerksam machen

Das hat viele ebenfalls erkrankte Frauen so berührt, dass auch sie sich malen lassen wollten. „Es gab viele Anfragen“, sagt Wolf. „Die Kunst hilft Frauen, die auf der Suche nach innerer Heilung sind.“ Erweitern werde sie die Schau allerdings nicht, überlege aber, Kunstprojekte gemeinsam mit an Brustkrebs erkrankten Frauen ins Leben zu rufen.

Zuletzt hingen Bilder und Fotos in dem Gemeindehaus einer katholischen Kirche in Gelsenkirchen. Weil sie dort für so viel Aussehen sorgten, suchte die Gelsenkirchener Gesundheitskonferenz den Kontakt zu den beiden Essener Künstlerinnen: Ihre Arbeiten hängen heute als Poster in zahlreichen Arztpraxen, Friseursalons und Buchhandlungen, um auf die Krebsvorsorge aufmerksam zu machen. Eine ähnliche Aktion wollen Reni Wolf und Wanda Korfanty-Bednarek auch in Essen anstoßen. 2012 reist die Ausstellung schon wieder weiter: nach Dortmund.