Essen. Die Zahl der Kirchenaustritte hat im Ruhrbistum einen neuen Höchstwert erreicht, auch Essen erlebt den Abwärtstrend. Kurios: Es gibt mehr Taufen.

Noch nie sind im Bistum Essen in einem Jahr so viele Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten wie 2022. Wie das Bistum mitteilt, verzeichnete es im Vorjahr 14.093 Kirchenaustritte. Erstmals in seiner Geschichte gehören nun weniger als 700.000 Menschen zum Ruhrbistum.

Allein in der Stadt Essen verließen im vergangenen Jahr 3448 Katholiken die Kirche. Damit gab es in Essen im Jahr 2022 noch 171.580 Katholiken, zehn Jahre zuvor waren es 207.935. Die Zahlen beziehen sich auf das gesamte Stadtgebiet mit Ausnahme von Kettwig: Der Stadtteil gehört zum Bistum Köln.

Mehr als 14.000 Austritte im Bistum Essen

Im gesamten Ruhrbistum leben nun noch 679.495 katholische Gläubige (Stichtag: 31.12.2022), 23.667 weniger als ein Jahr zuvor. „Neben demografischen Faktoren – mehr Beerdigungen von Kirchenmitgliedern als Taufen – und einem Überhang an Fort- gegenüber Zuzügen, ist dieser deutliche Mitgliederschwund vor allem in der außergewöhnlich hohen Zahl an Kirchenaustritten begründet“, teilt das Bistum mit. Als bisheriges Negativ-Rekord-Jahr galt 1992 mit 9518 Austritten. Mit 14.093 habe man diesen Wert im vergangenen Jahr um rund 50 Prozent übertroffen.

Angesichts dieser Zahlen gebe es nichts zu beschönigen, sagt der Generalvikar des Bistums, Klaus Pfeffer: „Die katholische Kirche in Deutschland scheint sich weiterhin im freien Fall zu befinden.“ Im Umgang mit dem Missbrauchs-Skandal habe „die breite Öffentlichkeit den Eindruck, dass wir widersprüchlich, unbeholfen und viel zu zaghaft den Weg der Aufklärung und Aufarbeitung gehen“. Angesichts des „zerrissenen Bildes, das unsere Kirche derzeit vermittelt“ dürften die Austrittszahlen nicht überraschen.

„Die katholische Kirche in Deutschland scheint sich weiterhin im freien Fall zu befinden“, so der Generalvikar des Ruhrbistums, Klaus Pfeffer.
„Die katholische Kirche in Deutschland scheint sich weiterhin im freien Fall zu befinden“, so der Generalvikar des Ruhrbistums, Klaus Pfeffer. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Generalvikar dankt den engagierten Kirchenmitgliedern

Das Ruhrbistum unterstütze entschieden den bundesweiten Synodalen Weg, im Bistum selbst setze man auf Erneuerung und das wegweisende Zukunftsbild. „Ich bin sehr froh, dass es nach wie vor viele engagierte Christinnen und Christen gibt, die in unseren Pfarreien und Gemeinden sowie in vielen unserer sozialen und karitativen Einrichtungen aus ihrem Glauben heraus für ihre Mitmenschen im Einsatz sind“, erklärte Pfeffer. Sie arbeiteten an einer offenen, menschenfreundlichen Welt; dazu gehöre auch die Verbundenheit in der Ökumene, „weil die Zukunft des Christentums nur gemeinsam gelingen kann“.

Zahl der Beerdigungen geht zurück, dafür gibt es mehr Taufen

Erholt hat sich nach der Pandemie die Zahl der Taufen: Sie stieg 2022 gegenüber dem Vorjahr bistumsweit um 900 auf nun 4542 Taufen. Und mit 4651 Erstkommunionkindern liege dieser Wert wieder auf dem Niveau der Vor-Corona-Jahre 2018 und 2019. Bei Firmungen (1956) und Trauungen (873) lagen die Werte dagegen deutlich unter dem Vor-Pandemie-Niveau.

Auch die Zahl der katholischen Bestattungen ist bistumsweit rückläufig. In Essen hat sie sich indes kaum verändert: Im Jahr 2019 waren es 2038 Bestattungen, im vergangenen Jahr lediglich sechs weniger. Bei den Trauungen liegt dagegen auch Essen im Abwärtstrend: 2019 gab es 341 katholische Eheschließungen – im vergangenen Jahr nur noch 225.

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