Essen. Bei vielen Essenern ist das Thema Umweltzone noch nicht wirklich angekommen. Das wird sich am 1. Oktober drastisch ändern. Mit dem ersten Geburtstag der Zone wird sie scharf geschaltet: mit Kontrollen, fast ohne Ausnahmegenehmigungen.
Zur Einführung im Herbst 2008 ging die Stadt großzügig um mit Ausnahmegenehmigungen. Mehr als 2100 wurden ausgestellt, die meisten von ihnen für Bewohner und Gewerbetreibende. Ein Jahr lang sollten sie Zeit bekommen, Altfahrzeuge umzurüsten oder sich einen Wagen mit grüner, gelber oder roter Plakette zuzulegen. Danach soll es aber vorbei sein mit der Großzügigkeit, so will es das Land als Herr des Verfahrens.
Viele Bürger unvorbereitet
Nur noch fünf bis zehn Prozent der Anwohner, die jetzt eine Ausnahmegenehmigung haben, werden eine Verlängerung bekommen, schätzt Dieter Schmitz, Leiter des Amtes für Verkehrsmanagement: „Es gibt klare Vorgaben, und die müssen wir jetzt umsetzen.” Das wird nach Einschätzung seiner Experten viele Bürger unvorbereitet treffen. „Die Leute achten beim Autokauf immer noch nicht drauf, ob ihr Neuer eine Plakette hat”, haben sie beobachtet. Bei der Zulassungsstelle darauf angesprochen, kommen sie ins Rathaus und wollen eine Ausnahmegenehmigung. Schmitz: „Das Thema ist bei vielen Menschen noch nicht angekommen.”
Weniger hart trifft die neue Gangart die Gewerbetreibenden. Viele von ihnen haben inzwischen den Handwerker-Parkausweis, und der bleibt bis Ende nächsten Jahres ein Freifahrtschein für die Umweltzone.
Stadt hat ihre Hausaufgaben gemacht
Die Stadt hat bei ihrer eigenen Fahrzeugflotte die Hausaufgaben weitgehend gemacht. Die Evag ist bis auf drei Busse komplett im grünen Bereich. Die Feuerwehr wird nach und nach die letzten Stinker durch umweltschonende Fahrzeuge ersetzen. „Wir brauchen ja eigentlich überhaupt keine Plakette”, sagt Feuerwehrchef Ulrich Bogdahn. Denn die Einschränkungen der Umweltzone gelten nicht für Einsatzfahrzeuge. „Aber wir wollen natürlich mit gutem Beispiel vorangehen.”
Völlig unklar ist im Rathaus derzeit, wie viele nicht Plaketten-taugliche Fahrzeuge noch in Essen unterwegs sind. Eine Schätzung aus dem vergangenen Jahr: rund 14 000. Viele werden durch die Abwrackprämie aus dem Verkehr gezogen, aber längst nicht alle. Die Stadt hätte sich gewünscht, dass bei der Prämie nicht nur das Alter der Fahrzeuge ein Kriterium gewesen wäre, sondern auch der Schadstoffausstoß. Enttäuscht ist Schmitz auch von den fehlenden Nachrüstungsmöglichkeiten für Dieselfahrzeuge.
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Bestandteil der „scharfen” Umweltzone werden auch verstärkte Kontrollen sein. In einem Testlauf im Februar und März wurden 2530 Fahrzeuge ohne Plakette registriert. Einen Vorgeschmack auf den Verwaltungsaufwand für die Kontrollen liefern zwei Zahlen: 527 Bußgeldbescheide sind ausgestellt, mehr als 1800 Verfahren laufen noch.
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