Essen-Heidhausen. Auf dem ehemaligen Sportplatz in Essen-Heidhausen ist eine Wald-Kita geplant. Doch der Projektträger verzweifelt: Es gibt immer neue Hindernisse.
Die Dringlichkeit von zusätzlichen Kita-Plätzen im Stadtteil Heidhausen mit seinen vielen Neubauprojekten bedarf keiner Diskussion. Die Stadt Essen ist in Sachen Kinderbetreuung ohnehin im Rückstand und freut sich über jeden zusätzlichen Platz. Nun muss man sich allerdings offenbar von fest eingeplanten Kita-Gruppen verabschieden – was das Versorgungsproblem deutlich verschärft.
Es geht um den alten Sportplatz am Volkswald. Vor gut einem Jahr, nachdem alle Hürden aus dem Weg geräumt schienen, verkündete Bezirksbürgermeisterin Gabriele Kipphardt, dass dort ein Waldkindergarten im August 2023 starten könne: „Er bereichert das Angebot in Heidhausen nicht nur zahlenmäßig, sondern auch konzeptionell.“ Bauplanung und Bauordnung hätten grünes Licht gegeben.
Doch jetzt ist der Frust groß. Nach vier Jahren der Abstimmungsgespräche droht das Projekt auf den letzten Metern zu scheitern. Zumindest ist im laufenden Jahr nicht mehr mit einer Realisierung zu rechnen.
ZOK betreibt bereits sechs Kitas in der Region
Wilhelm Steitz ist Vorsitzender der Mülheimer PIA-Stiftung und zugleich Prokurist der PIA-Tochter „Zukunftsorientierte Kinderbetreuung“. Die ZOK betreibt sechs Kitas in Mülheim, Duisburg und Dortmund. Sie heißen zum Beispiel „Kleine Waldfüchse“ oder „Rübenräuber“. Demnächst sollen weitere Einrichtungen dazukommen. Einen Standort in Essen zu finden, stelle ihn aber vor ungeahnte Herausforderungen, grollt Steitz.
Von verschiedenen Flächen-Vorschlägen war nur die des ehemaligen Fußballplatzes am Volkswald übriggeblieben. Dort hatte man für gut zwei Jahre ein Flüchtlingszeltdorf installiert. Danach stand der große Platz wieder leer. Ideal für eine Wald-Kita. Wilhelm Steitz war gelinde gesagt „erstaunt“, als der zum Gelände führende schmale Weg, der neben dem Gelände des Discounters Lidl entlang führt, im Genehmigungsverfahren ein Problem wurde. Schließlich gab aber auch die Feuerwehr ihre Zustimmung zur Planung.
Dann allerdings teilte die Stadt mit, für die Baugenehmigung fehle noch die Vorlage eines „Nachbareinverständnisses“ hinsichtlich des Zufahrtsweges zum geplanten „Baugebiet“. Diese müsse Steitz selbst beibringen. Der Mülheimer schrieb den Nachbarn einen Brief, der jedoch unbeantwortet blieb.
Skateparcours wurde abgeräumt
Laut dem im August 2022 vorgelegten Bericht der Stadt gibt es in Heidhausen eine Betreuungsquote für Kinder unter drei Jahren von 36,3 Prozent. Bei den über Dreijährigen waren es 65 Prozent. Die stadtweite Quote liegt bei 93,1 Prozent.
Bisher scheiterten alle Ansätze, den brachliegenden Platz am Volkswald einer gesellschaftlich-sozialen Nutzung zuzuführen, die dem Stadtteil hilft.
Letztlich verzweifelten auch die Skater der „Dicken Knöchel“. Sie hatten einen kleinen Skateparcours installiert und mussten dann erleben, wie ihre zugegeben illegalen, aber niemanden störenden Einbauten mit dem Bulldozer abgeräumt wurden. Obwohl sie von Seiten der BV IX deutlich wohlwollende Signale empfangen hatten.
Nun ist die von der Stadt gesetzte Frist abgelaufen und Steitz am Ende seiner Weisheit angelangt: „Nach vier Jahren sind wir letztlich gescheitert.“ Er habe alles versucht und dabei „von vielen Ämtern“ große Unterstützung erfahren: „Aber diese letzte Hürde schaffe ich nicht.“ Zurzeit denke man über mögliche Flächen in anderen Essener Stadtteilen nach.
Kommunalpolitik ist verärgert über Verzögerungen
Das alles ärgert die Kommunalpolitik. Parteiübergreifend waren für den Volkswald neben der Wald-Kita Nutzungsmöglichkeiten für Jung und Alt zur gemeinsamen Freizeitgestaltung, für Sport, Spiel, Erholung und Natur gefordert worden. Ratsherr Yannick Lubisch (CDU) spricht es aus: „Der Stadtteil Heidhausen hätte es verdient, wenn dieser Platz nach der Vernachlässigung in den vergangenen Jahren endlich wieder in den Fokus des Verwaltungshandelns gerückt wird.“ Der ehemalige Sportplatz biete Möglichkeiten für Kinderbetreuung und Freizeitgestaltung und sei es allemal wert, weiterentwickelt zu werden.
Sein Ratskollege Benjamin Brenk (SPD) stößt ins gleiche Horn: „Es wird Zeit, dass dieser Platz endlich sinnvoll genutzt wird. Ich wiederhole mich da ungern, aber für mich ein Mahnmal für das Desinteresse der Stadtverwaltung an dieser Fläche und somit am Stadtteil.“
Wichtig sei auch, dass über eine Wald-Kita hinaus gedacht werde: „Der Volkswald bietet ja deutlich mehr Fläche. Gerade Jugendliche benötigen einen Anlaufpunkt im Stadtteil. Deswegen wollen wir ja zum Beispiel einen der angesagten Pumptracks dort haben.“
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