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Seit fast vier Jahren verhandelt die Bahn AG um ihren Leuchtturm am Hauptbahnhof. Ausgerechnet die ehemalige Bahn-Tochter Aurelis ist in die Parade gegrätscht und hat ihre Zustimmung für den Hochhaus-Abriss zurück gezogen.

Die Bahn AG kämpft weiter um ihren Leuchtturm am Hauptbahnhof. Während die Stadt dem Vorhaben erneut eine Absage erteilt hat, nimmt das Verkehrsunternehmen einen neuen Anlauf, um in der City eine Landmarke in Form eines Hochhauses östlich des Hauptbahnhofes zu setzen.

Seit fast vier Jahren verhandelt die Bahn-Tochter DB Station & Service AG mit der Stadt über eine zweite Ausbaustufe des Hauptbahnhofes. Nach dem im Januar 2010 beendeten 57 Millionen Euro teuren Umbau wollte die Bahn in einem Fünfjahresplan einen „Bahnhof 2.0“ schaffen, wie Spötter das Projekt bezeichnen. Der besteht wesentlich aus drei Projekten: Glatt durch die Verwaltungs- und politischen Gremien ging bisher der Plan eines Parkhauses mit mehr als 500 Plätzen auf der Freifläche an der Hachestraße gegenüber des neuen City-Hotels.

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Von DerWesten

Erheblich mehr Diskussionsbedarf gab es um die Bahn-Pläne, gegenüber der Hauptpost die alte Ladenzeile abzureißen und dort ein sechsgeschossiges Bürogebäude hochzuziehen. Inzwischen ist ein Kompromiss absehbar: Die Stadt wird für den Neubau grünes Licht geben unter der Bedingung, dass die Bahn AG bei dieser Gelegenheit die Sackgasse Westtunnel zur Hachestraße öffnet.

Das größte und umstrittenste Projekt ist ein Über- und Anbau am Nordausgang des Hauptbahnhofes mit einer gläsernen Halle, daneben ein siebenstöckiges Bürogebäude und an der Stelle des arg in die Jahre gekommenen Aurelis-Hochhauses ein 60 Meter hoher Neubau. Noch einmal 4000 Quadratmeter Verkaufsfläche will die Bahn-Tochter so am Hauptbahnhof schaffen, die neu entstehenden Büroflächen vermieten.

„Die können nicht ohne uns, wir nicht ohne sie“

Das Gebäude ist mittlerweile in Händen der ehemaligen Bahn-Tochter Aurelis. Foto: Oliver Müller
Das Gebäude ist mittlerweile in Händen der ehemaligen Bahn-Tochter Aurelis. Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool

Im Erdgeschoss der erweiterten Bahnhofshalle will die Bahn „insbesondere Angebote zur Deckung des klassischen Reisebedarfs“ schaffen, im Obergeschoss denken die Bahn-Planer an ein „Gesundheitszentrum und einen Fitness-Bereich“. Die Reaktionen der Politiker auf die Bahn-Pläne reichen seitdem von Begeisterung („ein ganz neues Stadtbild!“) bis zu blankem Entsetzen („Man kann den Hauptbahnhof ja gar nicht mehr sehen!“). Mindestens dreimal hat DB Station & Service inzwischen die Pläne nachgebessert, hat Platz geschaffen für die mögliche künftige Innenstadt-Straßenbahnlinie 109 und für Taxihalteplätze.

Pikant: Ausgerechnet die ehemalige Bahn-Tochter Aurelis ist der Bahn im Herbst in die Parade gegrätscht und hat ihre Zustimmung für den Hochhaus-Abriss zurück gezogen. Begründung: Mann wolle das Gebäude nun in Eigenregie sanieren. Die Stadt hat deshalb die Bahn-Bauvoranfrage zurückgewiesen. Seitdem feilscht die Bahn mit der einstigen Tochter um eine Einigung. „Die können nicht ohne uns, wir nicht ohne sie“, sagt Bahn-Sprecher Udo Kampschulte. Doch danach muss die Bahn immer noch die Stadtplaner überzeugen. Planungsamtsleiter Thomas Franke bleibt bei seiner Einschätzung: Auf dem Bahnhofsvorplatz sei künftig „zu wenig Platz für zu viel Verkehr“.