Essen. Das von der Emschergenossenschaft übernommene Glasplattenarchiv mit 40.000 Negativen aus der Zeit zwischen 1900 und 1960 könnte schon bald im Ruhrmuseum zu sehen sein. Die Fotografien zeigen authentische Aufnahmen der Stadtgeschichte der Region.
Die Emschergenossenschaft hat dem Ruhr-Museum ihr Glasplattenarchiv mit 40.000 Negativen aus der Zeit zwischen 1900 und 1960 vermacht (wir berichteten). Wann werden sie zu sehen sein? Bald, verspricht Sigrid Schneider, Leiterin des Fotoarchives des Ruhrmuseums: „Wir arbeiten dran.“ Was hilft: Viele der Vorarbeiten sind zudem bereits gemacht.
Anders als viele andere Sammlungen hat die Emschergenossenschaft ihr Archiv „auf das Luxuriöseste geliefert, inklusive neuer Stellschränke“, attestiert Sigrid Schneider dem Spender. Die Emschergenossenschaft hat ihren Foto-Schatz nämlich nicht nur konservieren, sondern auch digitalisieren lassen. Deshalb können die Aufnahmen relativ schnell in die Bilddatenbank des Museums übernommen werden, das seit 2009 im Netz verfügbar ist (www.fotoarchiv-ruhrmuseum.de ).
Museumschef Ulrich Borsdorf nennt die jetzt übernommene Sammlung „eine der wichtigsten Bestandteile unseres Fotoarchivs“. Deshalb sollen sie auch die Museumsbesucher möglichst schnell zu sehen bekommen. Fotos aus dem Archiv der Emschergenossenschaft waren schon in die Ausstellung „Historama“ eingearbeitet. Dem Umbau des Emschersystems hat das Museum zudem eine ganze Abteilung gewidmet in der derzeit laufenden Ausstellung „Alles wieder anders. Fotografien aus der Zeit des Strukturwandels“.
Konservierung und Digitalisierung
Sie hätte eigentlich schon im Februar enden sollen, ist aber wegen der großen Besucherresonanz bis zum 4. September verlängert worden.
Was den Reiz der Bilder für den Museumschef ausmacht? „Sie sind authentisch. Sie sollten dokumentieren. Sie wollten nicht für etwas werben. So sind sie Momentaufnahmen der Stadtgeschichte.“
Die Konservierung und Digitalisierung der Negativ-Sammlung hat das Zentrum für Medien und Bildung des Landschaftsverbandes Rheinland übernommen. Die Experten nutzten dabei ihre Erfahrungen, die sie mit der Dokumentation des Fotoarchives der Oberhausener Gutehoffnungshütte in den 1990er Jahren gewonnen hatten. „Wir haben mehrere Angebote eingeholt“, sagt Emschergenossenschafts-Chef Jochen Stemplewski.
Köttelbecke in s/w
120 Negative pro Tag
„Der Landschaftsverband hatte das beste Preis-Leistungs-Verhältnis.“ Das technische Problem: Beim Einscannen der Negative darf nicht zu viel Wärme entstehen, weil sich sonst die Gelatineschicht auf den Glasnegativen verändert. Deshalb setzte der LVR das so genannte „Kaltscanverfahren“ ein, bei der die Negative auf höchstens 30 Grad erwärmt wurden.
Die Erfassung der Negative zog sich über zwei Jahre. Mit der Scan-Technik können pro Tag bis zu 120 Negative digitalisiert werden. Danach wurden sie verpackt in säurefreie Papier- und Kartonhüllen: Auch Säure greift Gelatine an.