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Busfahren macht manchem Vierbeiner Angst: Deswegen bietet die Evag jetzt ein Training für Hund und Halter an. Denn laute Motorengeräusche und quietschende Bremsen sind für die Tiere echt Stressfaktoren.

Pietro muss sich leider übergeben, aber das liegt nicht am Busfahren. Vielmehr hat der Australian Shepherd am Morgen eine Packung Margarine leer geschleckt. Nach dem Malheur setzt Pietro das Training auf dem Betriebshof der Evag munter fort: Hier lernten Hund und Halter, was bei der Fahrt mit Bus und Bahn zu beachten ist.

Straßenverkehr stresst Hunde-Gehör

Nein, es habe in jüngster Zeit keine Beißvorfälle gegeben und Busfahrer sähen sich - anders als Postboten - keinen regelmäßigen Attacken von Hunden ausgesetzt. „Wir fahren mit den Bussen ja auch nicht bis vor Herrchens Haustür“, scherzt Evag-Sprecher Olaf Frei. Vor allem gehe es darum, Hunden mögliche Ängste vor dem ÖPNV zu nehmen.

Laute Motorengeräusche, das Gebimmel der Straßenbahn und quietschende Bremsen nämlich seien für das feine Gehör der Tiere echte Stressfaktoren, sagt Hundetrainerin Petra Peiniger, die den Kurs leitet. „Die hören ja sieben Mal besser als wir.“ Auch die Enge in einem vollbesetzten Bus mache manchem Hunden zu schaffen, „wenn er dann noch von einem fremden Menschen angefasst wird, kann es sein, dass er Panik bekommt - und schlimmstenfalls schnappt“.

Mit viel Lob und Leckerli klappt’s

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Um das zu vermeiden, müsse sich der Halter klar machen, dass Busfahren für viele Hunde puren Ausnahmezustand bedeute. Den gut ein Dutzend Kursteilnehmern hat Petra Peiniger in einer Theoriestunde empfohlen, den Hund mit Geduld auf die neue Situation vorzubereiten: Werde der Halter unruhig, übertrage sich das aufs Tier. „Mit viel Lob und Leckerli gelingt es auch erwachsenen Hunden noch, sich mit Bus und Bahn anzufreunden.“

Beim Praxistest auf dem Betriebshof lässt sich tatsächlich nur ein Hund nicht zum Einsteigen bewegen. Sei ein Tier so nervös, empfehle sich ein Einzeltraining, meint Peiniger.

Andere Kursteilnehmer sind überrascht, wie wacker sich ihr Schützling schlägt. Etwa der erst zwölf Wochen alte Max von Andreas Bunse und Birgit Zacher. Autofahren vertrage der Belgische Schäferhund äußerst schlecht: „Wir mussten ihm eine Reisetablette geben, damit wir hier hin fahren konnten.“ Im Bus aber ist Max gelassen, steigt auch gern in die Straßenbahn um.

Rücksicht auf ängstliche Fahrer

Ähnlich bereitwillig zeigt sich der Labrador-Golden-Retriever-Mischling Robby, der schon sechs Jahre alt ist und noch keine Erfahrung mit dem ÖPNV hatte. Frauchen Nadine Zupanc hat auch die 18 Monate alte Tochter Anna dabei und freut sich über den gelungenen Probelauf: Kind und Hund machen prima mit. „Schwierig ist für mich nur das Ein- und Aussteigen mit Kinderwagen und Hund.“

Alle Teilnehmer seien bus-tauglich, befindet Petra Peiniger am Ende. Das gelte nicht nur für die Hunde, sondern auch die umsichtigen Halter. Denn die müssten bei ihren Fahrten ja nicht nur die Ängste ihrer Lieblinge im Blick haben: „Jeder Hundehalter sollte auch Rücksicht auf ängstliche Fahrgäste nehmen.“