Alternativvorschläge und Kritik hatte es - auch in dieser Zeitung - schon vor Wochen gegeben. Doch die Evag zog es vor, beim Bau der neuen Straßenbahn-Oberleitung nach Schema F vorzugehen und die völlig berechtigten Sorgen der Rüttenscheider Anwohner erst einmal in den Wind zu schlagen. Das kostet nun unnötig Geld, das die defizitär arbeitende und auf öffentliche Zuschüsse angewiesene städtische Gesellschaft für andere Aufgaben besser hätte brauchen können.
Immerhin: Bevor noch mehr teure Fakten geschaffen wurden, zog man jetzt die Notbremse. Nicht rechtzeitig zwar, aber es gab dann doch soviel Einsicht bei der Evag, dass man das schlecht durchdachte Projekt nicht einfach durchzog.
Wer sich die Stahlträger auf dem Mini-Bürgersteigen an der Friederikenstraße und anderswo mal ansieht, fragt sich allerdings wie es sein kann, dass hier den verantwortlichen Ingenieuren jedes Gefühl für das richtige Maß verloren ging. Für solch eine Fehlleistung braucht man schon einen gehörigen technokratischen Tunnelblick.
Was nötig ist, sind sensibel Handelnde, die ein Minimum an Stilgefühl besitzen, die den Stadtraum als Ganzes sehen, als Organismus, in dem vor allem die Großtechnik sich nicht absolut setzen darf, sondern eine dienende Funktion wahrnimmt.