Ein mutmaßlicher Terrorist soll seine Verletzungen aus dem Kampfeinsatz in Afghanistan im Essener Uni-Klinikum behandelt haben. Dort wurde er am Mittwoch im Rahmen einer groß angelegten Razzia festgenommen.

Der Generalbundesanwalt ist sich ziemlich sicher: Ein Jahr lang hat sich Ömer C. in einem Terroristenlager im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet und im Namen der „Islamische Bewegung Usbekistan“ (IBU) ausbilden lassen, die Anschläge auf Zivilisten, auf Sicherheitskräfte und Soldaten der Nato-Schutztruppe Isaf verübt.

Doch auch „Gotteskrieger“ sind weder vor Verletzungen noch vor dem langen Arm des Gesetzes gefeit: Nach seiner Rückkehr nach Deutschland befand sich der 24-Jährige in Essen in ärztlicher Behandlung, als 100 Polizisten am Montag bei einer Anti-Islamisten-Razzia zwölf Gebäude in Nordrhein-Westfalen und im Rhein-Main-Gebiet durchsuchten, dabei zwei mutmaßliche Islamisten wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung festnahmen und die Wohnungen von vier weiteren „Glaubensbrüdern“ auf den Kopf stellten.

Ömer C. wurde nach NRZ-Informationen sozusagen auf dem Krankenbett im Essener Uni-Klinikum verhaftet, während ein weiteres mutmaßliches IBU-Mitglied, der 28 Jahre alte Turgay C., in Köln festgenommen wurde. Dem 24 Jahre alten Gelsenkirchener Ömer C. sollen an der Hufelandstraße Geschosssplitter entfernt worden sein, die er im Kampfeinsatz abbekommen hatte.

Zu den Vorgängen wollte sich eine Sprecherin des Klinikums nach Rücksprache mit der Generalbundesanwaltschaft und dem Hinweis auf das laufende strafrechtliche Verfahren gestern nicht äußern, und auch die Karlsruher Behörde gab sich eher bedeckt. „Eine Durchsuchung eines Gebäudes“ habe es im Rahmen der landesweiten Razzia in Essen gegeben. Um welche Immobilie es sich dabei genau handelte, wollte ein Sprecher nicht näher erläutern. Nur soviel: „Es war keine Moschee.“

Und weiter ins Gefängniskrankenhaus

Ömer C. wurde am Dienstag einem Ermittlungsrichter des Amtsgerichts Unna vorgeführt und in Untersuchungshaft nach Fröndenberg geschickt. Von Unna ins dortige Gefängniskrankenhaus, wo der 24-Jährige nun weiterbehandelt wird, sind es keine zwölf Kilometer.

Die „Islamische Bewegung Usbekistan“ ist eine islamistisch geprägte Terrororganisation mit Schwerpunkt im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet. Sie unterhält laut Bundesanwaltschaft paramilitärische Ausbildungslager für ihre Kämpfer. Zusammen mit den radikalislamischen Taliban, der Terrororganisation Al-Kaida und weiteren jihadistischen Gruppierungen verübt die IBU Attentate sowohl auf afghanische und pakistanische Sicherheitskräfte als auch auf Soldaten der internationalen NATO-Schutztruppe ISAF. Zudem ist sie für Anschläge auf zivile Ziele mitverantwortlich.

Zuletzt war in Deutschland im August ein 24-Jähriger aus Hamburg im August festgenommen worden. Zuvor war die IBU schon einmal hierzulande ins Visier der Fahnder geraten, als der 20-jährige Bünyamin E. aus Wuppertal in Afghanistan getötet wurde.

Bei Kämpfen dabeigewesen

Dem festgenommenen 24-Jährigen wird vorgeworfen, sich der IBU im September 2009 in einem Ausbildungslager angeschlossen und bis zu seiner Rückkehr nach Deutschland im September 2010 an Kampfhandlungen der terroristischen Vereinigung teilgenommen zu haben. Der 28-Jährige soll am Transfer von insgesamt 39 000 Euro aus Spendensammlungen an die IBU in das afghanisch-pakistanische Grenzgebiet beteiligt gewesen zu sein. (mit dapd)