Essen. . Der Umbau der S-Bahnstrecke in Essen-Kupferdreh verteuert sich um mindestens sechs Millionen Euro. Die Ursache: erhebliche Fehler bei der Planung des Projekts der Stadt und der Deutschen Bahn. Mit der Schuldfrage beschäftigt sich bereits ein Jurist.
Auf diese Steine können Sie bauen? Für den Umbau der S-Bahnstrecke der Linie S 9 in Kupferdreh wirkt dieser Slogan wie blanker Hohn. Seit 2009 wird in Kupferdreh gebaut, im Jahr 2013 soll die S-Bahn in Hochlage fahren, damit der Stadtteil endlich näher an den Baldeneysee heranrückt. So ist es geplant. Doch der Zeitplan wackelt wie Vanille-Pudding, denn wie jetzt bekannt wurde, stand das Gemeinschaftsprojekt der Stadt Essen und der Deutschen Bahn im wahrsten Sinne des Wortes auf tönernen Füßen. Die Folge: Das Bauvorhaben wird deutlich teurer, in Rede stehen zusätzliche Kosten in Höhe von mindestens sechs Millionen Euro.
Der Rat der Stadt beschäftigt sich in nicht öffentlicher Sitzung damit. Der Bericht, den die Verwaltung den Politikern vorlegen wird, liest sich wie eine einzige Mängelliste. Von Versäumnissen bei der Planung ist da die Rede, von fehlerhafter Statik und von unzureichenden Untersuchungen des Baugrundes. Eine wackelige Angelegenheit mit Folgen: Die komplette Konstruktion musste noch einmal überarbeitet werden. Ein Beispiel: Um einen sicheren Stand zu gewährleisten, wurden die tragenden Pfeiler dreimal so tief im Erdreich verankert wie ursprünglich vorgesehen.
Es droht Stillstand auf der Baustelle
Die Mängel wurden inzwischen unter laufendem Baustellenbetrieb beseitigt. Nach Darstellung der Bahn verzögern sich die Arbeiten dadurch um mindestens ein Jahr. Um den Zeitplan doch noch halten zu können, hat die mit dem Bau beauftragte Arbeitsgemeinschaft angeboten, bei Personal und Material eine Schüppe draufzulegen. Doch das kostet: 560.000 Euro soll die Stadt nachschießen.
Trasse der S9 wird teurer
Der Rat der Stadt ist für die morgige Sitzung aufgefordert, dafür grünes Licht zu geben. De facto haben die Fraktionen gar keine andere Wahl. Denn sonst drohten Stillstand auf der Baustelle und noch höhere Kosten, heißt es. In Rede stehen weitere 1,2 Millionen Euro.
Völlig offen ist, wer für die zusätzlichen Millionen aufkommen muss. Nach Auskunft eines Bahnsprechers waren bei den Planungen geänderte Bauvorschriften nicht berücksichtigt worden. Das Projekt reicht bereits Jahrzehnte zurück, geplant wird seit 1990, der Planfeststellungsbeschluss datiert von 1996. Die Bahn hofft nach eigenen Angaben zumindest einen Teil der Kosten als Versicherungsschaden geltend machen zu können, will dies aber nicht als Schuldeingeständnis gewertet wissen.
Ursprünglich 19 Millionen Euro veranschlagt
Die Stadt hat inzwischen einen auf Baurecht spezialisierten Juristen eingeschaltet. Der Experte soll klären, wer Schuld an den Versäumnissen trägt und wer gegebenenfalls dafür haftbar gemacht werden kann. Ursprünglich waren für das Aufständern der S-Bahnstrecke rund 19 Millionen Euro veranschlagt worden.
Übrigens: Auch für den Fall, dass der Rat der Stadt zusätzliche finanzielle Mittel freigeben sollte - wenn auch unter Vorbehalt - will die Bahn nicht garantieren, dass die Bauarbeiten pünktlich beendet werden. Aktuell gebe es Hinweise darauf, dass im Baugrund Kampfmittel aus dem letzten Weltkrieg liegen könnten - da droht gewissermaßen also eine weitere Bombe.