Essen. Zum AfD-Parteitag in der Grugahalle werden Ende Juni mindestens 600 Delegierte erwartet. Was machen die Essener Hotels? Ein Stimmungsbild.

  • Zum AfD-Bundesparteitag werden 600 Delegierte erwartet.
  • Der Hotelverband Dehoga lehnt die AfD ausdrücklich ab.
  • Hotels dürfen aber nicht Gäste ablehnen, weil sie AfD-Mitglieder sind

Der AfD-Bundesparteitag vom 29. bis 30. Juni 2024 in der Essener Grugahalle bringt die Hotelbetreiber im Stadtgebiet in eine schwierige Lage. Einerseits darf kein Hotel einen Gast ablehnen, weil er Mitglied der AfD ist. Andererseits sprechen sich viele Hotelbetreiber offen gegen die AfD aus. Und es gibt die berechtigte Sorge, dass es rund um die Messe und Grugahalle zu Tumulten kommt. Wie geht man damit um?

AfD-Parteitag in Essen:

Schon im Februar, als klar wurde, dass der Bundesparteitag der AfD in der Grugahalle wohl kaum zu verhindern sein wird, teilte der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga mit: Man sei ausdrücklich gegen die Veranstaltung, weil „die Werte der AfD nicht vereinbar sind mit unseren Werten, für die der Dehoga in Essen und in ganz NRW steht.“ Allein deshalb, weil viele Mitarbeitende im Hotel- und Gaststättengewerbe eine Zuwanderungsgeschichte haben. „Unsere DNA“, teilte der Dehoga damals mit, „kennt keine Herkunft, Integration ist eine Selbstverständlichkeit.“

AfD-Parteitag 2024 in Essen: Ein Hotel in der Nähe der Grugahalle macht drei Tage lang dicht

Andererseits: Auch wenn jeder Hotelbetreiber Hausrecht ausübt, kann man nicht einfach mögliche Gäste ablehnen, weil sie Mitglied einer umstrittenen Partei sind. Das Antidiskriminierungsgesetz setzt hier enge Grenzen. „Wir fragen keinen unserer Gäste bei der Buchung, warum er oder sie nach Essen kommt“, sagt die Geschäftsführerin eines Hotels im Essener Süden, die nicht namentlich genannt werden will. „Das ist an diesem Wochenende genauso.“

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Nicht weit von der Messe in Rüttenscheid entfernt, hat ein inhabergeführtes Hotel hingegen beschlossen, am letzten Juni-Wochenende das Haus zu schließen. „Solche Leute wollen wir nicht hier haben“, sagt der Betreiber, der anonym bleiben möchte. Schon 2015, beim letzten AfD-Parteitag in der Grugahalle, habe man unangenehme Erfahrungen gemacht. „Unsere Kellnerin bekam üppiges Trinkgeld von einer Gruppe AfD-Mitglieder“, berichtet der Betreiber. „Doch ihr wurde gesagt, sie solle das Geld nicht mit ihren ausländischen Kolleginnen und Kollegen teilen. Daraufhin hat sie das Trinkgeld abgelehnt.“

Viele Hotels sind schon gut belegt wegen der Fußball-Europameisterschaft

Viele Betriebe geben an, bereits so gut wie ausgebucht zu sein – aber nicht wegen des Parteitags, sondern wegen der Fußball-Europameisterschaft, die 2024 in Deutschland stattfindet. „Wir haben Fans hier, die in Gelsenkirchen eine der ersten Achtelfinal-Begegnungen schauen werden“, sagt der Mitarbeiter des Hotels Böll in Altenessen. Ähnliches berichtet der „Rheinische Hof“ in der Rüttenscheider Hedwigstraße: „Wir sind so gut wie voll, weil sich viele internationale Fußball-Fans angekündigt haben.“

Zwar gibt es durchaus noch Hotelzimmer im Stadtgebiet, die man für das letzte Juni-Wochenende buchen kann. Allerdings sind die Preise durchaus ordentlich. Unter 150 Euro pro Person und Zimmer ist, zumindest in Messenähe und bei normalem Standard, nicht mehr viel zu machen.

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Was den befürchteten Ausnahmezustand angeht – die Alfred-, Norbert- und auch Rüttenscheider Straße werden zumindest am Samstag, 29. Juni, mindestens mehrere Stunden lang gesperrt –, bleiben die meisten Hotelbetreiber derzeit noch gelassen: „Wir werden unsere Gäste über die erwarteten Schwierigkeiten bei der Anreise informieren“, sagt die Betreiberin des „Rheinischen Hofs“.

Ähnlich sieht es der Betreiber der „Eule“ an der Klarastraße, der zwar Menschenmengen gewohnt ist: „Der Rosenmontagszug läuft vor unserem Haus entlang, wir kennen das.“ Andererseits könne derzeit noch niemand die Stimmung, die drei Tage lang rund um die Grugahalle herrschen wird, einschätzen: „Wir müssen abwarten. Aber ein etwas komisches Gefühl haben wir durchaus.“

Ein großes Hotel in Messe-Nähe meldet am Montag Nachmittag ebenfalls, dass es für das letzte Juni-Wochenende ausgebucht sei. Vor allem mit Journalisten, die über den Parteitag berichten werden. Außerdem seien viele Zimmer vergeben worden an Fußball-Fans, die am Samstagabend, 29. Juni, die Achtelfinal-Partie in Gelsenkirchen besuchen werden.

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