Essen. Sanieren oder lieber abreißen und neu bauen? Eine Machbarkeitsstudie beschäftigt sich mit der 1972 eröffneten Eissporthalle Essen-West.
Sie ist in die Jahre gekommen, und das ist nicht zu übersehen: die Eissporthalle am Westbahnhof, erbaut im Jahr 1972. Lange ist es her. Mehr als fünf Jahrzehnte nach der Eröffnung steht die Stadt Essen jetzt vor der Frage: Neubau oder Sanierung?
Eine Antwort versprechen sich die städtischen Sport- und Bäderbetriebe von einer Machbarkeitsstudie, an der hinter den Kulissen bereits gearbeitet wird. Es geht um eine Bestandsaufnahme und nicht zuletzt darum, ob es sich lohnt, noch einmal mehrere Millionen Euro in den Altbau zu investieren. Oder ob sich auf lange Sicht doch ein Abriss und Neubau bezahlt machen und die Stadt am Ende sogar billiger kommen.
Die Essener Eissporthalle ist funktionstüchtig, erinnert aber an die 1970er Jahre
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Wer die Eissporthalle lange Jahre nicht besucht hat, fühlt sich zurückversetzt in die 1970-er und 1980-er Jahre. In der Umkleide haben seitdem ungezählte Schulklassen die Schlittschuhe geschnürt.
Was die Funktionalität angeht, mag die Halle den Ansprüchen genügen. Auf den Rängen finden rund 3800 Zuschauer Platz. Thomas Böttcher, Vorsitzender der ESC Wohnbau Moskitos Essen, nennt das „vollkommen ausreichend“. In der zurückliegenden Saison besuchten durchschnittlich 1500 Besucher die Spiele des Eishockey-Oberligisten.
Seit 2009 hat die Stadt Essen 5,9 Millionen Euro in die Eissporthalle investiert
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Das Publikum honorierte die sportlichen Leistungen der Moskitos, die sich für die Playoffs um den Aufstieg qualifizieren konnten, dort in der ersten Runde aber ausschieden. Finanziell wäre für den Oberligisten sogar mehr drin gewesen, ist Böttcher überzeugt. Leider fehle es an VIP-Räumen. Auch die Gastronomie könne eine Auffrischung gebrauchen. Die To-do-Liste ließe sich verlängern: ein stabiles WLAN, die Lautsprecheranlage, die Toiletten, die Umkleideräume. Es gäbe genug zu tun.
5,9 Millionen Euro hat die Stadt Essen seit 2009/2010 in die Eissporthalle gesteckt, rechnet Ralf Becker, Leiter der Sport- und Bäderbetriebe, vor. Vier Millionen davon stammten aus Mitteln des Konjunkturprogramms, das der Bund seinerzeit in Folge der weltweiten Finanzkrise aufgelegt hatte, um heimische Unternehmen zu unterstützen. Das Geld floss unter anderem in Lüftungstechnik und Brandschutz, in Kältetechnik und Eisaufbereitung. Nicht alles, was wünschenswert gewesen wäre, ließ sich finanzieren.
Kostentreiber Nummer eins bleiben die hohen Energiekosten. Die jährlichen Betriebskosten bewegen sich nach Angaben der Sport- und Bäderbetriebe zwischen 450.000 und 500.000 Euro. Stefan Steinmetz, langjähriger Vorsitzender des Essener Jugend- Eiskunstlauf Vereins (EJE) vergleicht die Eissporthalle, energetisch gesehen, mit einer Wellblechhütte. Soll heißen: Energie und Geld gehen raus durchs Dach. „Das war schon vor der Energiekrise so“. Und ist seitdem nicht besser geworden.
Kostentreiber beim Betrieb der Eissporthalle sind die Energiekosten
Gedankenspiele um einen Neubau sind nicht neu. Schon der Trägerverein, der die Halle lange Jahre in Eigenregie verwaltete, habe sich damit beschäftigt, berichtet Steinmetz, ehemals 2. Vorsitzender. Schließlich gibt es intelligentere Lösungen, die eingesetzte Energie zu nutzen. Die Eisarena in Köln zum Beispiel nutzt Wärme, die bei der Kühlung der Eishalle abfällt, um ein Hallenbad im selben Gebäude zu beheizen.
Stefan Steinmetz bestätigt, dass die Eissporthalle trotz ihres Alters ihren Zweck erfüllt. 280 Aktive zählt der EJE. Es könnten leicht mehr sein, sagt Steinmetz. Neue Mitglieder konnte der Eislaufverein zuletzt jedoch nicht aufnehmen, da die kleine Trainingseisbahn aufgrund von Leitungsschäden lange Monate nicht zur Verfügung stand. 730.000 Euro mussten die Sport- und Bäderbetriebe investieren. Zur neuen Saison wird der EJE den Aufnahmestopp aufheben.
Der Schaden an der kleinen Eisbahn habe ihn nachdenklich gemacht, sagt Steinmetz. „Wer weiß, wie es unter der großen Eisfläche aussieht?“. Eine Antwort darauf dürfte die Machbarkeitsstudie geben, deren Ergenisse für den Sommer erwartet werden. Sollte einiges für einen Neubau sprechen statt für eine Sanierung, wäre zu klären, wo eine Halle gebaut werden könnte, denn der Spiel- und Vereinsbetrieb müsste möglichst ungestört weiterlaufen. Zudem gilt der Standort am Westbahnhof wegen der Verkehrsanbindung auch aus Sicht der Stadt Essen als ideal. Aufgeben wollen, wird man ihn nicht. Aber, sagt Essens Sportdezernentin Simone Raskob vielsagend: „Der Parkplatz ist ja groß genug.“
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