Essen-Holsterhausen. 35 Jahre leitete Hermann Godland Chöre und Orchester an der BMV-Schule in Holsterhausen. Warum ihm der Abschied von der Schulbühne schwer fällt.
- Hermann Godland hat 35 Jahre lang Chöre und Orchester an der BMV-Schule geleitet.
- Jetzt verabschiedet er sich in den Ruhestand.
- Musik wird weiter eine große Rolle in seinem Leben spielen.
Sein gesamtes Berufsleben hat Hermann Godland als Lehrer, Chor- und Orchesterleiter an der BMV-Schule in Essen-Holsterhausen verbracht. Zum Schuljahresende geht er in den Ruhestand. Jetzt stehen die letzten Sommerkonzerte unter seiner Leitung an. Warum der 67-Jährige noch gar nicht so richtig daran denken mag, wie sich sein Alltag in wenigen Wochen ändern wird.
Eigentlich hätte Hermann Godland schon vor anderthalb Jahren in Pension gehen können, doch an der Schule wurde er weiterhin gebraucht. Und er blieb nur allzu gern, hat er es doch immer als Lebensaufgabe gesehen, Schülerinnen und Schülern ein bisschen von seiner Leidenschaft für die Musik mit auf den Weg zu geben.
Jetzt ist eine Nachfolgerin gefunden. Dass sein letzter Arbeitstag nun in greifbare Nähe gerückt ist, erfüllt den Musiklehrer eher mit Wehmut als mit Freude. „Ich werde vieles vermissen, vor allem meine Schülerinnen und Schüler. Auf den Ruhestand muss man sich vorbereiten, die dann freien Tage muss man planen statt sie einfach vergehen zu lassen“, ist sich der Pensionär in spe sicher.
Chor- und Orchesterleiter hat sein Berufsleben an der BMV-Schule in Essen verbracht
1988 hatte er an der BMV-Schule angefangen, die damals noch ein reines Mädchengymnasium war. Über eine Kollegin seiner Frau hatte er als Referendar erfahren, dass an der Schule Chor und Orchester aufgebaut werden sollten. Godland bekam eine Zusage, war erleichtert, die Stelle nach dem Referendariat sicher zu haben.
Zumal die Aufgabe genau dem entsprach, was er sich nach dem umfangreichen Studium von Schulmusik, Latein, Orchester- und Chorleitung sowie Klavier mit Schwerpunkt Liedbegleitung als Arbeitsschwerpunkt vorstellte. Dass es sich bei der BMV um eine relativ große Schule handelt, sei ihm ganz recht gewesen. Seine These, dass die Chance, Talente zu entdecken mit der Zahl der Mitwirkenden steige, sollte sich bewahrheiten: „In jedem Jahrgang gibt es außergewöhnlich begabte Schülerinnen und Schüler.“ Einige davon seien erfolgreiche Berufsmusiker geworden – an der Oper, in Orchestern, an Hochschulen.
„Durch die Chor- oder Orchesterarbeit lernt man nicht nur singen oder ein Instrument zu spielen, sondern auch viel fürs Leben wie Teamfähigkeit, Selbstbewusstsein oder den Umgang mit Prüfungssituationen und Stress. Das trägt zur Persönlichkeitsentwicklung bei. Nicht ohne Grund stellen Arbeitgeber heutzutage gern Chorsänger ein“, sagt Godland, der sich zu Beginn seiner Laufbahn selbst an die Podiumssituation gewöhnen musste. „Ich bin da reingewachsen.“ Privat hört der Lehrer, der aus einer musikbegeisterten Familie kommt, viel Klassik und ein bisschen Jazz, aber nie Rock und Pop.
Für die Sommerkonzerte gibt es noch Restkarten
Unter dem Motto „Magic Moments“ veranstalten die Chöre und Orchester der BMV-Schule mit rund 400 Mitwirkenden ihre Sommerkonzerte in der Aula, Bardelebenstraße 9. Sie präsentieren Ausschnitte der barocken Oper „Fairy Queen“ von Henry Purcell und des Musicals „Sister Act“. Der Unterstufenchor singt bekannte Filmmelodien.
Das Orchester spielt eine Polonaise von Tschaikowsky und ein Solokonzert von Lalo für Violoncello und Orchester. Bläser- und Juniorensembles bereichern zusätzlich das Programm. Die vier Konzerte sind fast ausverkauft. Restkarten gibt es noch für Samstag, 3. Juni, 16 Uhr, und Dienstag, 6. Juni, 19 Uhr, unter konzertkarten@bmv-essen.de .
Bei Konzerten habe er trotz Klassikschwerpunkts – „oft lieben Schüler am Ende die Stücke am meisten, die sie vorher gar nicht kannten“ – immer Wert auf ein vielseitiges Programm gelegt. Dass die Konzerte schon in der Anfangszeit sehr beliebt gewesen seien, sei nicht nur eine Bestätigung seiner Arbeit gewesen, sondern habe durchaus einen wirtschaftlichen Aspekt gehabt: Durch die Eintrittsgelder habe man zum Beispiel den Flügel und etliche Podeste anschaffen können.
Jungen haben den Sound der Gruppen verändert
Seit zum Schuljahr 2013/14 erstmals Jungen an der BMV aufgenommen wurden, habe sich der Klang von Chor und Orchester verändert, der Sound sei „markiger“ geworden, seit es Bass- und Tenor-Stimmen im Chor und männliche Blechbläser gebe, so Godland, der ein absolutes Gehör hat, also Töne ohne Bezugstöne bestimmen kann, und neben Klavier auch Cello und Querflöte spielt.
Seine Frau Christiane Zywietz-Godland war als Musiklehrerin und Chorleiterin an der Goetheschule in Bredeney tätig und ist bereits seit anderthalb Jahren pensioniert. „Da habe ich gesehen, wie schwer die Umstellung auf den neuen Rhythmus sein kann“, sagt der in Aachen geborene Wahl-Werdener Hermann Godland nachdenklich. Kennengelernt hatte sich das musikalische Paar auf einer Chorferienfreizeit in Österreich, später studierte es gemeinsam an der Musikhochschule Köln.
Sportliche und musikalische Pläne für den Ruhestand
Zusammen mit seiner Frau will sich der 67-Jährige auch künftig hochwertiger Musik widmen und mit Radfahren, Wandern, Skifahren, Tanzen und Tischtennis spielen etwas für die Fitness tun. „Wir leiten auch gemeinsam den Jungen Chor NRW weiter, wie wir es schon mit dem Vorgänger, dem Landesjugendchor NRW, über 30 Jahre lang getan haben“, sagt Godland. Gern begleite er den Gesang seiner Frau auf dem Klavier, auch wenn es dabei beim gemeinsamen Ringen um das beste Ergebnis gelegentlich zu „künstlerischen Kämpfen“ komme.
An der BMV-Schule habe er sich immer wohlgefühlt, mit den Kollegen gern Fußball gespielt. Die Konzerte dort will Hermann Godland weiterhin besuchen. „Ich bleibe Chor und Orchester auf jeden Fall verbunden.“