Essen-Altenessen. Der Essener Kinderschutzbund baut eine weitere Kindernotaufnahme und ist auf Spenden angewiesen. Der Vorsitzende erklärt die Dringlichkeit.

Der Kinderschutzbund möchte an der Altenessener Straße 273 direkt neben dem Kinder- und Familienzentrum „Blauer Elefant“ eine dritte Notaufnahme für traumatisierte Kinder bauen und dort 16 zusätzliche Betreuungsplätze schaffen. Dafür müssen 3,5 Millionen Euro Spenden aufgebracht werden. Der erste Scheck über 4000 Euro wurde jetzt überreicht.

Kinderschutzbund hilft traumatisierten Kindern in Essen

Ulrich Spie, Vorstandsvorsitzende des Kinderschutzbundes Essen freut sich über die friedliche Atmosphäre in der Kita „Kleiner Pütt“ im Schatten von Zollverein. Die Kinder dort sind gut drauf und entern das Klettergerüst. „Kannst du mich mal hochheben?“, fragt ein der Kinder. Spie ist gerne behilflich. Auch Robert Kropf vom Musikverein „Glückauf“ Anthrazit Ibbenbüren und Uwe Hauschild vom Essener Ruhrkohle-Chor lassen sich anstecken von der Fröhlichkeit der Kinder. Sie überreichen eine Spende von 4.000 Euro.

Dieses Summe soll Grundstock sein einer Spendenaktion, die auf die Solidarität der Essener baue, so Spie: „Wir freuen uns über jede Zuwendung.“ Die bestehenden Kindernotaufnahmen „Spatzennest“ in Altenessen und „Kleine Spatzen“ in Borbeck bieten aktuell 26 Plätze. Dort arbeiten Erzieher und Sozialpädagogen zusammen. Die Kinder haben traumatisierende Erlebnisse hinter sich: Misshandlungen, sexuellen Missbrauch und Verwahrlosung, aber auch die Erkrankung oder den Tod eines Elternteils. Zunehmend sind es Kinder unter sechs Jahren, sogar Babys. In Ulrich Spie brodelt es: „Kinder, die einen schlechten Start hatten, nehmen den falschen Weg, nur weil keiner korrigierend eingreift? Das können wir uns einfach nicht leisten.“

Leiter des Essener Kinderschutzbundes verlangt mehr Einsatz für Kinder in Not

Für sein über 30 Jahre andauerndes ehrenamtliches Engagement wurde er kürzlich mit der Ehrenplakette der Stadt geehrt. Die Einladung in den Düsseldorfer Landtag zum Weltkindertag, 20. September, hat er dagegen ausgeschlagen. Er habe keine Lust mehr auf Lippenbekenntnisse aus der Politik: „Kinder sind unsere Zukunft? Wir sind doch nicht mal in der Lage, eine ausreichende Kindergrundsicherung hinzubekommen oder genügend Kita- und Schulplätze zu schaffen. Überall werden Prioritäten gesetzt, nur nicht bei den Kindern. Die können doch nichts dafür. In Deutschland bleiben nicht die Kinder zurück, hier bleiben die Rahmenbedingungen zurück. Das Recht auf gesundes Aufwachsen muss im Grundgesetzt verankert werden.“

Vertreter des Sinfonieorchesters des Musikvereins „Glückauf“ Anthrazit Ibbenbüren und des Ruhrkohle-Chors haben dem Team vom Kinderschutzbund Essen eine Spende überreicht. Es ist der Auftakt einer Spendenaktion, die eine neue Kindernotaufnahme in Essen finanzieren soll. Die Kinder der Kita „Kleiner Pütt“, die vom Kinderschutzbund betrieben wird, waren aber beim Fototermin gerne dabei.
Vertreter des Sinfonieorchesters des Musikvereins „Glückauf“ Anthrazit Ibbenbüren und des Ruhrkohle-Chors haben dem Team vom Kinderschutzbund Essen eine Spende überreicht. Es ist der Auftakt einer Spendenaktion, die eine neue Kindernotaufnahme in Essen finanzieren soll. Die Kinder der Kita „Kleiner Pütt“, die vom Kinderschutzbund betrieben wird, waren aber beim Fototermin gerne dabei. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

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Der Erlös eines Benefizkonzerts des Musikvereins Ibbenbüren und des Ruhrkohle-Chors im Grugapark ist nun Auftakt einer ambitionierten Spendenaktion. „Wir brauchen eine weitere Kindernotaufnahme in Essen. Wir haben viel zu wenige Plätze und die Verweildauern werden immer länger. So konnten wir in diesem Jahr bisher 45 Kindern helfen. Wir hatten aber schon über 350 Anfragen“, sagt Spie.

Schutz für traumatisierte Kinder in Essen

Dörthe Blappert leitet das Fundraising beim Kinderschutzbund und erinnert sich an das Konzert im Grugapark: „Wir konnten den über 800 Besuchern das Thema der Kindernotaufnahmen näherbringen.“ Denn deren Arbeit geschieht weitgehend im Verborgenen, um den traumatisierten Kindern größtmöglichen Schutz zukommen lassen zu können. Ulrich Spie findet: „Wenn man die Bilder weltweiter Katastrophen sieht wie Feuersbrünste, Erdbeben oder Überflutungen, da möchte man helfen. Das ist selbstverständlich.“ Aber das lenke den Blick fort von der Not direkt nebenan. Die Finanzierung des Kinderschutzbundes über Mitgliedsbeiträge und Spenden bringe die gemeinnützige Organisation an Grenzen.

Bei der neuen Kindernotaufnahme sei man auf die Solidarität der Mitbürger angewiesen, sagt Ulrich Spie: „Wenn jeder Essener nur fünf Euro geben würde…“ Er hoffe auf eine Inbetriebnahme Mitte 2026: „Wir haben das Grundstück, einen fertigen Bebauungsplan, der der Stadt vorliegt. Es gibt eine genehmigungsfähige Konzeption. Wir stehen in den Startlöchern. Wenn die Finanzierung steht, dann bringe ich die ersten Steine persönlich nach Altenessen.“

Wer spenden will, findet Infos unter www.dksb-essen.de.

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