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Baustopp für die neue Oberleitung der Straßenbahnlinie 106. Mindestens fünf Stahlträger werden wieder ausgebaut.
Riesige, dicke Leitungsmasten, unsensibel auf den extrem schmalen Bürgersteig geknallt: Die Evag hat Donnerstag immerhin eingesehen, dass sie an der Friederikenstraße in Rüttenscheid und womöglich auch noch an anderen Engstellen entlang der Straßenbahnlinie 106 Fehler gemacht hat. Nach heftigen Protesten der Anwohner verordnete sich das Nahverkehrsunternehmen nicht nur ab sofort einen Baustopp, mindestens fünf der bereits fest einbetonierten Masten werden demnächst wieder ausgebaut und versetzt. „Uns fehlte da ein bisschen die Kreativität“, räumt Evag-Sprecher Nils Hoffmann nach einem Baustellenbesuch ein.
Inseln am Straßenrand
Protest gegen EVAG-Masten
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Intern ist zu hören, dass in der Evag-Zentrale die für den Bau Verantwortlichen in den Senkel gestellt worden sind. Denn die Verlegung der Masten kostet selbstredend noch einmal Geld. Allerdings ist die nun anvisierte Ersatzlösung auch nicht unproblematisch. „Wir werden am Straßenrand Inseln bauen und dort die Masten einbauen“, sagt Hoffmann. Dank schnell rankender Pflanzen sollen die Stahlträger dann in wenigen Jahren hinter Grün verschwunden sein. Nachteil der Insel-Lösung: Es fällt Parkraum weg, der gerade im dicht besiedelten Rüttenscheid extrem knapp ist. Mit dem Stadtamt für Straßenbau und Verkehrstechnik müsse zwar noch gesprochen werden, doch geht Hoffmann von der Genehmigungsfähigkeit der Inseln aus.
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Grundsätzlich will die Evag nicht von ihrer Großmast-Politik weg: „Wenn wir kleinere benutzen würden, brauchten wir alle 20 Meter ein Paar, das wäre dann die Verspargelung Rüttenscheids“, sagt Sprecher Hoffmann. So reiche ein Abstand von 60 Metern. Die Leitungen wie früher an den Häuserwänden zu befestigen, scheitere inzwischen oft an Widersprüchen der Eigentümer, aber auch an technischen Problemen. Dank der Großmasten verbrauchten die Straßenbahnen weniger Strom und der Fahrkomfort beim Beschleunigen steige. Auch brauche man weniger Transformatoren im Stadtgebiet. „Die sind ja auch nicht so schön.“
Harald Korff, Sprecher des „Aktionsbündnisses gegen die Evag-Riesenmasten“ sieht in den Zugeständnissen der Evag einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung. Ob er ausreicht, darüber will die Initiative heute Abend auf der ersten öffentlichen Bürgerversammlung beraten. „Es geht uns nicht nur um die Friederiken-straße, sondern um die gesamte Strecke der 106“, sagt Korff.
Grund zu weiteren Zugeständnissen sieht die Evag allerdings derzeit nicht. „An anderen Stellen, wo es eng wurde, haben wir die Inseln bereits installiert“, so Hoffmann.