Essen-Bergerhausen/Kupferdreh. Vor zehn Jahren hat der Essener Bio-Fleischer Bernd Burchhardt die Initiative Weideschwein für artgerechtere Tierhaltung ins Leben gerufen.

  • Essener Bio-Fleischer hat vor zehn Jahren die Initiative Weideschwein gegründet.
  • Die Zahl der Mitglieder ist inzwischen deutlich gewachsen.
  • Es werden noch weitere Bauernhöfe gesucht, die Weideschweine halten wollten.

Seit zehn Jahren setzt sich die von Bio-Fleischer Bernd Burchhardt aus Essen-Bergerhausen gegründete Initiative „Das Weideschwein“ für artgerechtere Tierhaltung ein. Eingebunden sind dabei Bauern und Verbraucher, die sich für mehr Tierwohl und bessere Fleischqualität einsetzen wollen und bereit sind, für Fleisch im Vergleich zur Discounterware mehr Geld zu bezahlen. Der Kreis der Unterstützer ist laut Burchhardt inzwischen auf rund 800 Menschen angewachsen.

„Die Weidehaltung von Schweinen ist die weitestgehend artgerechte Tierhaltung, die landschaftlich umsetzbar ist. Sie ist das Gegenmodell zur konventionellen Massentierhaltung“, so der Bio-Fleischer, der Geschäfte in Bergerhausen und Kupferdreh führt. Die Schweine lebten ab Geburt in Gruppen ganzjährig frei auf einer umzäunten Weide. Jeder Schweinegruppe stehe eine transportable Hütte zur Verfügung, in der die Tiere vor Hitze und Kälte geschützt seien.

Den Weideschweinen stehen transportable Hütten als Schutz vor Hitze und Kälte zur Verfügung.
Den Weideschweinen stehen transportable Hütten als Schutz vor Hitze und Kälte zur Verfügung. © Bernd Burchhardt

Die freie Bewegung an frischer Luft wirke sich nicht nur positiv auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere, sondern auch auf den Geschmack und die Konsistenz des Schweinefleisches aus, so Burchhardt. Die Initiative gebe die Pflege und Erzeugung von Weideschweinen bei regionalen Bauern in Auftrag und zahle für deren Aufwand einen angemessenen Preis. Der Mitgliedsbeitrag in Höhe von monatlich 18 Euro sei zweckgebunden und diene ausschließlich dem Aufbau des Projektes „Weideschwein“ und dessen Weiterentwicklung. Im Gegenzug erhalte jedes Mitglied zehn Prozent Rabatt auf jeden Einkauf in den beiden Bio-Fleischereien.

Die Essener Initiative Weideschwein besteht jetzt zehn Jahre

Von der Idee bis zur Umsetzung war damals einige Zeit vergangen. Zwar wollten viele Kundinnen und Kunden kein Fleisch mehr aus Massentierhaltung kaufen und ein solches Projekt deshalb unterstützen, doch die Suche nach Bauern, die den Weideschweinen Flächen zur Verfügung stellen wollten, gestaltete sich schwierig. „Viele haben offenbar Angst, auf ihrem hochwertigen, aber teuren Fleisch sitzenzubleiben“, vermutete Bernd Burchhardt damals. „Je mehr Leute mitmachen, desto größer die Chance, Bauern für das Projekt zu gewinnen. Die wissen dann, dass viele Menschen auf das Fleisch warten.“ Schon Ende 2014 hatte der Fleischermeister 240 Mitglieder für die Initiative gewinnen können.

Burchhardt ist eigentlich Diplom-Ingenieur der Elektrotechnik, beschäftigte sich im Studium schwerpunktmäßig mit regenerativen Energien wie Wind- und Solarenergie. Bis heute berät er in Sachen Photovoltaik und vermittelt Interessierten den Kontakt zu Anlagenherstellern. Er absolvierte nach dem Studium eine Ausbildung zum Fleischer, die er mit der Meisterprüfung abschloss, übernahm Ende 1998 den Betrieb seines Vaters, den er von konventioneller Produktion auf Bio umstellte. Da passte das Engagement für Weideschweine ins Konzept.

Bio-Fleischer Bernd Burchhardt hat die Initiative Weideschwein vor zehn Jahren ins Leben gerufen.
Bio-Fleischer Bernd Burchhardt hat die Initiative Weideschwein vor zehn Jahren ins Leben gerufen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Nach rund drei Jahren Vorplanung sei aus der anfänglichen Vision Wirklichkeit geworden und die Initiative habe die ersten Weideschweine vom Bio-Bauernhof Vorberg aus Velbert bekommen, blickt der Geschäftsmann zurück. Anfangs seien die Produkte ausschließlich für Mitglieder der Initiative und meist in wenigen Stunden vergriffen gewesen.

„Wir sind sehr stolz, dass unser Schweinefleischangebot mittlerweile zu rund 90 Prozent aus Bio-Weideschweinen besteht und arbeiten daran, bald die 100 Prozent zu erreichen“, sagt Burchhardt. Für die nächsten Jahre suche er weiterhin Bio-Bauern, die zusammen mit ihm den Weg zur Umstellung auf Bio-Weideschweinhaltung gehen möchten. Transparenz sei ihm von Anfang an wichtig gewesen. So können die Mitglieder die beteiligten Bio-Bauernhöfe besuchen und erhalten bei regelmäßig stattfindenden Wurstworkshops einen Einblick in die Produktion.

Hofführungen soll es bald auch für Nichtmitglieder geben

Der Termin für den nächsten Hofbesuch für Mitglieder der Initiative steht bereits: Ziel ist am 10. Juni der Bio-Bauernhof Frohnenbruch in Kamp-Lintfort. Die Familie Bird zeige dort, wie moderne Landtechnik und ökologischer Landbau sowie möglichst artgerechte Tierhaltung zusammen passen. Die finanzielle Unterstützung der Initiative habe den Umbau großer Flächen für die Weideschweinhaltung ermöglicht.

Für die Teilnehmer gibt es kostenlose Hofführungen, bei denen Bio-Bauer Paul Bird Details der Haltung von der Ferkelaufzucht bis zur Schlachtreife erläutern wird. Für Nicht-Mitglieder sollen solche Hofführungen nach den Sommerferien dann gegen einen Unkostenbeitrag angeboten werden.