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„Früher haben Studenten hier über den Weltfrieden diskutiert, heute über Einstiegsgehälter“. Die Zeiten ändern sich, das weiß auch Ingo Janowitz. Seit 26 Jahren steht der seit kurzem 55-Jährige hinter der Theke des Panoptikums. Dennoch will er die Kneipe am Gerlingsplatz, der er sein halbes Leben gewidmet hat, möglichst frei von Veränderungen halten. Das heißt aber nicht, dass hier nicht ab und an eine große Sause steigen darf.

Am Sonntag zum Beispiel will Janowitz mit einem großen Sommerfest seinen Geburtstag nachfeiern. „Bisher habe ich an meinem Geburtstag immer einen ausgegeben“, lächelt der Gastwirt. „Am Sonntag soll das mal umgekehrt sein.“ Denn sämtliche Einnahmen der Geburtstagsfeier sollen an ein Waisenhaus nach Tansania gehen.

Ein Grill, Flohmarkt und viel Livemusik soll die Gäste in Geberlaune treiben. „Fast alle arbeiten und treten am Sonntag für lau auf“, freut sich das Geburtstagskind. Der lauschige Biergarten, in dem die Feier starten soll, ist übrigens eine der wenigen Dinge, die sich offenkundig beim Panoptikum verändert haben, seitdem Janowitz das Ruder übernommen hat. „Das hat ewig gedauert, bis ich den da hinbauen konnte“, erzählt er. Zehn Anträge habe er zunächst stellen müssen, die alle abgelehnt wurden. „Auf einmal hat’s geklappt.“

Typischer Ruhrpott-Charme

Aber die Laune an seinem Lokal, das sich in all den Jahren den Charme einer gemütlichen Eckkneipe bewahrt hat, lässt er sich durch solcherlei kleinen Rückschläge nicht vermiesen. Auch nicht dadurch, dass „die Leute die Bude heute nicht mehr so einrennen wie früher“. Damals sei jeder Tisch voll besetzt gewesen. „Heute traut sich keiner mehr, sich irgendwo mit zuzusetzen, auch wenn da nur zwei Leute sind.“ Nur wenn der Chef mit seinem typischen Ruhrpott-Charme die Gäste miteinander bekannt macht, verlieren sie die Berührungsängste.

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Von DerWesten

Schließlich weiß Janowitz genau, wer im Panoptikum ein- und ausgeht. „Das ist immer noch eine Studentenkneipe“, betont er. „Aber viele Studies von damals sind hier hängengeblieben.“ Die Mischung aus bemalten Wänden, Reisebildern des Chefs aus den 1980ern, Spirituosen, Kakao mit Hanuta, Fassbier und warmen Snacks lässt offenbar viele nicht mehr los. Auf seine Küche ist Janowitz übrigens besonders stolz. „Die Salate sind der Hammer“, sagt er, „und das selbst gemachte Pesto!“ Zu den Stammgästen gehöre ein Koch in einem Düsseldorfer Restaurant. „Der meint, mein Pesto ist genauso gut wie seins — nur, dass es bei mir nur die Hälfte kostet.“

"Damals war das eine Bruchbude"

Schließlich sollen sich auch Gäste mit kleinen Portemonnaies bei ihm wohlfühlen — dies hat sich ebenfalls nicht geändert in der Traditionskneipe, die Janowitz vor 26 Jahren übernommen hat. „Damals war das eine Bruchbude.“ Doch er krempelte die Ärmel hoch und verhalf dem Standort, an dem immerhin schon seit 1892 ausgeschenkt wird, zu neuem Leben.

Zu diesem neuen Leben gehören auch regelmäßige Konzerte, Comedyabende, monatliche Karaokesamstage oder die wöchentliche Quiz-Night am Montag. „Darüber hinaus sind wir für alles zu haben“, lächelt er. Ob Junggesellinnenabschied mit Stripper oder ein winterlicher Grillabend im Schnee: „Wenn jemand einen besonderen Wunsch hat, gucken wir, dass wir das möglich machen können.“ Nur eins sollen die Gäste mitbringen: „gute Laune. Ich will ja auch meinen Spaß haben.“