Essen. Der Essener Norbert Fritz bekommt eine Krebsdiagnose, sein Leben ändert sich schlagartig. Wie der heute 55-Jährige gegen die Krankheit kämpft.

Im August 2022 änderte sich das Leben von Norbert Fritz mit einem Schlag. Der damals 54-jährige Essener aus Kray-Leithe erfuhr von seiner Krebserkrankung. Wenige Tage später startete der leitende Angestellte eine ganzheitliche Therapie bei Prof. Dr. Michael Stahl im Huyssenstift. Seit gut einem Jahr kämpft Norbert Fritz nun gegen die Tumorzellen in seinem Körper. Er leidet an Speiseröhrenkrebs, auch der Magen war befallen. Aus heiterem Himmel sei die Erkrankung gekommen.

Außer gelegentlichem Sodbrennen habe er nichts gespürt, berichtet der Essener. „Auf das Drängen meiner Frau ging ich nach vielen Jahren zur Vorsorge beim Hausarzt. Am Ende der gründlichen Untersuchung fand man Blut im Stuhl.“ Ein Alarmsignal: Bei der anschließenden Magenspiegelung entdeckten die Ärzte einen Tumor, der schon gestreut hatte. Dann ging alles ganz schnell.

Essener (55) vor Krebserkrankung „nie krank gewesen“

Von einen auf den anderen Tag lag Norbert Fritz – „bis dahin war ich nie krank gewesen“ – in der Klinik für Internistische Onkologie & Onkologische Palliativmedizin im Huyssenstift. „Zu Corona“, erinnert er sich. Besuch war nur einmal am Tag erlaubt und nur mit einem negativen Testergebnis. Doch in dieser ersten, schweren Zeit habe er ohnehin nur allein mit sich und den „täglichen Horrornachrichten“ sein wollen. „Die Diagnose Krebs habe ich zunächst mit mir selbst ausgemacht. Meine Frau und meine Eltern mochte ich gar nicht sehen“, blickt er zurück.

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Ungefähr zehn Tage habe er benötigt, sein Schicksal anzunehmen und „natürlich auch geweint.“ Dann siegte der Optimist in ihm. Mutig stellte er sich dem Feind in seinem Körper, akzeptierte, was auf ihn einströmte. „Von Anfang fühlte ich mich rundum gut versorgt. Selbst bei Anträgen für die Krankenkasse wurde mir als einfacher Kassenpatient geholfen.“

Prof. Michael Stahl, Direktor der Klinik im zertifizierten Krebszentrum, Evangelischen Kliniken Essen-Mitte (KEM), sagt: „Unser individualisiertes Therapiekonzept bietet weit mehr als Chemotherapie, Operationen und Bestrahlungen. Da kommen für den einzelnen Patienten viele Facetten dazu.“

Essener will das Leben genießen und Zeit bestmöglich nutzen

Der ganzheitliche Ansatz bietet beispielsweise integrierte naturheilkundliche Verfahren, Ernährungs- und Bewegungselemente. Und neben der psychoonkologischen Beratung den Bereich Palliativmedizin – für Menschen wie Norbert Fritz und andere Schwerstkranke mit schlechten Prognosen, die wenig Hoffnung auf Heilung zulassen. Bei diesen Patienten wird die Krankheit zum ständigen Begleiter.

Die ihm verbleibende Zeit will der Essener bestmöglich nutzen und das Leben genießen. „Ende des Jahres scheide ich aus dem Betrieb aus“, erzählt der heute 55-Jährige. Fast drei Jahrzehnte habe er alles gegeben bei der verantwortungsvollen Arbeit für einen Herner Baulelementebetrieb. Nagender Stress, ungesunde Ernährung und zu wenig Sport hatten dem in der Jugend erfolgreichen Badmintonspieler zugesetzt. Wortwörtlich. „Ich war moppelig geworden.“ Geraucht habe er nur in der Jugend und bereits vor 17 Jahren dem Nikotin abgeschworen.

Prof. Michael Stahl, Direktor der Klinik im zertifizierten Krebszentrum, Evangelischen Kliniken Essen-Mitte (KEM): „Unser individualisiertes Therapiekonzept bietet weit mehr als Chemotherapie, Operationen und Bestrahlungen. Da kommen für den einzelnen Patienten viele Facetten dazu.“
Prof. Michael Stahl, Direktor der Klinik im zertifizierten Krebszentrum, Evangelischen Kliniken Essen-Mitte (KEM): „Unser individualisiertes Therapiekonzept bietet weit mehr als Chemotherapie, Operationen und Bestrahlungen. Da kommen für den einzelnen Patienten viele Facetten dazu.“ © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Wie Prof. Stahl berichtet, zeigten die Untersuchungen nicht nur Tumorzellen in der Speiseröhre. „Auch der Magen und das Bauchfell dieses Patienten waren schon in Mitleidenschaft gezogen.“ Im Ultraschall stellten die Onkologen zudem eine Streuung an den Lymphknoten fest. „Noch im August fing die erste Chemotherapie an, die bis November ging. Bei der Operation am 2. Dezember wurden mir der ganze Magen und Teile des Bauchfells entfernt.“ Daran schlossen sich zwei weitere Chemos an, bevor die sogenannte Erhaltungstherapie startete.

Krebspatient besucht das Huyssenstift weiter regelmäßig

Bis heute besucht er regelmäßig die onkologische Tagesklinik im Huyssenstift, wo er Medikamente erhält, die den Krebs in Schach halten sollen. Was man essen kann, wenn man keinen Magen mehr besitzt und die Verdauung im Dünndarm stattfindet, musste er lernen. „Die Ernährungsberater in der Klinik haben sehr viel Erfahrung“, sagt der Patient. „Und sympathisch sind sie auch“, fügt er lachend hinzu. Mit dem erhobenen Zeigefinger sei ihm keiner gekommen. „Ich nehme nun mehrere kleine Mahlzeiten am Tag zu mir, doch grundsätzlich alles, wonach mir ist.“ Spiegeleier und Schinken lässt er sich gut schmecken und freut sich über jedes Kilo mehr auf den Rippen. Nach der Operation zeigte die Waage nur 65 Kilo an, bei einer Körpergröße von 1,78 Meter. 41 Kilo hatte er durch den Krebs verloren.

Prof. Dr. Michael Stahl (links) zusammen mit seinem Patienten Norbert Fritz.
Prof. Dr. Michael Stahl (links) zusammen mit seinem Patienten Norbert Fritz. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

„Ich lasse mich vom Krebs nicht geißeln“, betont Fritz glaubhaft fröhlich. Bewundernswert sind seine Lebensfreude und die positive Energie. „Längst nicht jeder Krebspatient kann so mit der Diagnose umgehen“, weiß Prof. Stahl. Eine große Hilfe für Betroffene und Angehörige sei die psychologische Betreuung. Tumorerkrankungen verändern das Leben dramatisch. Nicht nur die Diagnose, auch Chemotherapie, Bestrahlung und Operationen belasten Körper und Seele und können den Alltag stark beeinträchtigen. „Wir sehen hier die Menschen, nicht nur ihre Krankheit“, betont Prof. Stahl.

Essener reist für drei Wochen in die USA

Neue Verfahren verbessern Heilungschancen oder können Leben verlängern. Bei manchen Patienten hilft neben der Schulmedizin eine Akupunkturbehandlung, etwa gegen Übelkeit oder Geschmacksstörungen. Ferner erhalten Betroffene auf Wunsch Informationen zu Pflanzentherapien und Nahrungsergänzungsmitteln. „Mind-Body-medizinische“ Beratungen und Therapien in den KEM-Standorten umfassen Angebote wie Yoga oder Qi Gong ebenso wie Ausdauer- und Krafttraining.

Ein kleines „Happy End“ steht für Norbert Fritz in Aussicht: Nach der jüngsten Kontrolluntersuchung freut er sich auf drei Wochen Urlaub in den USA mit seiner Frau. „Dort haben wir Verwandtschaft“, erzählt der 55-Jährige. Ziel ist der Wüstenstaat Arizona, wo nicht nur der Grand Canyon lockt. Unter anderem will das Paar möglichst große Welse in den Gewässern rund um Phoenix angeln. „Wir sind beide begeisterte Angler.“ Die Ärzte haben grünes Licht gegeben für die Tour.

Eines liegt Norbert Fritz besonders am Herzen: „Ich rate jedem, die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen zu nutzen.“

>>> INFO: Informationsveranstaltung am Mittwoch

  • Über individuelle Krebstherapien informieren die KEM bei einer Veranstaltung am Mittwoch, 4. Oktober 2023, von 16 bis 18 Uhr. Patienten, Angehörige und Interessierte sind eingeladen.
  • Expertinnen und Experten zertifizierter Zentren für Darm-, Magen-, Lungen- und Prostatakrebs referieren und erläutern anhand von Fällen die Herangehensweisen, Therapieoptionen und Maßnahmen. Im Anschluss ist Zeit für Austausch und Fragen.
  • Anmeldung unter Telefon 0201 174-29003 und urologie@kem-med.com. Die kostenlose Veranstaltung findet im Hotel Franz statt, Steeler Straße 261, 45138 Essen.

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