Durch Energiesparmaßnahmen in Essen fehlen Moskitos und EJE Eiszeiten – vor allem für den Nachwuchs. Alle Hintergründe zu den Maßnahmen.
Als die Stadt Essen in der vergangenen Woche eine Pressemitteilung zu der Umsetzung weiterer Energiesparmaßnahmen veröffentlichte, war das Aufhorchen am Westbahnhof groß. Denn auch der Essener Eissport ist maßgeblich von den neuen Maßnahmen betroffen – und damit der Eishockey-Oberligist ESC Wohnbau Moskitos und der Essener Jugend-Eiskunstlauf Verein (EJE).
Die Eissporthalle am Westbahnhof werde rechtzeitig zum Ligabeginn genutzt werden können, heißt es in der Mitteilung. „Die Eisaufbereitung wird zum 1. September erfolgen, das Nebenspielfeld der Eissporthalle wird dagegen nicht in Betrieb genommen“, so die Stadt. Die Moskitos gaben drei Tage später bekannt, dass ihnen die große Eisfläche doch bereits ab Ende August zur Verfügung stehe.
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Ab welchem genauen Datum sei noch unklar, erklärt Thomas Böttcher. „Wir warten jetzt in Ruhe ab, sind aber positiver Dinge, dass zum ersten Testspiel Eis da ist“, meint der ESC-Vorsitzende. Am Sonntag, 28. August (17 Uhr), ist das erste Vorbereitungsspiel der „Mücken“ gegen die Füchse Duisburg am Westbahnhof geplant.
Die erste offizielle Trainingseinheit in Essen hatte der Oberligist eigentlich für Montag, 22. August, angesetzt. Um dennoch pünktlich in die Vorbereitung starten zu können, werden die Moskitos für vier Tage auf Hallen in der Umgebung ausweichen müssen. „Wir sind gerade dabei, uns Eiszeiten in anderen Eisstadien anzumieten“, sagt Böttcher. Für zwei der vier Trainingseinheiten sind die Essener bei ihrem Kooperationspartner in Düsseldorf fündig geworden, wo sich Teile des Teams bereits in der letzten Zeit für die neue Saison aufgewärmt hatten.
Zusätzliche Kosten für die Eisanmietung
Für die zwei anderen Einheiten sei man noch auf der Suche. „Wir können uns damit arrangieren, dass es erst später Eis in Essen gibt“, erklärt der Moskitos-Chef, der die Situation dennoch als „großen Störfaktor“ bezeichnet. Schließlich entstehen dadurch nicht nur zusätzliche Kosten für die Eisanmietung und den Bustransfer, sondern auch ein hoher organisatorischer Aufwand, obwohl man die Vorbereitung eigentlich bereits durchgeplant hatte – allerdings am Westbahnhof.
Gleiches gilt für den Nachwuchs, den besonders die vermeintlichen Energiesparmaßnahmen bezüglich der kleinen Eisfläche hart treffen. „Randsport ist auch Profisport! Eishockey statt Lichterwochen! Politik macht unser’n Sport kaputt!“, war auf einem Transparent vor der Eissporthalle zu lesen. Dabei handelt es sich bei der Nicht-Inbetriebnahme der kleinen Eisfläche nicht um eine Energiesparmaßnahme, wie es die Stadt in ihrer Mitteilung kommuniziert hatte. Nach übereinstimmenden Informationen dieser Redaktion kann die Bahn ohnehin momentan aufgrund von technischen Mängeln nicht genutzt werden.
Kleine Eisbahn ist aus „technischen Gründen“ geschlossen
„Die kleine Eisbahn ist aus technischen Gründen geschlossen“, bestätigt Jürgen Konrad. Bis zum Ende des Jahres werde sich daran wohl auch nichts ändern, erklärt der Geschäftsführer des Trägervereins der Eissporthalle Essen. Es sei schon länger bekannt gewesen, dass die Bahn technische Mängel habe, berichtet Böttcher. Dass die kleine Eisfläche in der kommenden Saison leider nicht zur Verfügung stehe, habe natürlich „einschneidende Konsequenzen für unseren Nachwuchs“, heißt es von den Moskitos. In der Vergangenheit absolvierten die „Mücken“ darauf wöchentlich zehneinhalb Trainingsstunden, die die Torhüter und vor allem die unteren Altersklassen genutzt hatten.
„Für die zukünftige Nachwuchsarbeit ist das ein riesiger Rückschritt“, erklärt Böttcher. Zumal die Moskitos den jüngeren Nachwuchs und die Laufschule im letzten Jahr erst wieder mühsam aufgebaut hatten, so der Vorsitzende. Die Leidtragenden seien die Kinder. Da der ESC keine ausreichenden Trainingszeiten nachweislich vorweisen kann, kann er das Sterneprogramm des Deutschen Eishockey-Bunds (DEB) nicht erfüllen.
Dadurch fehlen den Moskitos satte 15.000 Euro, die sie, so Böttcher, schon für den Nachwuchs eingeplant hätten – die Einnahmen sinken, die Kosten steigen. Zumal für die unteren Altersklassen eine Saison lang Eiszeiten in anderen Hallen angemietet werden müssten, sollte keine andere Lösung gefunden werden.
EJE empfindet die Nicht-Inbetriebnahme als extreme Belastung
Auf Lösungen hofft auch der Essener Jugend-Eiskunstlauf Verein (EJE), der ebenfalls Nachwuchs betreut. Der erste Vorsitzende Dr. Stefan Steinmetz empfindet die Nicht-Inbetriebnahme der kleinen Eisfläche als „extreme Belastung“. Dadurch fallen dem Verein 50 Prozent der Eiszeiten weg. „Das wäre so, wie wenn jeder zweite Fußballplatz morgen geschlossen würde“, vergleicht Steinmetz. Der Eiskunstlauf habe immerhin einen Stützpunkt in Essen.
Der EJE, der auch die Deutsche Meisterin Nicole Schott im Verein hat, zählt, so Steinmetz, fast 300 Mitglieder, die der erste Vorsitzende nach der Veröffentlichung der Maßnahmen erst einmal beruhigen musste. „Wir sind zurzeit in Verhandlungen mit der Stadt und dem Trägerverein, um eine bestmögliche Lösung zu finden, damit kein Kind auf der Straße stehen bleibt“, erklärte Steinmetz.
Mittwochabend ist eine Sitzung am Westbahnhof
Für Mittwochabend hat der Trägerverein der Eissporthalle die betroffenen Vereine und Gruppen zu einer Sitzung am Westbahnhof eingeladen. „Wir müssen jetzt irgendwo ein bisschen umschichten und versuchen, die verlorenen Stunden auf der kleinen Eisfläche – vor allem die der Vereine – einigermaßen auf die große Bahn zu kriegen“, erklärt Konrad.
Böttcher fordert „kurzfristig klare Entscheidungen für den Nachwuchs des EJE und der Moskitos. „Die Kinder und Jugendlichen müssen berücksichtigt werden mit weiteren Trainingszeiten.“
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