Essen-Bergerhausen. . Photovoltaik-Anlagen, Weideschweine und neue LED-Beleuchtung: Der Bio-Fleischer Bernd Burchhardt ist jetzt Teil der Landesinitiative Klima-Expo.
Als „Schrittmacher“ der Landesinitiative Klima-Expo NRW wurde jetzt Bio-Fleischer Bernd Burchhardt ausgezeichnet. Damit ist der 46-Jährige der 169. von angestrebten 1000 Schrittmachern, die bis 2022 in Sachen Klimaschutz vorangehen sollen. Drei Punkte waren für die Verantwortlichen entscheidend: Burchhardt hat seine beiden Läden in Bergerhausen und Kupferdreh schon vor Jahren mit Photovoltaik-Anlagen ausgerüstet und weitere 18 Anlagen auf angemieteten Dächern installiert. „Damit versorge ich über 200 Vier-Personen-Haushalte mit Strom“, so Burchhardt.
Zudem hat Burchhardt vor drei Jahren seine Initiative Weideschwein ins Leben gerufen, die inzwischen 340 Mitglieder zählt. Diese zahlen einen Monatsbeitrag, mit dem Bauern unterstützt werden, die Schweine im Freiland halten. Die Mitglieder haben Vorkaufsrecht auf das Fleisch. „Zwei Bauern in Goch und Velbert konnte ich für die Idee gewinnen, Gespräche mit einem dritten laufen“, sagt der Fleischer, der den Betrieb in dritter Generation führt.
Nach dem Studium der Elektrotechnik machte er 1998 seinen Meister und übernahm die Fleischerei vom Vater, die er von konventionellem auf Bio-Betrieb umstellte. Viele Bauern würden den Mehraufwand bei der Weidehaltung scheuen. Mit den Mitgliedsbeiträgen würden sie zum Beispiel bei den Kosten für Zäune und Unterstand unterstützt, mit denen sie ja erstmal in Vorleistung gehen müssten, bevor sie auch nur ein Stück Fleisch verkauft hätten. Bei 14 Weideschweinen pro Hektar sei der Platzbedarf bei dieser Haltung viel größer als bei konventioneller Haltung.
„Mein aktuelles Projekt ist die komplette Umstellung auf LED-Leuchten, mit denen ich die Wurstküche und beide Ladenlokale ausgerüstet habe“, sagt Burchhardt. 87 LED-Leuchten installierte er in drei Monaten, wobei die Beleuchtung der Wursttheke das größte Problem darstellte, da das Licht dort möglichst natürlich sein soll. „Sieben oder acht verschiedene Röhren haben wir ausprobiert, bis die richtige gefunden war.“. Der Aufwand habe sich aber gelohnt: Wenn die komplette Beleuchtung eingeschaltet sei, also werktags etwa zehn Stunden, verbrauche er nur noch ein Drittel der Energie im Vergleich zu früher.
Die Bewerbung für das Projekt Klima-Expo habe eine Teilnehmerin eines Wurst-Workshops angeregt, die zu dem Zeitpunkt für das Projekt der Landesregierung tätig war. „Oft werden dafür große Firmen nominiert“, ist Bernd Burchhardt stolz, als vergleichsweise kleiner Essener Handwerksbetrieb dabei zu sein und hofft, dass viele seinem Beispiel folgen.Auch wenn Bernd Burchhardt wie jeder andere Geschäftsmann Geld verdienen will, ist er nach eigener Aussage „Bio-Fleischer aus Überzeugung, nicht, weil das gerade im Trend liegt“. „Die ersten Jahre musste ich viel Aufklärungsarbeit bei den Kunden leisten, denn natürlich sind Bio-Produkte oder besonders das Fleisch von Weideschweinen viel teurer“, sagt er. Er selbst esse nur Fleisch, von dem er wisse, wo es herkomme. „Wenn ich eingeladen bin oder essen gehe, weiß ich entweder, dass dort Bio-Produkte verarbeitet werden. Oder ich habe vorher zu Hause gegessen oder ich nehme Vegetarisches“, erklärt er. „Irgendein Würstchen auf dem Stadtteilfest geht jedenfalls gar nicht. Mein elfjähriger Sohn probiert schon mal andere Sachen, mag sie dann aber oft nicht.“ Was einem schmecke, sei ja Gewöhnungssache. Burchhardt: „Wer stark zuckerhaltige oder Produkte mit Geschmacksverstärker gewohnt ist, findet Bio-Ware anfangs oft weniger schmackhaft.“