Essen. Bei der Essener Tiertafel geben Ehrenamtler für kleines Geld Hunde- und Katzenfutter an Bedürftige aus. Wie die Energiekrise die Lage verschärft.

Die Haltung eines Haustieres ist nicht gerade billig. Damit Menschen mit schmalem Geldbeutel ihre Lieblinge in einer Notlage aber nicht abschaffen müssen, hilft die Essener Tiertafel. Dort geben ehrenamtliche Kräfte für kleines Geld Hunde- und Katzenfutter aus. Diese Initiative gibt es mittlerweile seit 2016, Grundlage sind seit jeher private Spenden. Die Energiekrise macht sich nun aber zunehmend auch bei diesem Verein bemerkbar.

Wenn sich jeden dritten Montag und Mittwoch eines Monats um Punkt 16 Uhr die Türe der S.A.T. Tiertafel an der I. Weberstraße 10 öffnet, warten bereits viele Leute auf der Straße. „Die Schlange ist um einiges länger geworden seit dem Ukraine-Krieg. Wir haben inzwischen sogar extra Mitgliedsausweise für Geflüchtete“, erzählt die Vereinsvorsitzende Sandra Lachmann.

Immer häufiger muss Futter nachgekauft werden

Corona habe schon die Zahl der Anspruchsberechtigten – das sind Arbeitslose, Hartz-IV- und Grundsicherungs-Empfänger – in die Höhe getrieben, nun mache sich zum Jahresende verstärkt die Energiekrise bemerkbar. Und das nicht nur bei den betroffenen Tierhalterinnen und -haltern. Auch jene Menschen, die regelmäßig bei ihrem eigenen Einkauf Dosen mit Futter oder Leckerli-Pakete in den Einkaufswagen packen und sie anschließend der Essener Tiertafel spenden, werden deutlich weniger.

Seit 2020 gibt es das Ladenlokal in der I. Weberstraße. Tierfutter-Spenden können dort oder an den Sammelstellen abgegeben werden.
Seit 2020 gibt es das Ladenlokal in der I. Weberstraße. Tierfutter-Spenden können dort oder an den Sammelstellen abgegeben werden. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Immer häufiger, so berichtet Sandra Lachmann, müssen die Ehrenamtlichen selbst Futter nachkaufen, was den Verein immer mehr an seine finanziellen Grenzen stoßen lasse. Aber es soll auch in Zukunft für alle reichen, die an den Ausgabetagen in der Schlange stehen. Um die 100 Leute seien es jetzt jedes Mal, einige haben gleich mehrere Tiere zu versorgen.

„Wir stellen für maximal vier Haustiere Futter bereit, aber nicht mehr als zwei pro Art“, betont die 50-Jährige, die die Initiative vor sechs Jahren mit zwei Freundinnen ins Leben gerufen hat. Anfang 2017 erfolgte die Eintragung ins Vereinsregister. Das Ziel: Tierhalter zu unterstützen, die aufgrund ihrer finanziellen Situation nicht in der Lage sind, ihre Haustiere ausreichend zu versorgen. „Denn Tiere sind Familienmitglieder, die gibt man nicht einfach weg, nur weil es mal eng wird“, weiß die Essenerin, die ebenfalls eine Fellnase daheim hat.

Neben Tierfutter wird im Laden auch Zubehör (Leinen, Körbe, Kratzbäume etc.) angeboten.
Neben Tierfutter wird im Laden auch Zubehör (Leinen, Körbe, Kratzbäume etc.) angeboten. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

„Wir unterstützen allerdings keine Neuanschaffungen. Das Tier beziehungsweise die Tiere müssen schon im Haushalt gelebt haben, bevor die Hilfebedürftigkeit eingesetzt hat“, sagt Sandra Lachmann ganz klar. Sicher gebe es die eine oder andere Diskussion mit den Betroffenen darüber, aber an diese Grundsätze müsse sich eben jeder halten.

Sammelstellen sind im Stadtgebiet verteilt

Regelmäßig fährt die Ehrenamtlerin die Sammelstellen im Stadtgebiet ab, die auf der Vereinshomepage www.sattiertafel-essen.de verzeichnet sind. Futterspenden können auch direkt bei der Tiertafel in der Innenstadt abgegeben werden. „Oder man bestellt die Ware im Internet und lässt es an uns liefern.“

Spezialfutter werde allerdings selten gespendet und müsse regelmäßig zugekauft werden. Dies sei beispielsweise bei Unverträglichkeiten, Nierenproblemen und Diabetes der Tiere der Fall, erläutert die Vereinsvorsitzende. Ein ärztliches Attest sei dann als Nachweis nötig.

Nicht nur Hunde und Katzen werden im Übrigen von der Essener Tiertafel mit Dosen und Trockenfutter versorgt. Nahrung für Vögel („Wir haben einen Papageien dabei“) und Nagetiere ist ebenfalls im gut sortierten Lagerraum im hinteren Bereich des Ladenlokals zu finden.

Futter-, Sach- und Geldspenden werden benötigt

Die S.A.T.Tiertafel Essen befindet sich in der nördlichen Innenstadt, I. Weberstraße 10. Tierfutter-Spenden werden dienstags von 15 bis 17 Uhr sowie jeden dritten Montag und jeden dritten Mittwoch im Monat von 16 bis 18 Uhr angenommen.

Weitere Sammelstellen im Stadtgebiet sowie nähere Informationen zum Verein gibt es auf www.sattiertafel-essen.de. Nach Absprache werden umfangreiche Spenden auch abgeholt.

Kontakt zu den Ehrenamtlichen kann unter 0201 81 58 18 75 oder 0151 100 69 777 bzw. per E-Mail an aufgenommen werden.

Die Räume in der I. Weberstraße wurden erst vor zwei Jahren bezogen. „Die erste Ausgabestelle war zwar auch hier gegenüber, aber nur zeitweise angemietet. Die Futterspenden hatten wir bei uns in Kellern und Garagen gelagert. Das war dann eine ziemliche Fahrerei und Schlepperei“, erinnert sich die Essenerin. 2018 kam eine zweite Ausgabestelle in Steele hinzu, dort gab es ein Lager. „In der Innenstadt sind wir jetzt aber für alle zentral erreichbar.“

Ausgabe nur an Tierhalter mit Mitgliedskarte

Die Ausgabe erfolge nur mit einer zuvor vom Verein ausgestellten Mitgliedskarte. „Wir versuchen, jedem Bedürftigen auch noch ein Leckerli fürs Tier mitzugeben. Allerdings gibt es schon festgelegte Rationen für jedes Tier.“ Denn zum einen sind Frauchen und Herrchen als Klienten im Computer erfasst, zum anderen deren Tiere mit Namen, Größe, Gewicht und dem berechneten Futterbedarf. Das müsse bis zum nächsten Ausgabetermin reichen.

Als Spenden abgegeben werden können auch Körbchen, Leinen, Halsbänder und – wichtig im Winter – Mäntelchen und Decken für die Tiere. „Wir freuen uns auch, wenn Transportboxen und Spielzeug gespendet wird“, sagt Sandra Lachmann, die den Laden derzeit weihnachtlich geschmückt hat.