Essen. . Wenige Wochen nach der Eröffnung ist in der Kinder-Notaufnahme “Kleine Spatzen“ kein Bett mehr frei. Das Haus hat 13 Kleinkinder aufgenommen.
- Kurz nach der Eröffnung zogen zwei Mädchen und ein Junge im Alter von vier, sechs und acht Jahren ein.
- Inzwischen ist die KSB-Einrichtung bereits voll belegt. Sogar Babys mußten aufgenommen werden.
- Der Bedarf nimmt weiter zu, auch das andere Kinderschutzhaus in Altenessen ist ausgebucht.
Wenige Wochen nach der Eröffnung der neuen Notaufnahme des Kinderschutzbundes in Borbeck ist klar: Das Schutzhaus für die jüngsten unter den misshandelten und missbrauchten Essener Kinder war bitter nötig. Es sind bereits alle Plätze belegt, sagte jetzt Ulrich Spie, Vorstandsvorsitzender des örtlichen Vereins: „Das Haus zu bauen, war die richtige Entscheidung.“
Die Betten und Stühle standen kaum, da waren die ersten der insgesamt 13 Bewohner schon eingezogen: Zwei Mädchen und ein Junge im Alter von vier, sechs und acht Jahren waren die ersten, die ein Zuhause auf Zeit in der Notaufnahme „Kleine Spatzen“ an der Zweigstraße gefunden haben. Die Einrichtung ist bundesweit einzigartig und das Betreuungskonzept womöglich Vorbild für weitere Schutzhäuser dieser Art in anderen Städten.
Allein im Haus „Kleine Spatzen“ finden nun auch Babys vorübergehend Schutz und Betreuung durch ein auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Konzept, bevor sie möglichst binnen 36 Stunden in eine Pflegefamilie vermittelt werden.
Auch das Altenessener Spatzennest ist voll belegt
Spie hatte Recht mit seiner Prognose, dass es nicht lange dauern werde, bis alle Plätze in dem neuen Haus belegt sein werden. Damit setzten sich die Erfahrungen der vergangenen Jahre im Altenessener „Spatzennest“ mit 18 Plätzen für Kinder in Not nun in Borbeck fort.
Die Einrichtung im Norden ist seit Jahren notorisch dauerbelegt. Dass der Bedarf weiter zunimmt, ist ein deutliches Alarmzeichen: 70 Kinder musste das Haus im vergangenen Jahr aufnehmen, aber 209 kleine Menschen in Not aus Platzmangel ablehnen, um sie an andere Notstellen zu verweisen.
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110 dieser Jungen und Mädchen waren jünger als sechs Jahre, die Hälfte davon hatte noch nicht einmal das dritte Lebensjahr erreicht, sagt Ulrich Spie: „Die Verrohung und die fehlende Distanz, auf völlig Wehrlose einzuschlagen, nehmen weiter zu.“
34 Kinder wurden misshandelt
34 der aufgenommenen Kinder wurden zum Teil schwerst misshandelt. In drei Fällen war sexueller Missbrauch der Grund für eine Aufnahme. Neun mal musste die soziale Feuerwehr wegen einer Verwahrlosung anrücken. 26 der Eltern litten an einer psychischen Erkrankung, 17 waren von dem Dasein eines Kindes absolut überfordert, weitere vier waren suchtkrank, geht aus der Bilanz der Notaufnahme in Altenessen hervor. „Drogenabhängigkeit ist immer häufiger der Grund dafür, dass Kinder aus ihren Familien geholt werden müssen“, weiß Martina Heuer, die Leiterin des „Spatzennests“.
„Wir sind sehr froh, dass wir das neue Haus jetzt haben“, sagt Spie: „Ohne die Unterstützung der NRZ-Leserinnen und -Leser wäre das Vorhaben nicht zu realisieren gewesen.“ Über 400 000 Euro kamen in den vergangenen knapp zwei Jahren bei der NRZ-Spendenaktion für den 1,7 Millionen Euro teuren Neubau der Notaufnahme zusammen. Für Ulrich Spie ist dieses überwältigende Engagement ein deutliches Zeichen dafür, dass die Notwendigkeit des Schutzes der Schwächsten der Gesellschaft in den Köpfen und Herzen der Bürger angekommen ist.
Zehn Spendersteine sind noch frei
Rund 290 000 Euro hat der Kinderschutzbund aus Stiftungen und von Großspendern erhalten. Die restliche Summe musste über ein Darlehen bei der Sparkasse finanziert werden. Deshalb ist der Essener Kinderschutzbund, für den das ganze Projekt ein besonderer Kraftakt war und ist, für weitere Spenden mehr als dankbar. Es ist noch Platz für weitere zehn Spendersteine in der Fassade des Hauses, auf denen sich die Geldgeber, die den Kinderschutzbund mit mindestens 1000 Euro unterstützen, verewigen lassen können.