Essen. Weil Förderzusagen fehlten, verzögert sich der Start des Projekts. Und sorgt nebenbei dafür, dass der St. Vincenz-Altbau stehen bleibt – vorerst.
Ein über viele Jahre gewachsenes Terrain nach dem Kahlschlag wieder aufzuforsten – das dauert. So gesehen muss einen nicht verwundern, wenn im Essener Norden nun doch noch ein weiteres knappes Jahr ins Land geht, bevor die versprochene Stadtteil-Klinik ihre Pforten öffnet. Am kommenden 1. April – kein Scherz – soll es dann aber soweit sein: Dann bekommt die Krankenhaus-Landschaft im Essener Norden ein neues Gesicht.
Den 1. April haben sich die Essener Beteiligten dabei genauso wenig ausgesucht wie die monatelange Verzögerung des Vorhabens. Auslöser hierfür ist vielmehr, dass bei dem Versuch, das Aus fürs Altenessener Marienhospital und das Stoppenberger St. Vincenz-Krankenhaus aufzufangen, alles mit allem zusammenhängt: Bevor Ex-Betreiber Contilia nicht seine Fördermillionen für den teilweisen Neubau des Borbecker Philippusstiftes in der Tasche hat, mag der Gesundheitskonzern das Vincenz-Areal nicht verkaufen. Und ohne das Areal kann der Allbau nicht loslegen, ganz einfach.
Tabula rasa zu machen und ein neues Stadtquartier zu schaffen, ist erstmal vom Tisch
Immerhin, im festen Vertrauen darauf, dass es nicht mehr lange dauern kann, bis das Land sein Okay gibt, legen sich in diesen Tagen alle schon mal ins Zeug: Die Stadt bereitet gemeinsam mit der freigemeinnützigen Gelsenkirchener Augustinus-Gruppe die Gründung einer Betreiber-Gesellschaft vor, und der Allbau schmiedet detaillierte Pläne für den Umbau des einstigen St. Vincenz-Krankenhauses mit seiner rotbraunen Backstein-Fassade zur Stadtteil-Klinik.
Richtig gelesen: ein Umbau. Vom Tisch sind damit zumindest auf absehbare Zeit die Pläne, auf dem Gelände zwischen Essener und Grabenstraße kurzerhand Tabula rasa zu machen und ein neues Stadtquartier zu schaffen. Dafür reicht schlichtweg die Zeit nicht. Denn wenn die Finanziers unter dem Projektnamen „StatAMed“ das kurzstationäre Angebot in der neuen Stadtteilklinik Stoppenberg zum 1. April 2024 starten wollen, dann meinen sie offenbar auch exakt: 1. April 2024.
„Wir sind da ambitioniert unterwegs, keine Frage“, sagt Sozialdezernent Peter Renzel
Will sagen: Sollte das Essener Vorhaben erst später beginnen können, dürfte dies nach Auskunft der Stadt das Aus für das stationäre Leistungsangebot bedeuten. Denn Essen ist nur einer von sechs Erprobungs-Standorten für die neue Klinikwelt, und der Projektplan des Geldgebers, des Innovationsfonds der gesetzlichen Krankenversicherung, zur Auswertung dieser Testphase absolut verbindlich.
Die bis zu 30 Betten für Kurzzeit-Aufenthalte von ein, zwei Tagen gelten aber nun mal als ein wesentlicher Pfeiler jenes neuen Gesundheitszentrums, das da in Stoppenberg entstehen soll – neben (Fach-)Arztpraxen und Notdienst, Apotheke und Sanitätshaus, pflegerischen Angeboten und begleitendem Service. Also setzen die Beteiligten nun alles daran, diesen 1. April halten zu können. „Wir sind da ambitioniert unterwegs, keine Frage“, sagt Sozialdezernent Peter Renzel, der zurzeit an allen Strippen zieht, um das Projekt rechtzeitig zum Gelingen zu bringen. Und sich jeder Woche auch an die Strippe hängt, um im Ministerium zu erfahren: Wann kommt sie denn nun, die Förderzusage fürs Philippusstift?
In einem ersten Bauabschnitt soll der Umbau für das stationäre Angebot erfolgen
Denn erst mit ihr kann Allbau-Chef Dirk Miklikowski den längst mit Contilia ausverhandelten Kaufvertrag fürs Gelände unter Dach und Fach bringen, erst dann kann der Umbau im St. Vincenz starten. In einem ersten Schritt sollen, so Miklikowski, rund 1500 der 3600 Quadratmeter Fläche auf Vordermann gebracht werden, bis 1. April, wie gesagt. Danach folgen voraussichtlich bis ins Jahr 2025 hinein in einem zweiten Abschnitt die Arbeiten für das (Fach-)Arztzentrum, die OP-Räume und alles andere.
Und dann wird sich zeigen, wie die neue Gesundheits-Landschaft im Norden sich bewährt – knapp fünf Jahre nach dem Kahlschlag, mit dem alles begann.