Essen-Stoppenberg. In Stoppenberg entsteht eine Stadtteilklinik. Mit dem Umbau soll bald begonnen werden. Die Voraussetzungen dafür wurden jetzt geschaffen.

Vier Jahre nach der Klinik-Schließung in Essen-Stoppenberg soll am 1. April 2024 eine Stadtteilklinik auf dem 22.000 Quadratmeter großen Grundstück eröffnen. Krankenhausbetreiber Contilia hat jetzt den Vertrag über den Kauf des ehemaligen St. Vincenz-Krankenhaus mit der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Allbau geschlossen und somit den Startschuss für den Umbau gegeben.

Am Dienstag (31.10.) erfolge die Übergabe des Krankenhauses, heißt es in einer Mitteilung. Es ist Eile geboten, denn der Eröffnungstermin ist unverhandelbar. Essen ist nur einer von deutschlandweit sechs Erprobungs-Standorten für diese neue Klinikform, und der Projektplan des Geldgebers, der Innovationsfonds der gesetzlichen Krankenversicherung, zur Auswertung dieser Testphase absolut verbindlich.

Stadtteilklinik Essen: Diagnostik, Operationen, Facharztpraxen

Hinter dem Begriff Stadtteilklinik steckt eine eine stationäre allgemeinmedizinische Versorgung (StatAMed) inklusive Diagnostik und ambulanten Operationen, ambulanten Facharztpraxen, einer Hebammenpraxis sowie gegebenenfalls Kurzzeitpflege. 25 Betten sollen zur Verfügung stehen. Die externe Vernetzung – etwa zu niedergelassenen Ärzten im Bezirk, anderen Kliniken, den Gesundheitskiosken sowie bestehenden Angeboten für Kinder, Familien und Senioren sei nach Angaben von Michaela Lemm, Geschäftsführerin des Essener Institute for Health Care Business (hcb), ebenso wichtig wie die Digitalisierung.

Michaela Lemm hatte im März ein Beispiel gegeben, wann die neue Stadtteilklinik angesteuert werden würde: Ein Hausarzt könne beispielsweise bei einem Hausbesuch einer 84-Jährigen merken, dass diese Patientin drei bis vier Tage stationär stabilisiert werden müsste, eine Komplettdiagnostik sei aber unnötig. Dafür sei die Stadtteilklinik der perfekte Ort.

Essener Stadtteilklinik bietet keine intensivmedizinische Betreuung

Mitarbeiter im Notdienst sollen zudem entsprechend geschult werden, damit sie einschätzen können, welche Patienten und Patientinnen sie nach Stoppenberg bringen können. Nach Angaben von Michaela Lemm ergebe sich das unter anderem durch die Möglichkeiten vor Ort: Röntgen, Labor und Endoskopie soll dort möglich sein, ein CT aber beispielsweise nicht. Eine Lungenentzündung könne demnach in der Stadtteilklinik behandelt werden, ein Notfall mit intensivmedizinischer Betreuung nicht.

Im besten Fall werden die Patienten und Patientinnen laut hcb vom Haus- oder Facharzt drei Tage vor dem stationären Aufenthalt angemeldet und es wird geplant, was zu tun ist und was die Behandlungsziele sind. Im Anschluss sollen sie drei bis fünf Tage stationär behandelt werden. Während dieser Zeit werden auch die weiteren medizinischen und pflegerischen Bedürfnisse nach der Entlassung ermittelt, mit den Angehörigen und Ärzten besprochen sowie erste Schritte eingeleitet. Eine Verlegung in eines der Akut-Krankenhäuser soll jederzeit möglich sein.

Neubau in Essen-Stoppenberg für Haus- und Facharztpraxen

Damit das alles umgesetzt und der Starttermin gehalten werden kann, soll zunächst das Bestandsgebäude entsprechend hergerichtet werden. Parallel beginnt der Allbau nach eigenen Angaben mit der Planung für einen Neubau auf dem Grundstück, das laut Mitteilung „deutlich erweiterte Inhalte und Nutzungen für die künftige Gesundheitsversorgung im Essener Norden aufnehmen soll“. Geplant ist unter anderem auch die Vermietung von Flächen an niedergelassene Ärztinnen und Ärzte sowie gesundheitsnahe Angebote für Bürgerinnen und Bürger. Insgesamt zwölf neue Haus- und Facharztpraxen sollen sich auf dem Gelände zwischen Essener- und Grabenstraße ansiedeln.

„Ich bin froh, endlich an diesen Punkt gekommen zu sein“, sagt Allbau-Geschäftsführer Dirk Miklikowski, dem zuletzt die Zeit etwas weggerannt ist. Eine Betreibergesellschaft für die Stadtteilklinik war mit der Gelsenkirchener Augustinus-Gruppe zwar gefunden, Contilia wollte aber erst nach Bewilligung des Förderbescheids für das Borbecker Philippusstift verkaufen. Dabei ging es um nicht weniger als 94 Millionen Euro aus dem sogenannten Infrastrukturfonds des Landes, die schließlich, mit einiger Verspätung, im Juni bewilligt wurden.

Essener Stadtteilklinik: Die Zeit ist knapp

„Die Verhandlungen zum Kauf des Standortes waren lang und anstrengend, aber mit einem am Ende guten Ergebnis. Wir hoffen, sind aber auch zuversichtlich, die Voraussetzungen für die Betriebsaufnahme und dafür definierten Zeitpläne einhalten zu können. Auch wenn wir natürlich wissen, dass die verbleibende Zeit – bedingt durch den Verhandlungsmarathon zum Flächenerwerb – sehr kurz geworden ist“, sagt Dirk Miklikowski, Allbau-Geschäftsführer.

„Mit dem Gesundheitszentrum St. Vincenz gehen wir in Essen neue und innovative Wege bei der Gesundheitsversorgung“, so Oberbürgermeister Thomas Kufen. „Und wir starten damit im Essener Norden. Mit dem Ankauf durch den Allbau könnten nun alle notwendigen Voraussetzungen für einen ersten Start im April nächsten Jahres geschaffen werden.“

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