Essen. Seit sechs Tagen ist der sogenannte Enforcement-Trailer gegen Temposünder in Betrieb. Die ersten Einsatzzahlen sind durchaus beeindruckend.

Seit dem 1. Februar ist er als Essens jüngster Raserschreck auf Essener Straßen im Einsatz und hat seitdem alle Linsen voll zu tun: Fast 1100 mal löste der neue Blitzanhänger binnen sechs Tagen bereits aus, der seit seiner Premiere am Rande der Bottroper Straße stadteinwärts stationiert ist. Berücktsichtigt man, dass sein erster Arbeitstag erst um 16.40 Uhr begonnen hat, erwischte der Kamera-Koloss im Schnitt täglich 200 Temposünder. Dies berichtete Stadtsprecherin Silke Lenz am Mittwoch auf Anfrage dieser Zeitung.

Doch nicht jedem, den das rote Licht erschreckt hat, flattert nun automatisch ein Knöllchen ins Haus. Die gemessene Zahl der Auslösungen wird nicht identisch sein mit der der anschließenden Verfahren und Ordnungswidrigkeiten, da weder die Fotos noch die mutmaßlichen Vergehen bewertet worden sind.

Der Spitzenreiter war 54 Stundenkilometer zu schnell

Mehrere Temposünder dürften sich aber warm anziehen, sollten die Messungen nicht zu beanstanden sein, was sie in der Mehrzahl erfahrungsgemäß nicht sind: Der Spitzentreiter wurde mit 107 Sachen bei erlaubten 50 Stundenkilomtern erwischt. Abzüglich drei km/h Toleranz war er also 54 Zähler zu schnell unterwegs. Macht unterm Strich: 560 Euro, zwei Punkte und zwei Monate Fahrverbot.

Noch kann das Ordnungsamt der Stadt nicht sagen, wie hoch die Quote der gemessenen Verstöße oder die Effektivität der neuen Technik im Vergleich zu den zwölf anderen stationären wie mobilen Blitzer ist. „Wir brauchen noch ein wenig mehr Laufzeit, um das wirklich seriös beantworten zu können“, so Silke Lenz.

Die Technik bindet weniger Personal

Ein Vorteil der neuen Überwachungsanlage ist aus Sicht der Stadtverwaltung, „dass sie an bestimmten Stellen im Essener Stadtgebiet mehrtägig zum Einsatz kommen kann und keine großen personellen Ressourcen bindet“. Dabei bleibe der Radar-Trumm rund um die Uhr bereit und ermögliche Geschwindigkeitsmessungen auch zu Zeiten außerhalb des planmäßigen Regelbetriebes. Beschäftigungslos wird das Gerät nicht sein: Die Verkehrsexperten haben rund 600 Gefahrenstellen auf Essener Stadtgebiet ausgemacht.

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Der sogenannte Enforcement-Trailer ist von der Stadt Essen für zunächst zwei Jahre angemietet worden. Die Leasingkosten sollen pro Jahr bei knapp 100.000 Euro liegen und dürfte sich erwartungsgemäß auch angesichts der Bilanz der ersten Einsatztage rasant bezahlt machen. Zumal die Bußgelder für zu hohe Geschwindigkeiten im Jahr 2021 bundesweit spürbar angehoben wurden.

Videokameras können Vandalismus dokumentieren

Das Gerät ist mit einer unabhängigen Stromversorgung ausgestattet, die einen ununterbrochenen tagelangen Messbetrieb erlaubt. Zudem können die Hochleistungsbatterien direkt vor Ort ausgetauscht werden, so der Hersteller. Ein Modem erlaubt die drahtlose Datenübertragung und den Fernzugriff auf das Messsystem. Gegen Vandalismus ist der Trailer weitgehend immun. Er schützt sich durch eine beschusssichere Hülle und kann Übergriffe mit Videokameras dokumentieren. Auch Brandschäden kann vorgebeugt werden: Mithilfe einer Aerosol-Löschanlage, die Feuer im Innenraum bekämpft, ohne dabei die technischen Komponenten zu beschädigen.

Ob all dies sich bewährt, muss sich noch zeigen: „Die Erfahrungen im Einsatz bilden die Grundlage für zukünftige Überlegungen hinsichtlich eines möglichen weiteren Ausbaus der Überwachungsmöglichkeiten des Ordnungsamtes“, heißt es. Wobei eine Entscheidung voraussichtlich bereits im zweiten Quartals dieses Jahres Realität wird: Dann geht der siebte Essener Radarwagen an den Start. Seine sechs Vorgänger entlarvten allein im vergangenen Jahr 110.424 Temposünder. In 31.825 Fällen lösten die sechs stationären Anlagen an der Bredeneyer Straße, auf der A 40 (drei Blitzer) sowie an der Bismarckstraße und Bernestraße aus. 6,2 Millionen Euro nahm die Stadt Essen allein durch die Überwachung des fließenden Verkehrs in 2023 ein - eine Rekordsumme.

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