Essen. Essens Kinderschutzbund freut sich über eine Spende für die Beratungsstelle zu sexueller Gewalt: Die Zahl der Fälle sei dramatisch gestiegen.
Mit einer Spende von 16.800 Euro unterstützen die Stadtwerke Essen jetzt den Kinderschutzbund Essen. Das Geld soll vor allem der neuen Fachstelle „Spezialisierte Beratung bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche“ zugutekommen, die Anfang des Jahres ihre Arbeit aufgenommen hat. Daneben will der Kinderschutzbund weitere Projekte fördern, die helfen sollen, Kinder vor Gewalt zu schützen. In Nordrhein-Westfalen sei die Zahl der Fälle von Kindesmissbrauch im vergangenen Jahr um 19,5 Prozent auf 3553 Fälle gestiegen.
„Wir reagieren mit dem Ausbau der Angebote auf den dramatischen Anstieg der Fallzahlen von sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche“, betont der Vorsitzende des Essener Kinderschutzbundes Ulrich Spie. Er sei daher dankbar für die Spende, mit der die neuen Beratungsräume ausgestattet werden sollen. Die Fachberatungsstelle finanziert sich über Landesfördermittel und Spenden. Mit dem Geld der Stadtwerke könne man auch Finanzierungslücken bei Sach- und Materialkosten schließen und Schulungen für pädagogische Fachkräfte finanzieren.
Stadtwerke unterstützen Essener Kinderschutzbund
„Wir freuen uns sehr, die wertvolle Arbeit des Kinderschutzbundes zum Schutz vor sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche unterstützen zu können“, sagte Lars Klieve, Vorstand Stadtwerke Essen AG, bei der Spendenübergabe am Montag (29. 8.). Das Geld stamme aus der „Wechselspende“: Seit einigen Jahren spenden die Stadtwerke für jeden neuen Ökostrom-Kunden 20 Euro an eine von fünf gemeinnützigen Organisationen in Essen. An wen das Geld geht, entscheidet der Kunde.
Das neue Angebot der spezialisierten Beratung bei sexualisierter Gewalt werde sehr gut angenommen, berichtet Heike Pöppinghaus, die den Fachbereich Kinderschutz leitet. „Bis heute zählte das Beratungs-Tandem bereits über 80 Beratungsanfragen.“ So wendeten sich viele betroffene Familien an die Beratungsstelle, aber auch Mitarbeiter des Jugendamtes, von Kitas und Schulen.
Dunkelziffer bei Missbrauch erschreckend hoch
Der Beratungsbedarf sei sehr unterschiedlich: So gehe es manchmal um ein bis drei Termine, in anderen Fällen um lange Beratungsprozesse mit mehr als zehn Terminen. Das Team des Kinderschutzbundes arbeite hier eng mit dem Jugendpsychologischen Institut des Jugendamtes zusammen.
Ulrich Spie weist darauf hin, dass die erschreckenden Missbrauchsfälle in Münster, Lüdge und Bergisch Gladbach zuletzt ein Schlaglicht auf das Thema sexualisierte Gewalt gegen Kinder geworfen hätten. Dagegen blieben zahlreiche andere Fälle unentdeckt. „Wir sprechen hier nicht von Einzelfällen, sondern von einer erschreckend hohen Dunkelziffer.“
Kinder lernen, sich gegen Übergriffe zu wehren
Der Kinderschutzbund setzt darum auch auf Präventionsprojekte, die Kinder frühzeitig ermutigen, sich gegen Übergriffe zu wehren. Dazu zähle das Programm „Die große Nein-Tonne“, mit dem Kita-Kinder altersgerecht sensibilisiert würden, ihre Gefühle, Ängste sowie ihre Zu- und Abneigungen ernst zu nehmen. Die Jungen und Mädchen lernten, unmissverständlich „Nein“ zu sagen, wenn jemand ihre persönlichen Grenzen überschreite. Ähnlich wie es das Projekt „Mein Körper gehört mir!“ Dritt- und Viertklässlern vermittelt.