Essen. . Ab Montag verkauft ein Essener Bäcker in seinen vier Filialen „Pflastersteine“, einen Spezialkuchen. Die Hälfte der Einnahmen will er der Stadt spenden – zur Beseitigung der vielen Schlaglöcher.

Die Idee kam ihm Anfang des Jahres, als der wochenlange Schnee abgetaut war – und mehr als 5000 Schlaglöcher in Essens Straßen gezählt wurden. Jetzt macht Bäckermeister und Firmeninhaber Stefan Holtkamp (46) Ernst: Ab Montag verkauft ein Essener Bäcker in seinen vier Filialen „Pflastersteine“, einen Spezialkuchen. Die Hälfte der Einnahmen will er der Stadt spenden – zur Beseitigung der vielen Schlaglöcher. Er hat die Aktion nicht mit der Stadt abgestimmt – doch die Verwaltung findet die Aktion „grundsätzlich gut“, teilt Stadtsprecher Detlef Feige auf Nachfrage mit.

Insgesamt 10,7 Millionen Euro investiert die Stadt in diesem Jahr in ihr Straßennetz. 1,4 Millionen Euro sind davon aus dem „Konjunkturpaket II“ der Bundesregierung. „Es handelt sich nicht nur um kurzfristige Reparaturmaßnahmen, sondern auch um umfassende Sanierungen“, teilt Rainer Wienke mit, der stv. Leiter des Amtes für Straßenbau und Verkehrstechnik.

Die Sahnetorte im Kofferraum

Die sind auch bitter nötig, findet Bäcker Holtkamp: „Sie brauchen doch einen Trecker, wenn Sie durch Essen fahren.“ Mit seinen Fahrzeugen, die die Filialen in Rüttenscheid, an der Margarethenhöhe und in Heisingen von der Backstube in Holsterhausen aus beliefern, hat Holtkamp die leidvolle Erfahrung gemacht: „Wenn Sie mit einer Sahnetorte im Kofferraum über drei Schlaglöcher fahren, dann ist die Sahnetorte nachher zwei Zentimeter kleiner.“ Deshalb habe man Anfang des Jahres beschlossen, die jährliche Benefiz-Aktion des Unternehmens diesmal den Essener Straßen zu widmen.

„Extra für die Aktion kreiert“, betont Holtkamp, habe man den Kuchen „Pflasterstein“. Klingt zwar nach harter Kost, ist in Wirklichkeit aber butterweich: Er besteht, berichtet Holtkamp, aus einem Biskuitteig, Apfelpudding und dunklem Schoko-Guss. Verkauft werden soll der „Pflasterstein“ bis 14. Juli, das Stück für zwei Euro, ein Euro pro Kuchen geht an die Stadt. „Wir würden das Geld auch gerne nehmen“, kündigt Sprecher Detlef Feige an.

Spenden an den Zweck gebunden

Die Vorschriften besagen: So genannte „Direktspenden“ müssen „im Rahmen der vom Spender vorgegebenen Zweckbindung unmittelbar und ausschließlich“ für jene Zwecke ausgegeben werden.“ Das heißt: Mit den Spenden der Bäckerkunden darf die Stadt nicht ihre Schulden tilgen oder dem Oberbürgermeister einen neuen Bürostuhl kaufen.

Gunther Paas, Referent des Stadtkämmerers Martin Klieve, geht davon aus, dass im Fall der „Pflasterstein“-Erlöse „die Ausbesserung von Straßenschäden der Unfallverhütung dienen könnten“ – und somit ein „steuerbegünstigter Zweck“ im Sinne der kommunalen „Abgabenordnung“ sein könnten.

Im vergangenen Jahr nahm die Stadt nach Angaben von Paas knapp eine Million Euro Spenden an – rund 900.000 Euro gingen an Schulen und die Feuerwehr. Etwa 54.000 Euro erhielten soziale Einrichtungen.