Essen-Schonnebeck. Das Traditionsgasthaus wurde im früheren Siedlerheim an der Steinmannshofstraße vor 60 Jahren eröffnet. Wirtepaar Brandenburg sagt ade
Essen-Schonnebeck. Eine echte Institution in Essen-Schonnebeck schließt für immer die Pforten: Ende des Jahres ist Schluss in der Gaststätte "Freizeitheim" in der Steinmannshofstraße. Das Wirte-Ehepaar Beate und Siegfried "Siggi" Brandenburg verabschiedet sich nach mehr als 22 Jahren hinter dem Tresen in den Ruhestand.
Das Traditionsgasthaus mit seinem urigen Ruhrgebiets-Charakter ist freilich schon deutlich älter: Bereits im Jahr 1957 war das Domizil auf dem Gelände der Katholischen Siedlergemeinschaft erbaut worden, die das Haus anfangs für Versammlungen und Aktivitäten des Vereins nutzte. "Die Gaststätte war also früher das offizielle Siedlerheim", erklärt Siggi Brandenburg. "Der Name Freizeitheim kam erst später, denn Freizeit gab es damals bei einer 52-Stundenwoche eher weniger", erklärt er mit einem Schmunzeln.
Das ehemalige Siedlerheim wurde drei Jahre nach dem Bau zur öffentlichen Gastronomie
Drei Jahre nach dem Aufbau avancierte das Haus - nun als öffentliche Gaststätte - zu dem Treffpunkt schlechthin im Stadtteil Schonnebeck. Egal, ob Taufe, Hochzeit oder runder Geburtstag: Die Schonnebecker feierten in ihrem „Freizeitheim“. Die Brandenburgs sind bereits die fünften Wirte, die dort regionale, rustikale und saisonale Küche servierten. Dies kam bei der Kundschaft in all den Jahren sehr gut an. "Wir haben wirklich sehr nette Gäste gehabt", sagt Siggi Brandenburg auch mit einer gehörigen Portion Wehmut in der Stimme. "Und die kamen mitunter auch aus Köln und Wuppertal und Bochum zu uns."
Im Jahr 1998 hatten Siggi und Beate Brandenburg das "Freizeitheim" übernommen. Beide sind nicht nur echte Vollblut-Gastronomen, sondern auch zwei Ur-Schonnebecker. „Ich bin selbst hier in der Siedlung geboren“, sagt Siggi Brandenburg. Sein Vater, ein Klempner, hatte dort selbst eines der insgesamt 96 Siedlerhäuschen gebaut. Siggi Brandenburg war noch bis vor wenigen Jahren im Vorstand der Siedlergemeinschaft. „Das ist einfach meine Heimat.“
Beschluss zur Aufgabe des "Freizeitheimes" fiel schon im Jahr 2014
Um so schwerer fällt ihm der Abschied, auch wenn das Ende schon länger absehbar war. "Bereits im Jahr 2014 hatte die Siedlergemeinschaft den Beschluss gefasst, den Verein aufzulösen und sämtliche Immobilien und Liegenschaften zu veräußern. Doch es zogen noch einige Jahre ins Land, bevor dieser Beschluss auch in die Tat umgesetzt werden konnte. Dies ist nun geschehen. Der neue Eigentümer ist ein Privatmann, der auf dem Areal fünf Eigenheime errichten wird. Das "Freizeitheim" mit seinem Saal für 120 Personen, wird samt Nebenraum und Kellerbar abgerissen.
Normalerweise hätten sich Beate und Siggi Brandenburg nur zu gerne persönlich von ihrer Klientel verabschiedet. Doch durch die Corona-Pandemie und den damit verbundenen Lockdown wird es nun zwangsläufig ein Abschied im Stillen. "Die Gaststätte ist bereits geschlossen und bliebe es ja auch mindestens bis zum 10. Januar, dem voraussichtlichen Ende des Lockdowns", sagt Siggi Brandenburg. "Wir hatten also gar keine Chance, uns von unseren Stammgästen zu verabschieden. Das ist wirklich bedauerlich."
Catering- und Eventservice bleibt für die Kundschaft erhalten
Das Wirte-Paar wird sein geliebtes Freizeitheim aber auch aus persönlichen Gründen verlassen. "Ich werde im neuen Jahr 67, bin also schon im Rentenalter. Meine Frau Beate ist kaum jünger. Es war für uns also auch an der Zeit, über den Ruhestand nachzudenken."
Doch niemals geht man so ganz, wenn man ein solch enges Verhältnis zu seinen Gästen pflegte. Und so bleiben die Brandenburgs in Schonnebeck, wo sie neu bauen und dort zumindest ihren Catering- und Eventservice fortführen wollen, den sie auch schon zu Zeiten der Gastronomie betrieben haben. Zudem ist und bleibt Siggi Brandenburg Vorsitzender des Schonnebecker Werbeblocks, der örtlichen Händlergemeinschaft. Langeweile dürfte da also eher nicht aufkommen, auch wenn das Kapitel "Freizeitheim" zum Jahresende endgültig abgeschlossen ist.
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