Essen-Schonnebeck. Ein kleines Café direkt am Markt in Essen-Schonnebeck soll den Stadtteil und die Jugendhalle beleben. Das steckt hinter dem „Turnstübchen“.

Drei Jahre nachdem er mit dem „Freizeitheim“ seine Gastronomie geschlossen hat, serviert Siegfried Brandenburg jetzt doch wieder Stauder und belegte Brötchen in Schonnebeck: Mit dem „Turnstübchen“ hat der 69-Jährige ein Café direkt am Marktplatz in der historischen Jugendhalle eröffnet. „Ich will nicht, dass die Halle vergessen wird“, so der Vorsitzende des Werbeblocks, der sich in dieser Funktion auch für den Einzelhandel im Stadtteil einsetzt.

Die Jugendhalle ist nicht nur für Brandenburg etwas Besonderes: Als Turn- und Festhalle wurde sie 1914 zunächst als Ausstellungsgebäude in Köln genutzt. Der Gedanke: Ein Gebäude, das sich rasch zusammenbauen lässt, als Beispiel für eine preisgünstige Veranstaltungshalle zu schaffen, die sich auch kleine Gemeinden leisten können.

Schonnebecker Halle seit 1989 unter Denkmalschutz

Die Bürgermeisterei Stoppenberg nutzte die Gelegenheit und kaufte 1915 für 28.000 Mark die als zerlegbare Holzkonstruktion konzipierte Halle, die am Schonnebecker Markt aufgebaut wurde und dort noch immer steht. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Halle für französische und italienische Kriegsgefangene genutzt. Davor und danach trainierten dort verschiedene Turngruppen und sie diente als Veranstaltungshalle. 1989 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt, kurz darauf geschlossen und nach mehreren Jahren der Renovierung 1996 erneut eröffnet.

Ein Café hat es in den direkt angrenzenden Räumen schon einmal gegeben, das hat jedoch vor einiger Zeit geschlossen. Die Idee von Siegfried Brandenburg: Wer beim Babyturnen in der Halle war, kann danach noch auf einen Kaffee bei ihm vorbeischauen. Auch Zumba, Tai-Chi und Rückensport wird in der Halle angeboten. Die Sportler haben jetzt für die Zeit nach dem Training wieder einen Anlaufpunkt im sogenannten „Turnstübchen“.

Marktbesucher nutzen neues Café in Essen-Schonnebeck

Blick in den Innenraum der Schonnebecker Jugendhalle in Essen, die vor drei Jahren saniert wurde.
Blick in den Innenraum der Schonnebecker Jugendhalle in Essen, die vor drei Jahren saniert wurde. © FUNKE Foto Services | Klaus Micke

Was sich seit der Eröffnung am 1. September gezeigt hat: Auch die Marktbesucher kommen donnerstags und samstags gerne in den schmalen Raum mit den Holzstühlen. Mittwochs bis samstags von 9 bis 14 Uhr ist geöffnet. Eine Tasse Kaffee kostet 1,50 Euro, ein halbes belegtes Brötchen 2 Euro und eine Flasche Stauder 2,50 Euro.

Siegfried Brandenburg betreibt nebenbei mit seiner Frau eine Cateringfirma. Davon sollen zwischendurch auch Gäste im „Turnstübchen“ profitieren. Mal gibt es Frikadellen, mal Pfannkuchen, auch ein Waffeltag sei geplant. „Wir wollen das Ding hier noch mal ein bisschen beleben“, so der Schonnebecker beim Blick auf die weißen Lacktischdecken, auf denen liebevolle Deko steht. Derzeit betreibt er das Café mit einer Angestellten. Reich werden könne man nicht bei 20 Sitzplätzen im Innen- und 20 Plätzen im Außenbereich. Herzblut stecke aber in jedem Fall in dem Projekt.

Der Gastronom weiß: „Alle sind froh, dass es hier weitergeht.“ Er sieht das Café nicht als direkte Konkurrenz zu Anja’s Treff auf dem Marktplatz. Das Bistro habe eher Kneipencharakter und spreche eine andere Zielgruppe an als sein Café.

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