Essen. . Im Lukas bittet “Bahnhofsvorsteher“ André Krämer zu Tisch oder an den Tresen, oder zum Open-Air-Kino im Biergarten nahe den Schienen. Im Alten Bahnhof setzt der Chef auf Vielfalt. Und doch ist irgendwie die Zeit zurückgedreht in Kupferdreh.
Kino-Fan und BMW-Sammler, Gastronom und Kaufmann, geschäftsführender Gesellschafter, oder, wie er selbst sagt, einfach nur „Bahnhofsvorsteher“: In Kupferdreh stellt André Krämer die Weichen – als Chef im ehemaligen Bahnhof Kupferdreh, der Heimstätte des Lukas, einer Institution in den südlichen Ausläufern der Stadt. Wo die Zeit stehen geblieben ist, oder besser noch: Wo Krämer sie zurückgedreht hat.
Das Lukas atmet Geschichte, allein seit der Dekade, in der Krämer die Geschicke führt. Ende 1998 fing er an, kurz nach dem Jahreswechsel begannen damals die Renovierungsarbeiten. „Kernsanierung“, erinnert sich Krämer heute, „es war ziemlich verwohnt.“ Ein Apparatebauer ist mit der Gebäudestruktur nicht sonderlich pfleglich umgegangen. Später scheiterte noch die Kneipe „Fritz“ an gleicher Stelle. Gas- und Wasserleitungen erneuerte Krämer unter anderem, die Böden, die Wände. Das alles in einem denkmalgeschützten Gebäude, Ende des 19. Jahrhunderts gebaut und in Betrieb genommen, idyllisch an der Ruhrtalbahn gelegen. Krämer hat selbst alte Stuckarbeiten in dem Haus nacharbeiten lassen. „Mit Liebe zum Detail“ habe er den „alten Glanz“ des Bahnhof wieder hervorholen wollen.
Glanz der Leinwand
Dem Glanz der Leinwand lässt André Krämer jährlich im Sommer huldigen – beim Open-Air-Kino auf dem Hof. Den Auftakt macht mit „Cinema Paradiso“ einer der absoluten Favoriten des Chefs: „Der ist so großartig“, schwärmt Krämer. Gezeigt wird der Klassiker am Dienstag, 19. Juli, ab Einbruch der Dunkelheit und gratis. Auf dem Programm in den Folgetagen stehen dann unter anderem Blockbuster wie „Pirates of the Caribbean“ und „Harry Potter“ oder Kleinode wie „Pina“ und „Almanya – Willkommen in Deutschland“ (Karten für fünf bis sieben Euro). Stilecht surrt an den Kinoabenden im Vorführraum ein Projektor von 1936. Die Pläne für das Kino-Häuschen hat André Krämer selbst entworfen.
Der Chef ist ein Mann mit Projekten: Das nächste ist die Garage am Rande des Geländes. „Mein Wohnzimmer“, sagt der 40-Jährige. Mit alten Autos und Mopeds drin, Werkzeug und Devotionalien. Noch schraubt Krämer hier an seinem Fuhrpark, Pauschalarrangements für Gruppen will Krämer dort künftig etablieren, eine Bar ist integriert, ein eigener Biergarten möglich. Die Old- und Youngtimer-Szene, die hier um den Baldeneysee cruist, will Krämer für das „Lukas“ gewinnen.
Der 40-Jährige sieht sich und sein Lukas breit aufgestellt: Mit Biergarten und Open-Air-Kino, mit Kneipe und Restaurant, mit Frühstück und à la Carte, mit den Auftritten von Jupp Stratmann und den Besuchen des WDR-Trödelkings, auf Zielgruppen kann Krämer verzichten. Im Alten Bahnhof waren die Wartesäle einst nach Klassen getrennt. Etwas hat sich in über 110 Jahren doch geändert.