Essen/Bottrop. Die Autobahn GmbH hat alle Brückenhänger an der gesperrten Brücke auf der A42 in Augenschein genommen. Jetzt gibt es eine erste Bilanz.
Seit drei Monaten ist die A42-Brücke über den Rhein-Herne-Kanal gesperrt. Die Untersuchungen der mehr als 50 Jahre alten Stahlkonstruktion sind jetzt abgeschlossen und bei der Autobahn GmbH Westfalen ist die Erkenntnis gereift: Es hätte noch schlimmer kommen können, was erst einmal verwundert angesichts kilometerlanger Staus, die Autofahrern und Anwohnern jeden Tag aufs neue sämtliche Nerven rauben.
„Wir haben noch kleinere Risse entdeckt“, an weiteren neun der insgesamt 56 Brückenhänger, berichtet Projektleiter Lars Batzer. Er wolle diese Schäden nicht kleinreden, aber sie seien kein Vergleich zu dem, was sich seinen Kollegen im Dezember offenbarte. Da stellte sich heraus, dass Rostschäden an zwölf Brückenhängern massiver und tiefgehender waren, als es zunächst bei der Inspektion der Oberfläche schien. Die zunächst auf sechs Tage angelegte Vollsperrung der Autobahn zwischen der Anschlussstelle Bottrop-Süd und dem Autobahnkreuz Essen-Nord wurde daraufhin auf unbestimmte Zeit verlängert.
Ein 40-Tonner beansprucht die Brücke so stark wie 60.000 Pkw
Inzwischen ist ein Ende in Sicht. „Wir sind zuversichtlich, dass wir es bis Ende März zu Ostern hin schaffen“, sagt Melanie Nölke, bei der Autobahn GmbH zuständig für den Bereich Bauen. Für Pkw soll die Brücke dann wieder freigegeben werden. „Unsere Statiker gehen davon aus, dass Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen wieder drüber können. Nur unter dieser Bedingung können wir die Brücke offen lassen“, betont Melanie Nölke. Für Lkw bleibt die Brücke also gesperrt. Zum Vergleich: Ein einziger 40-Tonner beansprucht das Brückenbauwerk so stark wie 60.000 Pkw.
Aktuell installieren Techniker an den Brückenhängern ein sogenanntes Monitoringsystem. Jede einzelne der 56 Verstrebungen wird überwacht, auch die kleinste Erschütterung wird gemessen. Sollte die Last zu hoch sein, schlägt das System Alarm. Projektleiter Lars Batzer und seine Kollegen bekommen dann ein Signal aufs Handy.
Die komplette Berichterstattung zur A42-Sperrung mit Hintergründen, Interview und Fotos finden Sie hier: waz.de/thema/a42-sperrung/
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Um sicherzustellen, dass ausschließlich Pkw die Brücke überqueren, werden derzeit zu beiden Seiten „Schranken- und Wiegeanlagen“ aufgebaut. Die Arbeiten sind im Gange, vor dem Autobahnkreuz Essen-Nord bekommt man bereits einen Eindruck von den Ausmaßen. 250 Meter Autobahn werden beansprucht. Laut Autobahn GmbH ist es die vierte Anlage dieser Art in Nordrhein-Westfalen, sechs Millionen Euro kostet die Installation.
Der Aufbau der beiden Schranken- und Wiegeanlagen vor der A42-Brücke kostet Millionen
Bevor Fahrzeuge die Anlage durchfahren, wird die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf 40 Km/h herabgesenkt. Sensoren in der Fahrbahn messen das Gewicht. Ist ein Fahrzeug zu schwer, schließt sich die Schranke, eine Ampel schaltet auf Rot. Der Fahrzeugführer muss die Autobahn vor der Brücke verlassen. Damit niemand an den beiden Anschlussstellen auf die Autobahn auffährt und die Wiegeanlage auf diesem Weg umfährt, bleiben die Auffahrten in Bottrop und am Autobahnkreuz Essen-Nord in Richtung Brücke gesperrt.
Die Städte Essen und Bottrop drängen zwar darauf, dass die Auffahrten für Pkw offenbleiben. Melanie Nölke winkt ab: „Wir sehen keine technische und rechtliche Lösung, die das möglich macht.“ Viele Pendler müssen sich also weiterhin einen Weg über innerstädtische Straßen suchen.
Die Auffahrten bleiben auch nach Öffnung der Brücke geschlossen, Anwohner reagieren fassungslos
Peter Wallutis, Anwohner der Hafenstraße in Vogelheim und Mitglied der dortigen Stadtteilkonferenz, macht dies fassungslos. Wallutis und seine Mitstreiter wollen, dass die Schadstoffbelastung kontinuierlich gemessen wird. Viele Straßen seien bereits überlastet.
Lkw-Fahrer müssen sich weiterhin über die Umleitungsstrecke quälen. Die führt inzwischen auch offiziell durch den Essener Stadthafen. Viele wählten diesen Weg schon vorher. Die Spedition von Volker Müller liegt an der Daniel-Eckhardt-Straße, die Teil der Umleitung ist. Zu den Stoßzeiten gehe nichts mehr. „Daran wird sich nichts ändern“, ist sich Müller sicher. Eines sei ihm aufgefallen, wenn er aus seinem Büro auf die Straße schaut: „Viele biegen in die Hafenstraße ab.“ Und in Richtung Stadthafen stünden immer noch Schilder mit der Aufschrift „Nur für Werksverkehr“.
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