Beim "Enten-Classic-Day" in Essen war kein Citroën 2CV wie der andere
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Essen-Borbeck. .
Es gab eine Zeit, da hatten Autos weder ABS noch Airbag – dafür aber ein Gesicht und ganz viel Charakter. Über 200 Citroën 2CV ließen beim „Enten-Classic-Day“ auf dem Außengelände der Dampf-Bierbrauerei bei den Besuchern Erinnerungen hochkommen und bei Spätgeborenen die Erkenntnis reifen: Keine Ente ist wie die andere.
Ist eine Ente schön? Gefallen liegt ja bekanntlich oft in den Augen des Betrachters. Und beobachtet man beim „Enten-Classic-Day“ die vielen Zuschauer, die mit den markanten Rundscheinwerfern um die Wette glotzen, kann man nur rückschließen: Für den Enten-Fan ist der Citroën 2CV schon eine Augenweide. Chromblitzende Exemplare stehen hier neben Kastenwagen, die wie für eine Safari gemacht scheinen.
Ein breites Hot-Rod-Exemplar mit flachem Dach knattert auf den Hof und parkt neben einem Oldie-Exemplar mit Wellblechmotorhaube aus dem Jahr 1961. Das älteste Fahrzeug des Tages, ein Kastenwagen aus dem Jahr 1953, verbreitet viel Nostalgie. Selbst zweisitzige Cabrios braten in der Sonne. Und fast alle leuchten bunt. Den Vogel schießt ein Teilnehmer aus Burscheid ab, der mit einem 2CV gekommen ist, auf dessen Unterboden einfach eine Roadster-Karosserie gesetzt wurde.
Das französische Billigauto wurde bis 1990 gebaut
„Jede Ente ist anders. Natürlich gibt es viel bessere Autos“, gesteht Veranstalter Oliver vom Berg vom Ersatzteillieferanten „Treffpunkt Citrön“ in Niederkrüchten. Aber: Das französische Billigauto, das bis 1990 gebaut wurde, habe Charme, trage zur „Entschleunigung“ im Alltag bei und sei ganz einfach selbst zu reparieren. „Viele heutige Entenfans haben sich früher ein Exemplar geholt, weil es so kostengünstig war“, sagt vom Berg.
„Das war die billigste Art Cabrio zu fahren“, erinnert sich Jürgen Ehlers vom „2CV-Fliegerclub“ aus Dinslaken. Er hat zwei Exemplare davon – und das auch nur, weil er keinen Platz für ein drittes hat. „Die Dinger sind absolut alltagstauglich“, stellt er fest.
„Mit meiner bin ich immerhin 400 000 Kilometer gefahren“, berichtet Roland Peters. Heute hat er ein restauriertes Modell aus dem Jahr 1960 nach Borbeck gesteuert. Hinter dem Mobil steht ein tropfenförmiger Wellblech-Anhänger, der wie ein Raumschiff für Weltraumzwerge aussieht. „Das ist der Wohnwagen zur Ente. Den gab es als Zubehör“, erläutert Peters.
„Mittlerweile finde ich die Ente sogar schön“
Oliver Skelnak aus Bottrop ist mit seinem Hot-Rod-Exemplar genügend bedient. Rund zwei Jahre lang hat er daran gearbeitet, die Karosserie auf ein anderes Chassis geschraubt, einen stärkeren Motor eingebaut und das Dach um 15 Zentimeter „gechoppt“, abgeschnitten. „Früher hatte ich mehrere. Aber bei so einem Auto sitzt man halt immer dran“, sagt er.
Einen 2CV zu fahren ist also nicht nur praktisch, sondern drückt auch eine Philosophie aus. Da wandelt sich auch das Auge des Betrachters. Jürgen Ehlers: „Mittlerweile finde ich die Ente sogar schön.“
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