Essen. . Bei einer so gut besuchten wie lebhaften Veranstaltung sammeln die Grünen Ideen zur Entwicklung des Baldeneysees.

Der Andrang war gewaltig, thematisch geriet man rasch ins Kleinteilige: „Entwicklungskonzept Baldeneysee“ war die Diskussionsveranstaltung überschrieben, zu der die Grünen im Bezirk 9 jetzt in die Werdener Domstuben geladen hatten. Dort wurde es im Großen Saal eng und hitzig.

Eröffnet wurde der Abend mit kurzen Statements von Umweltdezernentin Simone Raskob, dem Geschäftsführer des Seaside Beach Baldeney, Holger Walterscheid, und dem Vorsitzenden des Bundes für Umwelt und Naturschutz in Essen, Klaus Franzke. Statements, an denen sich erste Konfliktlinien ablesen ließen. Wenn Walterscheid etwa sagte, dass er mit seinem geschäftlichem Engagement am See - mit Minigolf, Surfschule und Klettergarten - nicht nur die Aufenthaltsqualität im früheren Licht- und Luftbad gesteigert, sondern einen „gewissen Werbewert“ geschaffen habe.

Dezernentin wirbt fürs Badeschiff

Das ist zwar unbestreitbar, doch Franzke zuckt bei solcher Wortwahl zusammen: Wenn jährlich 60 - 80.000 Besucher ins Seaside Beach strömten, sei das genug. Der Baldeneysee bedürfe keiner Vermarktung, sondern des Schutzes. Flapsig gesagt: „Neben der Goldenen Madonna ist das Ruhrtal Essen sein Schatz Nummer 2.“

Die den Grünen nahestehende Dezernentin schließlich hat ein Herz für Flora und Fauna und mahnt eine behutsame Entwicklung am See an. Simone Raskob ist aber auch Genussmensch und kann sich darum gut eine eigene Gourmetmeile am See vorstellen. Und als Stammgast im Seaside Beach liebäugelt sie schon länger mit der Idee, dass dort ein Badeschiff nach Berliner Vorbild vor Anker geht. Doch hier wie in allen anderen Fragen gelte: „Ich bringe weder ein ausgereiftes Konzept noch eine Finanzierung mit.“

Durcheinander mit Parkplatz, Eisverkauf, Flatterband

So aber nutzen die Teilnehmer des Abends die Chance, alle Sorgen und Nöte, jeden Wunsch frei vorzutragen. Da melden sich erst Vertreter von Naturschutzjugend, DLRG, von Heimat- und Sportverein, werben für ihre Anliegen. „Ich bin bloß als Bürger da - geht das auch?“, leitet der erste nicht-organisierte Herr seine Wortmeldung ein. Beklagt dann die „Eingangssituation am Regattaturm“ - ein Durcheinander mit Parkplatz, Eisverkauf, Flatterband.

Es sind solche Details, die Anwohner und Nutzer des Sees bewegen. Der eine fordert ein Verbot weiterer Bootsstege, ein anderer bemängelt fehlende Toiletten. „Die Promenade muss geteilt werden, damit sich Radfahrer und Fußgänger nicht behindern“, sagt ein Mann. Eine Frau empfindet ein „völlig verbuschtes“ Uferstück als „Angstraum“.

Gerangel auf der Promenade

Und beinahe für jeden Beitrag gibt es eine Gegenrede. Da heißt es etwa: „Dass in dieser Lage Lokale leerstehen, ist ein Skandal!“ Und der Inhaber des Parkhaus Hügel, Hans-Hubert Imhoff widerspricht: „Es ist ein hartes Brot, einen gastronomischen Betrieb am See zu führen, weil Sie vom Wetter abhängig sind.“ Im übrigen ließe sich manches Problem, manche Verwahrlosung mit ein wenig Eigeninitiative der Anwohner beseitigen.

Angesichts der Vielzahl von Kritikpunkten scheint das die beste Arbeitsteilung: Die Bürger selbst kümmern sich um kleinere Mängel, Politik und Verwaltung erstellen ein zukunftsfähiges Entwicklungskonzept für den See. Den Überblick zu behalten, bleibt am Ende ihr Job.