Essen. Wenn Menschen in Not geraten, ist oft für das Haustier kein Geld mehr da. Dann hilft die Tiertafel. Für die Vorsitzende eine Herzenssache.
Nicht nur die Essener Tafel, die Lebensmittel an Bedürftige verteilt, verzeichnet immer mehr Zulauf. Auch bei der Essener Tiertafel wird der Andrang größer, beobachten ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. Wer das Angebot nutzen kann.
Sandra Lachmann (52) hat die S.A.T. Tiertafel im August 2016 mit gegründet und ist erste Vorsitzende des Vereins. „Als die Kinder groß waren, wollte ich etwas tun, wollte anderen helfen“, sagt sie. Was aus der ursprünglich als Treff geplanten Einrichtung werden würde, konnte sie damals noch nicht ahnen.
Ihr sei wichtig, dass Menschen, die in Not geraten, ihre Tiere behalten können. „Die Tiere sind ja wie Familienmitglieder, wie Freunde für die Menschen, geben ihnen oft Halt“, weiß Sandra Lachmann, die die Futter- und Zubehör-Spenden gemeinsam mit zehn weiteren Ehrenamtlichen ausgibt, jeweils am dritten Montag und Mittwoch im Monat.
Jeder Kunde und jede Kundin erhielten ein Zeitfenster zwischen 16 und 18 Uhr zugeteilt, in dem sie zur Ausgabestelle kommen könnten. „Wir vergeben die Termine im Halbstundentakt, damit an der Ausgabe nicht so viele Menschen gleichzeitig stehen, sondern höchstens 20 bis 25 Leute“, sagt die Organisatorin. Manchmal kommen Hundehalter mit ihren Tieren gemeinsam, warten geduldig in der Schlange.
Die Spenden für die Tiertafel werden in Räumen in der Essener City gesammelt
In einem Ladenlokal an der I. Weberstraße 10 in der Essener Innenstadt sammeln die Helferinnen und Helfer Dosen- und Trockenfutter, Kratzbäume, Betten, Decken, Leinen, Spielzeug und weiteres Zubehör für Haustiere. Es gebe auch Spezialfutter für erkrankte tierische Vier- und Zweibeiner, besonders häufig seien derzeit Probleme mit Leber oder Nieren.
Wer entsprechendes Futter für sein Tier benötige, müsse einen Nachweis vom Tierarzt vorlegen. Für das normale Futter könne die Bedürftigkeit durch Vorlage des Bürgergeld- oder Rentengeldbescheids nachgewiesen werden. „Menschen, die für sich selbst Lebensmittel von der Tafel holen, können auch die entsprechende Karte von dort vorlegen“, so die Vorsitzende, die als Küchenhilfe bei der Suchthilfe arbeitet.
Insgesamt nutzten immer mehr Menschen das Angebot. „Der Bedarf, besonders bei Hunde- und Katzenfutter, ist riesig und wird immer größer“, sagt sie. Futter und Zubehör würden oft von Privatleuten gespendet, manchmal auch, weil deren eigenes Tier vor kurzem verstorben sei.
Futter kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums könnten die Ehrenamtlichen manchmal in Geschäften abholen. „Jede Dose hilft“, betont die Vorsitzende.
Einige Vierbeiner benötigen Spezialfutter
Auch Geldspenden würden gern genommen. Davon könnten die Helfer dringend benötigte Dinge oder Spezialfutter für die Tiere kaufen und an die Bedürftigen weitergeben. Geld brauche man aber auch zur Deckung der Kosten, zum Beispiel für die Räumlichkeiten, Heizung, Strom oder für das Fahrzeug, um die Futter- und Sachspenden abholen zu können.
Zum Glück sei die Spendenbereitschaft immer noch hoch. „Gerade vor Weihnachten sind tatsächlich sehr viele Spenden eingegangen“, freut sich Sandra Lachmann. In dieser Zeit gebe es traditionell viele Hilfsaktionen, von denen auch die Tiertafel profitiere. „Bei uns gibt es eher im Sommer ein Spendenloch“, weiß sie.
Über die Feiertage gebe man auch Futter für mehrere Wochen aus. „Der Bedarf für die einzelnen Tiere wird per Computer genau berechnet.“ Ein großer Hund brauche natürlich eine andere Ration als ein kleiner.
Futter und Co. werden gegen eine Spende abgegeben. Jeder zahlt, was er kann. Derzeit kommen laut Sandra Lachmann rund 130 Tierbesitzer, die alle bei der Tiertafel registriert sind und eine Kundennummer haben, zur Ausgabe. Insgesamt umfasse die Kartei 740 Menschen. „Manche kommen nur einmal vorbei“, sagt Sandra Lachmann.
Sie betont, dass die Tiertafel keine Tierarztkosten übernehme und auch keine Medikamente ausgebe. Gerade die deutlich gestiegenen Tierarztkosten machen vielen Tierhaltern aktuell schwer zu schaffen.
„Futter und Zubehör abholen dürfen nur die, die ihr Tier schon angeschafft hatten, bevor sie bedürftig wurden“, so die Vorsitzende. Wer in Not gerate, müsse sein Tier schließlich weiter ernähren und für es sorgen können. Ein Tier neu anzuschaffen, sei in einer Notsituation aber nicht hilfreich.
Futter gibt es für maximal vier Tiere pro Haushalt
Futter bei der Tiertafel gebe es auch nur für maximal vier Tiere pro Haushalt, zumindest wenn es sich um Hunde oder Katzen handele. So solle das Horten von Tieren, das sogenannte Animal Hoarding, vermieden werden.
Ganz bewusst sei der Termin für die Abgabe des Tierfutters wählt. „Anfang des Monats haben die Leute meist noch Geld, Mitte oder Ende des Monats wird es dann schwierig“, weiß die Vorsitzende aus vielen Gesprächen mit den Tiertafel-Kunden.
Das Ehrenamt bei der Tiertafel sei inzwischen sehr zeitaufwendig geworden, berichtet Sandra Lachmann. „Aber wenn ich das Lächeln in den Gesichtern der Kunden sehe, weiß ich, dass es sich lohnt.“
Die Tiertafel ist montags bis freitags, 15 bis 20 Uhr, unter 0201 81581875 oder unter 0151 10069777 oder per Mail unter mail@sattiertafel-essen.de zu erreichen. Weitere Informationen gibt es auf https://www.sattiertafel-essen.de/
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