Essen. .

Es ist wieder Musik drin in der nördlichen Innenstadt: Die Wolff-Gruppe will das Quartier rund um die Kreuzeskirche abreißen und neubauen. Die Bagger sollen noch in diesem Jahr anrollen.

Als Mitglied des Essener Bachchores hatte Planungsdezernent Hans-Jürgen Best schon in jungen Jahren ein offenes Ohr für die nördliche Innenstadt, gab dort doch der Kreuzeskirchchor eine Art Konkurrenzveranstaltung. Nun ist für den städtischen Chefplaner im übertragenen Sinne wieder Musik drin im Viertel, denn die Wolff-Gruppe will ihr Bauvorhaben rund um die denkmalgeschützte Kreuzeskirche endlich in Angriff nehmen und dort 30 Millionen Euro investieren.

Für die nördliche Innenstadt schien das Requiem längst geschrieben. Nun klingt alles nach Aufbruchstimmung. Roland Weiss ist sich der hohen Erwartungshaltung im Viertel bewusst. Viele erwarten nicht weniger als eine Initialzündung.

Zukunftsmelodie für das Viertel

„Diese Ecke“ nennt der Geschäftsführer der Wolff-Gruppe das Quartier zwischen Kreuzeskirch-, Rottstraße und Kastananienallee, um das es geht. Als sichtbares Zeichen dafür, dass nun hoffentlich bessere Zeiten anbrechen, soll das marode Parkhaus an der Rottstraße noch in diesem Jahr abgerissen werden. Es wäre ein Paukenschlag. Denn für die nördliche Innenstadt ist die unansehnliche Parkgarage längst zu einem Symbol geworden.

Die Zukunftsmelodie für das Viertel hat das Büro SOP geschrieben. Die Düsseldorfer Architekten entwerfen das Quartier als eine Komposition aus Innenhöfen, mit viel Grün und fünf Gebäuden: ein sechsgeschossiges 50-Betten-Hotel an der Ecke Kastanienallee/Rottstraße, daneben ein Boardinghouse für Gäste, die länger als nur ein paar Nächte bleiben, ein viergeschossiger Bürotrakt an der Ecke Rottstraße/Kreuzeskirchstraße und zwei Appartementhäuser mit 51 Wohnungen, zwischen 90 und 100 Quadratmeter groß, an Kastanienallee und Weberplatz. Weil auch für das marode Parkhaus Ersatz her muss, plant der Investor eine Tiefgarage mit 340 Stellplätzen.

Warum wagt sich die Wolff-Gruppe an ein Quartier, das trotz Innenstadtlage keine 1-A-Adresse ist, sondern eine mit Erneuerungsbedarf?

Wolff baut darauf, dass die nördliche Innenstadt von der Entwicklung im Universitätsviertel und am Limbecker Platz profitieren wird. Die Kreuzeskirche - auch sie gehört inzwischen dem Investor - soll dem Viertel als städtebaulicher und kultureller Mittelpunkt eine ganz eigene Note verleihen. Die Stadt teilt diese Vision und setzt darauf, dass die Innenstadt als Wohnort an Attraktivität gewinnen wird. Kein Zufall: Auch der Allbau macht sich Gedanken über seinen Wohnungsbestand im Viertel. Noch ist das aber Zukunftsmusik.

An der Rottstraße fahren die Bagger vor

An der Rottstraße dürften die Bagger bald vorfahren. Ein Euro - soviel war der Stadt das Parkhaus noch wert. Dafür trägt sie die Kosten für die Entsorgung von Altlasten oder anderen unliebsamen Überraschungen bis zu einer Summe von maximal 900 000 Euro, der Hälfte des Verkehrswertes.

Und wann steht das neue Quartier? Roland Weiss bevorzugt hier die leisen Töne: Das Areal solle schrittweise entwickelt werden, der Stand der Vermarktung gibt Takt und Tempo vor. Vier Jahre Zeit darf die Wolff-Gruppe sich Zeit lassen, so schreibt es der Kaufvertrag fest, der übrigens auch eine Ausstiegsklausel enthält - sollten die Entsorgungskosten höher ausfallen als erwartet, und für den Fall, dass der Investor nicht bis Jahresende einen Partner für ein Duett gewinnt. Werden da leise Zweifel laut? Roland Weiss stimmte bei der Präsentation des Architektenentwurfs optimistische Töne an: „Wir wollen und werden dieses Projekt machen. Deshalb treten wir heute an.“ Die Ouvertüre ist gespielt.