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Um das Wohl und Wehe der nördlichen Innenstadt steht es Spitz auf Knopf ab: Ende dieser Woche läuft die Frist ab, dann kann Investor Klaus Wolff vom Kauf des maroden Parkhauses an der Rottstraße zurücktreten. Die Stadt und der Allbau wollen nun Zeit gewinnen.
Der Abriss der Parkgarage und das geplante Neubauprojekt im Schatten der Kreuzeskirche hätten sich sonst erledigt. Denn dass die Frist nicht zu halten ist, gilt inzwischen als sicher, seit der Allbau die Entscheidung über eine Beteiligung an dem millionenschweren Bauvorhaben in der vergangenen Woche zurückgestellt hat. Hinter den Kulissen bemüht sich die Wohnungsgesellschaft nun gemeinsam mit der Stadt darum Wolff davon zu überzeugen, einer weiteren Fristverlängerung zuzustimmen.
Allbau-Chef Dirk Miklikowski zeigte sich im Gespräch mit dieser Zeitung optimistisch, dass dies gelingen wird. „Nach meinem Verständnis sieht es gut aus.“ Laut Miklikowski soll der Aufsichtsrat des städtisch beherrschten Unternehmens dann im September über ein finanzielles Engagement entscheiden. Roland Weiß, Geschäftsführer von Wolffs Gesellschaft für Projektentwicklung, wollte sich auf Anfrage nicht zum Stand der Verhandlungen äußern.
Ein symbolischer Euro als Kaufpreis
Zur Erinnerung: Wolff hatte das sanierungsbedürftige Parkhaus für den symbolischen Preis von einem Euro von der Stadt erworben und sich verpflichtet, es abzureißen - unter der Bedingung, dass sich ein Mitinvestor findet. Mit dem Gelingen des Projektes steht und fällt auch die Sanierung der Evangelischen Kreuzeskirche. Wolff hat das denkmalgeschützte Gotteshaus ebenfalls für einen Euro von der Altstadtgemeinde erworben, um es zu sanieren. Die Kreuzeskirche soll zum städtebaulichen Leuchtturm in der nördlichen Innenstadt werden, die als schwieriges Pflaster gilt. „Was könnte das für eine Ausstrahlung haben“, schwärmt Pfarrer Steffen Hunder, muss aber einräumen: Einen „Plan-B“ habe die Gemeinde nicht.
Der Allbau ist nach Worten seines Geschäftsführers dazu bereit, sich finanziell zu engagieren. 25,8 Millionen würde die Wohnungsbaugesellschaft investieren um 60 Prozent der des Parkhausgrundstückes zu bebauen. Nach eigener Rechnung müsste der Allbau aber zunächst draufzahlen, bilanztechnisch wären 6,8 Millionen abzuschreiben, weshalb die städtische Beteiligungsverwaltung auf der Bremse steht.
Von dieser hausinternen „Gewinnwarnung“ zeigte sich selbst die Stadtspitze überrascht. „Alle wollen das Projekt“, heißt es aus dem Büro des Oberbürgermeisters. Gleichwohl muss der Allbau als Aktiengesellschaft nun nachweisen, dass sich die Investition wirtschaftlich rechnet und nicht nachhaltig zu einem Kapitalverzehr führt.
Nur ein Steinwurf zum Uni-Viertel
Es gehe darum, das Projekt „weniger kleinteilig“ zu betrachten, so Miklikowski. Schließlich entsteht nur einen Steinwurf entfernt von der Rottstraße, im Universitätsviertel, das wohl spannendste und vielversprechendste Neuprojekt der Stadt. Dass die Bebauung am Berliner Platz auf die Innenstadt abstrahlt, ist eine Erwartungshaltung, die der Allbau nun mit Zahlen untermauern dürfte.
Vor Ort beobachten Akteure die Irrungen und Wirrungen um das Wolff-Projekt derweil mit Sorge. Frank Baumeister von der Interessengemeinschaft Nördliche Innenstadt verweist darauf, dass sich aller Unkenrufe zum Trotz im Quartier viel Positives tue mit dem Mehrgenerationenhaus des Unperfekthausmachers Reinhard Wiesemann, mit dem Atelier 52 der Folkwang Universität an der Viehofer Straße, mit Lounges und neuen Läden. Jeder Aufwärts-Trend werde jedoch konterkariert, sollten die wolffschen Projekte doch noch scheitern.
Autos auf der Viehofer?